Sören Gehlhaus
· 21.04.2021
Während des Online-Events „Lürssen Live!“ verriet Peter Lürßen Details über den innovativen Neubau. Entscheidend für die Implementierung des Wasserstoffsystems ist ein kurz vor Inbetriebnahme stehender Brennstoffzellen-Teststand.
Die Werftgruppe aus Bremen widmet sich seit 2009 dem Thema Wasserstoff und ist seit 2012 ein Teil des vom Bundesverkehrsministerium geförderten Forschungsprojekts Pa-X-ell. Peter Lürßen ist sich sicher: „Die Zukunft liegt im Wasserstoff. Ob als direkte Variante oder Wasserstoff, der in Methanol gebunden ist. Für Letzteres haben wir uns in Kombination mit einer Brennstoffzelle entschieden.“ Batterien sieht Lürssens geschäftsführender Gesellschafter als Brückentechnologie an.
Im Videoformat gewährte Lürssen erste Einblicke in einen Teststand, der derzeit aus sechs Seecontainern in Bremen entsteht und den Lürssens Sales Director Michael Breman bereits während der German Superyacht Conference 2020 ansprach. Das Herzstück ist eine Brennstoffzelle von Freudenberg Sealing Technologies aus Weinheim, in der Wasserstoff mit Sauerstoff aus der Luft reagiert. Das Ergebnis: Wasser, Wärme und eine elektrische Ausgangsleistung von bis zu 120 Kilowatt. Das Besondere: Wasserstoff wird aus Methanol gewonnen, das in der Demonstrationsanlage in doppelwandigen und später in strukturellen Tanks im Rumpf lagert. Lürssen wies darauf hin, dass Methanol in vielen Häfen weltweit verfügbar sei und es die Chemie-Industrie als Nebenprodukt hervorbringe. Für die Nutzung in einem klimaneutralen System müsste die Methanolherstellung allerdings mit Hilfe von erneuerbarer Energien geschehen. Die Inbetriebnahme des Teststands im Sommer 2021 soll der letzte Schritt vor der Installation an Bord sein.
Überraschenderweise gab Peter Lürßen auch Details zum Wasserstoff-Neubau bekannt: „Abweichend von unserem üblichen Kommunikationsverhalten kann ich berichten, dass wir eine Superyacht bauen, auf der eine Brennstoffzelle installiert wird“, so Lürßen. „Sie entsteht für einen Eigner, der neue Technologien liebt. Als wir ihm davon erzählten, war er sofort begeistert. Er wollte einen Wasserstoff-Antrieb mit praktischem Nutzen.“ Peter Lürßen stellte ein System in Aussicht, dass 15 emissionsfreie Nächte vor Anker ermöglicht oder das Zurücklegen von 1000 Seemeilen bei niedriger Geschwindigkeit, ohne CO2 zu emittieren. Um welches Projekt es sich konkret handelt, wurde nicht bekannt gegeben und nur so viel verraten: Der Stapellauf steht – logischerweise – noch bevor.