Trump-ZölleAlle US-Bestellungen stehen auf Hold – für europäische Werften bricht der amerikanische Markt weg

Hauke Schmidt

 · 09.04.2025

Boote wie die 1414 Demon von Frauscher werden von US-Kunden derzeit nicht bestellt
Foto: Frauscher
Die von Donald Trump verhängten Einfuhrzölle treffen die europäischen Werften unterschiedlich hart. Einige Betriebe profitieren von Schlupflöchern bei anderen wie Frauscher ruht das US-Geschäft. Branchenvertreter fordern eine Lösung im Handelsstreit.

„Die US-Zölle haben im Moment einen starken Einfluss auf unser Engagement in den USA. Derzeit sind die meisten Bestellungen auf ‘Hold’ gesetzt. Vor allem die Unsicherheit, ob es bei diesen Zöllen bleibt oder ob es bald eine Einigung zwischen der EU und den USA gibt, legen jede zukünftige Bestellung für den Moment lahm. Unsere amerikanischen Partner wollen jetzt keine Boote mit Zollaufschlag bestellen, da es die Möglichkeit gibt, dass es bald wieder zu einer Reduktion dieser Abgaben kommt. Die nächsten Monate werden dazu hoffentlich Klarheit schaffen und danach rechnen wir mit einer Entspannung der Situation”, so Geschäftsführer Stefan Frauscher. „Unsere Reaktionsmöglichkeiten auf die amerikanischen Zölle sind beschränkt. Wir sind jedoch in der glücklichen Lage einen starken Heimmarkt in der EU zu haben. Dazu kommen noch neue gute funktionierende Märkte wie die Türkei und Canada. Auch die Tatsache, dass wir mit den Motor- und Elektrobooten zwei verschiedene Produktlinien anbieten, macht sich gerade jetzt in herausfordernden Zeiten positiv bemerkbar”, erklärt Frauscher weiter.

Vorübergehendes Problem, Bavaria und Hanse sind zuversichtlich

Bei den deutschen Großserienwerften zeigt sich ein differenzierteres Bild. Marcus Schlichting von Bavaria Yachts erklärt: „Der Anteil unseres USA-Geschäfts ist im Verhältnis zu unserem Absatz in Europa relativ gering. Und noch ist die wirkliche Höhe der von Trump verhängten Zölle auf Bootsexporte in die USA langfristig nicht fix.” Schlichting sieht die größere Gefahr in der allgemeinen Verunsicherung: „Viel schlimmer ist die Verunsicherung, die sich jetzt durch die Diskussionen über Zölle bei europäischen Kunden noch verstärkt. Besonders Investitionen im privaten Bereich, und nichts anderes sind Yachten, werden zurückgestellt und belasten unser Geschäft.”

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Ähnlich sieht es Hanse Yachts. Die Greifswalder sind sowohl mit den Segelbootmarken Hanse, Dehler und Moody als auch mit den Motorbooten von Fjord betroffen. Sie bezweifeln, dass die Zölle von langer Dauer sein werden. „Man setzt auf das Verhandlungsgeschick der EU und hat bisher noch keinen Kunden verloren”, so ein Mitarbeiter des Vertriebsteams.

Dramatische Auswirkungen im Segelboot-Segment

Deutlich härter trifft es die schwedische Segelboot Werft Hallberg-Rassy. “Die Zölle von Präsident Trump treffen auch uns hart, denn die USA sind unser größter Einzelmarkt. Seine Zölle lähmen den Markt, und zwar nicht nur für uns, sondern für alle, die in die Vereinigten Staaten exportieren, und das hat Folgen für die ganze Welt. Für einen Hallberg-Rassy-Käufer aus den USA wird der Preis um 34 Prozent steigen, wenn das Boot dorthin geliefert werden soll”, so Werftchef Magnus Rassy gegenüber der schwedischen Zeitung ST-Tidningen. Die Werft, die bisher ihre Produktion auf voller Kapazität halten konnte, sieht sich nun gezwungen, die Fertigung auf 62 Prozent zu reduzieren. Das bedeutet auch einen massiven Stellenabbau. Etwa jeder Dritte der 194 Beschäftigten muss gehen.

Trotz dieser Einschnitte blickt Magnus Rassy verhalten optimistisch in die Zukunft. Das Unternehmen sei schuldenfrei, habe niedrige Fixkosten und verfüge über langjährige Erfahrung in der Anpassung an Marktveränderungen.

Die ganze Branche ist betroffen

Die Problematik beschränkt sich nicht auf Hallberg-Rassy allein. Die European Boating Industry (EBI), der Dachverband der europäischen Bootsindustrie, warnt vor den weitreichenden Folgen der Trump-Zölle. In einer Stellungnahme betont die EBI bereits am 3. April, dass Zölle Unternehmen belasten, das Wirtschaftswachstum hemmen und insbesondere Arbeitsplätze in kleinen und mittleren Unternehmen gefährden, die das Rückgrat der Bootsindustrie bilden. Die EBI begrüßt das Ziel der EU, eine Verhandlungslösung mit den USA zu finden, und erklärt sich bereit, Vorschläge zur Förderung des gegenseitigen Erfolgs der Freizeitbootindustrie einzubringen. Eine dauerhafte Abschaffung der Zölle würde nach Ansicht des Verbandes Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze und Investitionen auf beiden Seiten des Atlantiks unterstützen.


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So treffen die Zölle die US-Bootsindustrie

Auch in den USA selbst zeigen sich die Auswirkungen der Handelspolitik von Präsident Trump. Laut einer Umfrage der National Marine Manufacturers Association (NMMA) unter US-Bootsherstellern sehen 93% der Befragten negative Auswirkungen auf ihr Geschäft durch die Zölle auf Aluminium und Stahl. Die Hersteller berichten von steigenden Kosten, Lieferverzögerungen und Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Materialien.

Die Unsicherheit über zukünftige Handelsbeziehungen und mögliche weitere Zölle belastet die Planungssicherheit der Unternehmen. Viele US-Hersteller befürchten, dass die steigenden Kosten letztendlich an die Verbraucher weitergegeben werden müssen, was zu einem Rückgang der Nachfrage führen könnte.


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