Marcus Krall
· 28.09.2016
Mit der Übernahme des Hamburger Konkurrenten möchte die Bremer Lürssen-Werft vor allem ihre Reparatur- und Refit-Kapazitäten ausbauen.
Diese Nachricht ist derzeit das Gesprächsthema auf der Monaco Yacht Show. Die Bremer Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH kauft die Hamburger Traditionswerft Blohm+Voss von Star Capital Partners – der Investment-Fond hatte das Unternehmen 2011 von ThyssenKrupp erworben. Selbst Mitarbeiter von Blohm+Voss erfuhren auf der Messe erst durch Zeitungsartikel von der Übernahme, die am Wochenende vollzogen wurde und der das Kartellamt noch zustimmen muss. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
"Mit Blohm+Voss übernehmen wir eine Werft, die über vielseitig einsetzbare Fazilitäten an einem strategisch günstigen Standort verfügt. Diese wollen wir in Zukunft nutzen, um unser aktuelles Angebot an Reparatur- und Refit-Leistungen abzurunden und unseren Kunden noch bessere Servicebedingungen anbieten zu können", erklärte Peter Lürßen, Geschäftsführender Gesellschafter der Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH. Insgesamt gehören zu Lürssen damit nun sechs Werften mit rund 2 800 Mitarbeitern. Inwiefern der neue Hamburger Standort der Bremer für Yacht-Neubauten genutzt werden wird, ließ Lürßen in seinem Statement offen. Das würde vor allem von der Marktentwicklung abhängen.
Da Lürssen jedoch in Bremen und Rendsburg mit Neubauten sehr gut ausgelastet ist – der Küsten-Funk kolportiert bis mindestens 2021 – wäre die Hamburger Werft als dritter Neubau-Standort sicher prädestiniert. Zu den jüngsten Blohm-Voss-Ablieferungen gehören unter anderem „Graceful“, „Palladium“ oder „Eclipse“.
Dr. Klaus Borgschulte, Lürssens Technik-Geschäftsführer und früher selbst bei Blohm+Voss beschäftigt, ergänzte Peter Lürßens Aussage: „Aufgrund der auf unterschiedlichen Arbeitsebenen teils langjährigen und vertrauensvollen Zusammenarbeit – aktuell ist der Standort in die gemeinsame Fertigung der Fregattenklasse F125 für die Deutsche Marine eingebunden – sind wir zuversichtlich, eine gute Grundlage vorzufinden, um die Unternehmen unter einem gemeinsamen Dach zu führen.“
Und was sagt Fred van Beers, CEO von Blohm+Voss? „Mit Lürssen gewinnen wir einen langfristig engagierten, strategischen Eigentümer, der unser Unternehmen gemeinsam mit uns entwickeln und die Services in unseren Kernbereichen weiter ausbauen möchte“, so der Niederländer, der von Star Capital vor rund 18 Monaten auf den Chefsessel gehievt wurde. Noch in der Juli-Ausgabe von BOOTE EXCLUSIV hatte van Beers, der den Umsatz von Blohm+Voss bis 2020 verdoppeln wollte, ganz anders geklungen. Auf die Frage, ob er manchmal neidisch in Richtung Bremen, auf den Erfolg von Lürssen blicke, antwortete er: „Ich habe großen Respekt vor den Leistungen von Lürssen, aber unsere Unternehmensstrukturen sind schwer vergleichbar. Blohm+Voss ist auf einem guten Weg, und wir werden uns in den nächsten Jahren ein gutes Stück vom Markt sichern. Wir haben ein professionelles Team mit großem Know-How und viel Erfahrung; und wir haben die Kapazitäten, Megayachten von über 100 Metern Länge zu bauen.“
Und auf die Frage, ob Star Capital im Jahr 2020 noch Eigentümer von Blohm+Voss sei, antwortete er: „Schiffbau erfordert ein langfristiges Engagement, und das weiß auch unser Eigentümer. Star Capital Partners verfolgt das Ziel, die Werft zu erhalten und weiter zu entwickeln.“