Unbekannt
· 26.05.2015
Los gehts: Mit Wohnmobil und Schlauchboot in der riesigen Heckgarage fahren wir nach Kroatien. Doch wie sieht’s mit dem zulässigen Gesamtgewicht aus?
Vor dem Jugoslawien-Konflikt sind viele Urlauber an die Küsten von Koper bis Ulinj gefahren. Ein beliebtes Reiseziel für Familien mit Wohnwagen, Zelt und zerlegbaren Schlauchbooten oder Trailerbooten. In solchen Urlauben entdeckte die junge Generation den Spaß am Bootfahren und trug das Vergnügen später weiter in die eigenen Familien. Eine Entwicklung, die jahrelang durch den Krieg unterbrochen wurde und daher zu einem Entwicklung-Dämpfer (auch Jugoslawien-Knick genannt) im Bootssport führte.
Nun ist Kroatien in den letzten Jahrzehnten wieder zu einem beliebten Reiseziel der Deutschen geworden. Heute fährt man mit Wohnmobilen sowie Auto und Caravan oder Trailerboot los und macht es sich auf den zahlreichen Campingplätzen oder in der Ferienwohnung gemütlich. Das ein oder andere Schlauch- und Kunststoffboot wird dann auch mitgenommen. Grund genug, solch eine Reise ebenfalls zu unternehmen: Vierköpfige Familie mit LMC-Wohnmobil und Yam-Schlauchboot (made by Zodiac) sowie einem 15-PS-Yamaha-Außenborder im Gepäck.
Da wir 14 Tage geplant hatten und uns der Hinweg noch vorher über Linz und Gmunden am Traunseen führte, haben wir unser Ziel aufs (nahe) Istrien gesteckt. Genauer gesagt auf den Campingplatz Mareda zwischen Umag und Novigrad. Unser Gefährt, ein modernes Wohn-mobil des Typs LMC Explorer Sport-Line I 745 bietet vier Personen viel Platz zum Leben. Das fängt mit den Kojen (zwei Hubkojen im Fahrerhaus und zwei hinten im Doppelbett) an, geht über Küche mit Sitzecke bis zu getrennten Dusch- und Toilettenraum.
Damit außen ebenfalls alles gemütlich ausfällt, hat unser Modell eine Markise. Die Campingmöbel dafür haben wir – wie auch unser Boot samt Ausrüstung – im riesigen Heckkasten verstaut. Nun zu einem immer wieder heiß diskutierten Thema bei Womofahrern: das zulässige Gesamtgewicht. Eine "magische Grenze" liegt bei 3500 kg. Bis zu diesem Gewicht werden Wohnmobile bei Gebühren und Geschwindigkeiten ähnlich wie PKWs behandelt.
Darüber schon eher wie LKWs, was besonders in Österreich gilt. Dort sollen auch die Gewichtskontrollen besonders häufig vorkommen und sehr streng ausgelegt werden. Mit dieser Mahnung im Hinterkopf bin ich auf eine Waage gefahren, um festzustellen, was unser immerhin 7,40 m langes Wohnmobil denn nun wirklich wiegt. Der Schock: Auf der Waage stand 3280 kg. Mitgewogen haben wir etwa 40 l Frischwasser, den gut halb vollen Dieseltank, Außenborder und Campingmöbel, Grundausstattung des Wohnmobils sowie Geschirr für vier Personen. Wie soll das denn funktionieren?
Allein die vier Personen bringen das Fass (die 3500 kg) ja schon zum Überlaufen. Der Blick in die Papiere brachte jedoch Erleichterung, unser Testfahrzeug hatte eine Auflastung auf 3850 kg (maximal 4250 kg möglich). Heißt jedoch im Umkehrschluss nur 100 km/h auf deutschen Autobahnen und sogar nur 80 km/h in Österreich.
Was mit meiner "grauen Pappe" problemlos zu fahren ist, stellt für junge Fahrer schon ein Problem dar, denn sie dürfen nur bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 3500 kg auf den Fahrersessel. Weiterer Aufwand: In Österreich fahren wir nicht mit dem normalen "Pikerl" sondern mit der "GO Box" (gibt es an ausgewiesenen Rast- stätten), die unsere Maut kilometergenau und abhängig von der Schadstoffklasse, Achsenzahl abrechnet.
In Slowenien und Kroatien nehmen wir auch die Spur für Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse über 3,5 Tonnen. Ergo, die Mautgebühren sind überall spürbar teurer, als bei den "Leichtgewichten". Dafür starten wir mit einem guten Gewissen, denn beladen wird zu Hause mit einer Haushaltswaage sowie Kilogrammliste und am Ende kommen wir mit vollem Dieseltank (Wassertank leer) garantiert nicht über die 3850 kg.
Fahren lässt sich das LMC-Mobil problemlos. Dafür sorgen ein 180 PS starker Diesel, Sechsganggetriebe, Tempomat große Außenspiegel und Rückfahrtkamera. Beeindruckt hat der Diesel: Selbst mit der LKW-Geschwindigkeit auf Österreichs-Autobahnen musste man den sechsten Gang auch bei Bergstrecken kaum verlassen, und der Tempomat hat alles prima geregelt.
Lohn der geringen Geschwindigkeit ist der Verbrauch. Er liegt laut Bordcomputer knapp unter 10,5 l/100 km für die gesamte Urlaubsstrecke von etwa 3000 km. Fahrer, Beifahrer und Crew sitzen bequem und können sich gut unterhalten.
Damit der TV-Kontakt nach Hause nicht abbricht, stattet der Hersteller unser Wohnmobil mit Fernseher und automatischer Satellitenschüssel aus. Druck aufs Knöpfchen, und wenige Minuten später hat man auch in Kroatien die umfangreiche, deutschsprachige Programmauswahl.
mit dem Bootfahren loslegen, müssen wir unsere Yam 380 aufbauen und es vor allem beim Hafenamt anmelden. Für das gemütliche Entladen und Aufbauen kann man etwa eine Stunde rechnen. Selbst die Kinder lassen sich schnell dazu überreden, mitzuhelfen.
Beim Anmelden in Novigrad (mit einer Dieselbahn vom Campingplatz zur Stadtmitte gefahren) bin ich dagegen ganz auf mich gestellt: Das größte Problem war nicht die Sprache (die Dame im Hafenbüro spricht Englisch), sondern das Finden des schmalen Häuschens, was sich in einer Zeile von Restaurants mit Außenplätzen versteckt. Im Büro dauert es dann nur wenige Minuten, bis ich die Formalitäten geregelt habe und diese mit 188 Kuna (knapp 25,00 Euro) entlohnen muss.
Jetzt steht den Spritztouren (insgesamt 65 sm) nichts mehr im Wege: Unterwegs sind wir bis kurz vor Umag und in südlicher Richtung bis Poreč, wo wir den typischen Touristen-Markt besuchen. Die Kinder finden das Ankern am schönsten, da sie von dort ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Schnorcheln, super nachgehen können. „Geparkt" haben wir die Yam in einem kleinen Hafenbecken vor dem Campingplatz, wo sich auch Jetskis mieten lassen.
Absolut praktisch ist das Schlauchboot für die Versorgung, denn wir fahren einige Male nach Novigrad (Festmachen im Hafen nähe der Autotankstelle) um einzukaufen. Dadurch mussten wir unser Wohnmobil die ganze Zeit nicht bewegen und es erst nach den elf Tagen Urlaub wieder anschmeißen, als es Richtung Heimat ging.
Der Diesel springt selbstverständlich problemlos an, nervös werde ich erst später, denn als wir die ersten Kilometer in Österreich fuhren, piepte plötzlich unsere "Go Box" bei jeder Überwachungsstation zweimal. Was soviel heißt wie: dringend an die nächste ASFINAG Maut-Service fahren und Box prüfen lassen.
Bei uns kommt heraus, dass die Emissionsklasse noch nicht nachgewiesen war (stimmt, hatte bei der Anmeldung einen kleinen Ausdruck darüber bekommen, den ich später nicht mehr sorgsam beachtet habe), was der Tankstellenangestellte mit dem Satz: "Wenn das nicht rechtzeitig nachgewiesen wird, können Sie sich auf eine saftigen Strafe einstellen" kommentierte.
Und nun? Ich habe dann bei ASFINAG in Wien angerufen und die Auskunft bekommen, dass jetzt Niemand mehr in der Verwaltung arbeitet (es war Freitagabend). Ich solle den Fahrzeugschein fotografieren und ihn per Mail an "info@go-maut.at" senden. Habe ich getan, ein paar Tage später kam die Bestätigung per Mail, dass der Emissionsnachweis erbracht ist. Puh... Glück gehabt, keine saftige Strafe.