Boote Redaktion
· 13.12.2022
Wer sich ein Boot zulegen will, steht unter anderem vor der Frage: Neu oder gebraucht? Beides hat Vor- und Nachteile, über die man sich im Vorfeld Gedanken machen sollte.
Ein schlauer BWL-Professor hat einmal gesagt, dass man allen Betriebswirten, die ein neues Auto kaufen, das Diplom wegnehmen müsste. Seine mit konkreten Zahlen belegte These: Es gibt nur wenige Dinge, die unwirtschaftlicher sind als der Kauf eines neuen Autos, das in kürzester Zeit enorm an Wert verliert. Ein Auto kann meist nicht schwimmen, das stimmt, trotzdem begegnet uns dieses Phänomen auch im „Bootsleben“.
Der Preis ist einer der wichtigsten Gründe, sich für ein Gebrauchtboot zu entscheiden. Hinzu kommt, dass gebrauchte Boote häufig mit reichlich Zubehör verkauft werden, das – neu angeschafft – auch nicht „für’n Appel und’n Ei“ zu haben ist. Darüber, dass der Motor ein paar PS zu viel oder zu wenig hat und die Muster der Polsterbezüge und Gardinen aus der Zeit des „Gelsenkirchener Barock“ stammen, sieht man bei einem preiswerten Boot aus zweiter Hand schneller hinweg als bei einem neuen. Wichtig ist auch, dass man auf sein neues Gebrauchtes nicht lange warten muss, sondern es im Idealfall gleich „mitnehmen“ kann.
Bevor es ans Einkaufen geht, sollte man wissen, welcher Bootstyp den eigenen Vorstellungen vom Bootfahren entspricht. Wollen Sie mit Ihrem Bötchen auch auf der Straße verreisen, sollte es mühelos trailerbar sein. Das heißt, sind Boot und Anhänger zusammen schwerer als 2 t, geht ohne starken Schlepper (Geländewagen, Kleinlaster) nichts mehr. Bei Überbreite (mehr als 2,55 m) hilft eine Sondergenehmigung. Eine solche brauchen offene Sportboote, die sich bestens für Ausflüge, Wasserskilaufen, Bade- und Angeltouren auf Binnenrevieren und in Küstennähe eignen, sicher nicht. Auch wenn sie „Daycruiser“ heißen, können auf ihren „überdachten Kollegen“ zwei Personen übernachten, wobei der Komfort jedoch eher bescheiden ist. Den findet man auf kleinen Kajütbooten mit Mini-Pantry und Toilette schon eher. Stehhöhe, die in der Regel erst ab 7 m Bootslänge zu haben ist, bietet dieser Bootstyp aber meist noch nicht.
Spätestens ab 7 m Länge gibt es neben den sportlichen Gleitern auch eine große Auswahl an Verdrängern und Halbgleitern. Wer auch hier die richtige Wahl treffen will (und wer will das nicht?), muss sein Fahrtgebiet kennen. Stehen überwiegend Kanäle und Seen auf dem Reiseplan, braucht man keinen schnellen Gleiter, sondern ist mit einem gemütlichen Verdränger besser bedient. Warum? Gleiter fahren bei langsamen Geschwindigkeiten – und nur solche sind auf diesen Revieren erlaubt – meistens nicht annähernd so kursstabil wie Verdränger. Das ist auf Flüssen wie dem Rhein ganz anders. Durch die starke Strömung haben Verdränger mit kleinen Motoren und geringen Rumpfgeschwindigkeiten hier Probleme, gegenan zu kommen. Halbgleiter und Gleiter haben’s da wesentlich leichter. Auf See findet man alle drei Bootstypen, wobei Gleiter und Halbgleiter den Vorteil haben, dass sie schlechtem Wetter schneller ausweichen können. Wird es einmal richtig rau, ist es jedoch mit Gleitfahrt schnell vorbei, es sei denn, man will Boot (und Rücken) ruinieren.
Hat man seinen Bootstyp gefunden, entscheidet oft das Portemonnaie über die Bootsgröße. Jetzt kann die Suche beginnen. Dabei sollte man sich auch auf längere Reisen einstellen, denn die wirklich interessanten Boote liegen häufig nicht im Yachthafen oder beim Händler um die Ecke. Merke: Nur wenn man mehrere Boote gesehen hat, kann man wirklich vergleichen – und handeln.