Sören Gehlhaus
· 22.06.2022
In den Niederlanden wird eine Werft zurückgekauft, die Türkei wird zum sicheren Hafen, und US-Behörden sanktionieren in Monaco und beschlagnahmen eine Giga in Fidschi.
Heesen Yachts wurde erfolgreich in eine Stiftung überführt. Dem voraus ging ein gescheiterter Versuch, nachdem eine Notarin diesen Schritt verweigert hatte. Zu diesem Zeitpunkt stand der damalige Heesen-Eigentümer und Lukoil-Chef Wagit Alekperow bereits auf der Sanktionsliste des Vereinigten Königreichs. Die EU hat den russischen Unternehmer aserbaidschanischer Herkunft, der von seinem Posten beim Mineralölkonzern zurückgetreten ist, nach wie vor nicht in seinem wirtschaftlichen Handeln eingeschränkt, allerdings soll die Werft aus dem niederländischen Oss Schwierigkeiten bekommen haben, wichtige Teile aus UK zu erhalten, wie etwa Motoren von Rolls-Royce/MTU. Der neu gebildete Stiftungsrat besteht aus dem langjährigen Heesen-CEO Arthur Brouwer und Anjo Joldersma, einem ehemaligen Miteigentümer des Landtechnikgroßhandels Kramp.
Für Schlagzeilen sorgte die US-Taskforce KleptoCapture, die weltweit Besitz von Russen beschlagnahmt, die durch Korruption zu Reichtum gekommen sind. Für viele ihrer Yachten ist die Türkei zum sicheren Hafen und eine Möglichkeit geworden, ins Schwarze Meer vorzudringen. Mithilfe von KleptoCapture sanktionierte die USA auch das monegassische Management- und Brokerhaus Imperial Yachts. Die New York Times publizierte Ermittlungsergebnisse des FBI, dem E-Mails zwischen der „Amadea“-Crew und Imperial vorliegen. Befragungen von Besatzungsmitgliedern ergaben zudem, dass Mitglieder der Familie von Suleiman Kerimow Anfang des Jahres an Bord des 106 Meter langen Lürssen-Baus waren. „Amadea“ machte im April in Fidschi fest, wo der oberste Gerichtshof des Inselstaates die US-Beschlagnahme und damit die Kerimow-Eignerschaft bestätigte. Im Zuge des Verfahrens präsentierte ein Anwalt Eduard Chudainatow als rechtmäßigen Besitzer. Dem russischen Unternehmer und Setschin-Vorgänger an der Spitze von Rosneft soll zudem die in Marina di Carrara beschlagnahmte 140-Meter-Lürssen „Scheherazade“ gehören. Kerimow stand wie Igor Setschin, der als wahrer Eigner von „Crescent“ (135 Meter) gehandelt wird, bereits vor Kriegsausbruch auf US-Sanktionslisten. Ein weiterer von den USA seit 2014 sanktionierter Putin-Vertrauter heißt Gennadi Timtschenko. Laut NYT-Recherchen kommen US-Geheimdienste zu dem Schluss, dass „Scheherazade“ ein Geschenk von Timtschenko und seinen Partnern an Wladimir Putin gewesen ist. Mitte Juni belegte die EU den Strohmann Chudainatow mit Sanktionen, und „Amadea“ lief unter dem Sternenbanner Hawaii an.