Fabian Kusche: Grundsätzlich ist Motosurfen für alle Altersgruppen geeignet, sofern die entsprechende Person groß genug ist, um mit den Füßen ausreichend sicheren Halt auf dem Board zu finden. Für den Freizeitsport ist eine durchschnittliche Fitness völlig ausreichend. Eine Grundbeweglichkeit sollte vorhanden sein, da beim Aufstehen auf dem Board aus der hockenden Position ins Stehen gewechselt werden muss. Selbstverständlich sollte jeder Motosurfer schwimmen können.
Im Leistungssport, wie ihn beispielsweise auch der Deutsche Motoryachtverband (DMYV) fördert, ist gezieltes Training für Ausdauer, Kraftausdauer, Koordination und Balance notwendig. Im Wettkampf werden während eines circa 15-minütigen Wertungslaufes quasi durchgehend und im steten Wechsel Sit-Ups und Kniebeugen gemacht, um den Slalomkurs auf dem Wasser zu absolvieren.
Der Hauptunterschied zum Wasserski- oder Wakeboard fahren ist, dass beim Motosurfen kein Zugfahrzeug oder Lift vorhanden ist. Beim Motosurfen bestimmt der Fahrer selbst über den sogenannten "Control Handle" die Geschwindigkeit des Boards. An diesem Control Handle kann man sich auch festhalten und mit Gewicht hinein lehnen. Bei den ersten Schritten beim Motosurfen ist die Koordination zwischen Bestimmen und Regeln der eigenen Geschwindigkeit bei gleichzeitigem Finden der Balance die größte Herausforderung. Hierbei gilt, dass mit einer gemäßigten Geschwindigkeit in Gleitfahrt das Board sich stabilisiert und das Aufrichten auf dem Board erheblich einfacher wird. Dies unterrichten wir auch so bei unseren Schnupperkursen.
Nachdem die erste Hürde genommen wurde, ist die Lernkurve beim Motosurfen sehr steil. Sehr schnell werden die ersten Schwünge und Kurven gefahren. Mit zunehmendem Selbstvertrauen und Vertrauen in das Sportgerät wagen die Sportler schon nach kurzer Fahrzeit immer mutigere Manöver und fangen an, das Board zu beherrschen.
Grundsätzlich wird bei den Motosurf-Boards anhand der Antriebsart unterschieden. Beiden Arten ist gemein, dass sie einen Rumpf aus Carbon haben, um ein möglichst geringes Gewicht zu erzielen und der innenliegende Antrieb mit einem Impeller zur Vermeidung von Verletzungen des Fahrers, auch Jetantrieb genannt. Es gibt zum einen Fahrzeuge mit einem Akku und elektrischem Antrieb, zum anderen Fahrzeuge mit einem kleinen Verbrennungsmotor. Beide Konzepte haben ihre Vor- und Nachteile, die je nach geplanter Nutzung abgewogen werden müssen.
Vorteile sind die recht geringe Geräuschentwicklung und die Möglichkeit zur Nutzung auf Wasserflächen, auf denen der Betrieb von Verbrennungsmotoren verboten ist. Dies trifft auf viele Binnenseen in Deutschland zu. Ein Nachteil ist das deutlich höhere Gewicht (aufgrund des Akkus; 33 kg Elektrisch vs. 20 kg Verbrenner), was das Board träger macht und den Transport in das und aus dem Wasser mühseliger macht. Ein weiterer Nachteil ist die geringere Reichweite (je nach Fahrmodus zwischen 30 und 55 Minuten) und der Umstand, dass für eine sofortige Weiterfahrt ein weiterer Wechsel-Akku vorhanden sein müsste. Alternativ muss eine Ladezeit für den Akku von 2 bis 2,5 Stunden kalkuliert werden, was am Strand, im Urlaub oder auf manchen Booten eine nicht lösbare Herausforderung sein kann. Die Höchstgeschwindigkeit von elektrischen Boards liegt bei etwa 55 km/h.
Der Transport der Akkus per Luftfahrzeug ist praktisch nicht möglich. Die Akkus dürfen nur unter sehr strikten Auflagen und zu einem recht hohen Preis in Transportflugzeugen transportiert werden. Eine Mitnahme in den Urlaub per Flugzeug ist somit ausgeschlossen.
Die von Verbrennungsmotoren angetriebenen Boards müssen für den Betrieb in Deutschland und der EU natürlich die Grenzwerte hinsichtlich Emissionen einhalten. Das betrifft zum einen die betriebsbedingten Geräuschemissionen als auch die durch die Verbrennung entstehenden Emissionen. Als Positiv-Beispiel führen wir hier die Produkte der Marke JETSURF an. Lückenlos alle Boards, egal welche Leistungsstufe, verfügen über eine moderne Direkteinspritzung und können wahlweise mit klassischem Superbenzin oder aber mit aus pflanzlichen Bestandteilen gewonnenen EFuels betrieben werden. Die ausgestoßenen Emissionen erreichen dabei nur 27% des von der EU definierten Grenzwertes für diese Fahrzeugklasse.
Die Geräuschemissionen der JETSURF Boards für den Freizeitbereich werden durch eine komplett gekapselte Abgasanlage und einen speziellen Schalldämpfer auf 53 dB reduziert, was sogar unterhalb des Lautstärkeniveaus eines normalen Gespräches liegt. Sämtlich JETSURF-Boards (elektrisch als auch mit Verbrennungsmotor) sind durch den TÜV Süd CE-zertifiziert und unterscheiden sich dadurch von allen Mitbewerbern speziell aus dem asiatischen Bereich.
Nachteil von Boards mit Verbrennungsmotor ist, dass sie trotz ausgefeilter Technik auf Gewässern mit Verboten für den Betrieb von Verbrennungsmotoren nicht genutzt werden können. Vorteile sind das deutlich geringere Gewicht, was sich beim Handling am Ufer ebenso wie beim Fahren auf dem Wasser positiv bemerkbar macht. Die Reichweite der Boards liegt bei 60-90 Minuten; es kann anschließend sehr einfach nachgetankt und weiter gefahren werden. Diese höhere Flexibilität ist dann attraktiv, wenn das Board mit in den Urlaub genommen werden soll. Für den Transport in Luftfahrzeugen wird der Tank entnommen, geleert und gelüftet im normalen Gepäck mitgeführt und das Board als Sportgepäck aufgegeben. Die Höchstgeschwindigkeit von Boards mit Verbrennungsmotor liegt zwischen 55 und 70 km/h, abhängig von der Wahl der Motorisierung.
Diese Argumente begründen, warum die überwältigende Mehrheit der international fahrenden Motosurfer ein Board mit Verbrennungsmotor bevorzugen. Die elektrischen Boards werden aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität und Flexibilität eher "stationär" eingesetzt, beispielsweise von Anwohnern eines Sees.
Bei den vergleichsweise hochpreisigen Motosurf-Boards ist es verständlich, wenn Käufer primär auf den Preis schauen. Beim Kauf eines Neufahrzeugs ist es immer ratsam, sich an einen Vertragshändler zu wenden, der neben Garantie und Gewährleistung auch den Service nach dem Verkauf leisten kann.
Bei Gebrauchtfahrzeugen ist als erstes darauf zu achten, dass der Rumpf, der Antrieb und die Zubehörteile nicht offensichtlich beschädigt sind. Ein defekter Carbonrumpf ist nur selten kostengünstig instand zu setzen. Die angegebene Betriebszeit eines gebrauchten Fahrzeugs kann nur durch einen Vertragshändler mittels eines Diagnoselaptops überprüft werden. Wichtig beim Kauf eines gebrauchten Fahrzeugs ist, dass der Motor problemlos anspringt und während des Betriebs keine Undichtigkeiten der Abgasanlage festgestellt werden. Ideal wäre es, eine Probefahrt zu machen.
Ein großes Thema ist der Betrieb in Salzwasser. Die JETSURF Boards sind dafür gebaut worden, auch im Salzwasser betrieben zu werden. Jedoch ist nach Salzwassernutzung das Spülen mit Frischwasser unerlässlich. Stellt man bei einem gebrauchten Fahrzeug erhebliche Korrosionsspuren an Motor oder Abgasanlage fest, sollte man es nicht kaufen.
Das Zubehör des Fahrzeugs sollte unbeschädigt und vollständig sein. Dazu zählen Transporttasche, Zubehörtasche mit Werkzeug, Haupt- und Seitenfinnen, Ladegerät usw. Leider gilt auch bei Motosurf-Boards die Binsenweisheit: "Wer billig kauft, kauft zwei Mal."
Grundsätzlich sollte man einen Neoprenanzug tragen, der nach Wasser- und Außentemperatur gewählt werden kann. Er schützt vor dem Auskühlen im Wasser und bietet einen leichten Schutz. Ein Muss ist das Tragen einer sogenannten Prallschutzweste. Sie schützt den Oberkörper bei Stürzen und bietet zusätzlich Auftrieb im Wasser. Wir raten außerdem dringend dazu, einen Schutzhelm wie beim Kitesurfen oder Wakeboarding zu tragen. Der Kopf wird bei Stürzen geschützt und die Wahl einer leuchtenden Farbe macht den Motosurfer im Wasser besser sichtbar.
Wenn man sich entscheidet, auch im Winter fahren zu wollen, sind Neoprenhandschuhe und Füßlinge notwendig. Wir selbst trainieren ganzjährig für die WM und nutzen sogenannte Trockenanzüge. Diese sind vergleichsweise teuer, halten den Fahrer aber wirklich trocken und bieten einen erstaunlichen Tragekomfort, vergleichbar mit einem Jogginganzug.
Grundsätzlich darf dort gefahren werden, wo der Betrieb mit motorisierten Wasserfahrzeugen erlaubt ist. Jedoch sind lokale Regeln zu befolgen, beispielsweise Befahrensverbote für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, Geschwindigkeitslimits, Badezonen, Naturschutzgebiete etc. Erfahrungsgemäß kann auf den sogenannten Wassermotorradstrecken auf den Binnenwasserstraßen der Agilität der Boards freien Lauf gelassen werden, da dort auch keine Einschränkungen hinsichtlich "unklarem Kurs" oder "Figurenfahren" gegeben sind.
Ein beliebtes Revier zum Fahren in Deutschland ist die Ostsee, die durch geringen Tidenhub, niedrigen Salzgehalt und häufig sehr bequemem Zugang über den Strand zu Fahren einlädt. Auch hier gilt es, lokale Regeln zu beachten und keine anderen Wassersportler zu gefährden – das gilt aber auch für einen SUP-Fahrer. Der MotoSurf Club Germany e. V. versucht auf seiner Website eine Übersichtskarte mit Nutzereinträgen zu pflegen, die neben möglichen Fahrgebieten auch geeignete Einstiegsstellen und geltenden Regeln abbildet.
Bis auf die Boards für den Betrieb in der WM sind alle Fahrzeuge führerscheinfrei. Die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor liegen alle unter der Grenze von 15 PS; die elektrisch angetriebenen JETSURF-Boards haben weniger als 10 PS. Für ein Fahrzeug, welches die jeweilige PS-Grenze übersteigt, ist natürlich ein SBF See oder Binnen erforderlich.
Der Gesetzgeber schreibt für alle Fahrzeuge, die auf öffentlichen Gewässern betrieben werden und eine Motorleistung von mehr als 3,3 PS haben, ein Kennzeichen vor. Aufgrund des Jetantriebes kann den motorisierten Surfboards streng genommen nur ein amtliches Kennzeichen durch ein Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) zugeteilt werden; ein amtlich anerkanntes Kennzeichen wie es von einigen Verbänden für andere Wasserfahrzeuge vergeben wird, ist streng genommen nicht zulässig. Die JETSURF Boards verfügen alle über eine EU-Konformitätsbescheinigung und können problemlos bei einem WSA zugelassen werden.
Es gibt keine Versicherungspflicht. Wir empfehlen aber dringend, wenigstens eine Haftpflichtversicherung abzuschließen. Mitunter sind die Boards und auch ihr Betrieb durch die persönliche Haftpflichtversicherung abgedeckt. Dies kann aber nicht allgemein beantwortet werden, sondern muss im Einzelfall zusammen mit dem Versicherungsmakler geprüft werden. Eine Kaskoversicherung wird von einigen Versicherern angeboten. Ob und inwiefern sich das lohnt, muss jeder für sich entscheiden.
Hier beleuchten wir die am Markt existierenden Vertriebs- und Servicekonzepte.
Wir selber sind Vertragshändler für die Marke JETSURF. Die Entscheidung, diese Marke zu vertreiben und vollumfänglichen Service anzubieten, ist nach vielen Vergleichen und Tests gefallen. Die Marke JETSURF ist 2010 als Pionier mit den ersten motorisierten Surfboards auf den Markt gekommen und hat seitdem als Vorlage für viele Kopien gedient. JETSURF ist ein tschechisches Produkt, welches in Handarbeit in Brno (Brünn) hergestellt wird. Die Verortung innerhalb der EU macht es notwendig, dass die Produkte "von Geburt an" den geltenden Vorschriften und Normen in der EU gerecht werden, da sonst ein professioneller Vertrieb nicht möglich wäre.
Wir sind nur einer von weltweit vielen Vertragshändlern. Für den Besitzer eines JETSURF-Boards bedeutet das, dass er sowohl an der Lübecker Bucht als auch auf Mallorca oder in Australien stets einen Ansprechpartner vor Ort findet, sollte er Fragen oder Probleme mit seinem JETSURF-Board haben. Die Produkte haben vielen Mitbewerbern als Vorlage für schamlose Kopien gedient, wobei selbst geschützte Patente ignoriert wurden. Die auf asiatischen Online-Plattformen angebotenen Produkte verführen durch einen geringeren Preis, der jedoch spätestens mit der Einfuhr in die EU durch die Einfuhrumsatzsteuer und Zollgebühren steigt. Als Käufer eines solchen Produktes darf man nicht vergessen, dass man beim Import als "Inverkehrbringer in die EU" gilt und somit sämtliche Haftung beim Käufer liegt. Sei es bei Defekten oder bei der Schädigung Dritter.