Bis zur Mitte der Siebzigerjahre existierten weltweit etwa 30 verschiedene Verfahren zur Betonnung mit einer Vielzahl von Farben, Formen und Toppzeichen. Verwechslungen sorgten in kritischen Situationen immer wieder für schwere Seeunfälle.
1976 entschlossen sich die Mitglieder der „Internationalen Gesellschaft für maritime Navigationshilfen und hydrografische Dienste" (englische Abkürzung: IALA) deshalb zur Entwicklung eines einheitlichen Systems für Lateralbetonnung (mit den Farben Rot und Grün) und Kardinalbetonnung (Schwarz und Gelb).
Das sogenannte IALA-A-System kennzeichnet Fahrwasser einlaufend auf der Backbordseite mit roten Tonnen und stumpfen Toppzeichen, an Steuerbord mit grünen Tonnen und spitzen Toppzeichen. Es ist heute in Europa, Ozeanien, Afrika und einem Großteil Asiens Standard.
Dass es noch ein weiteres System zur Betonnung parallel dazu gibt, hat historische Gründe. Um bereits etablierte großflächige regionale Standards zu berücksichtigen, wurde für die übrigen Gebiete (Nord- und Südamerika, Japan, Taiwan, Südkorea und die Philippinen) 1980 das IALA-B-System eingeführt.
Einziger Unterschied ist jedoch, dass dafür die Farben Rot und Grün vertauscht wurden, einlaufend liegen dort grüne Tonnen mit stumpfem Toppzeichen an Backbord, rote mit spitzem Toppzeichen an Steuerbord. Das gleiche gilt für die Kennzeichnung von abzweigenden und einmündenden Fahrwassern.
Wer in einem Revier mit einer Betonnung nach dem IALA-B unterwegs ist, etwa in der Karibik, kann sich folgende Gedächtnisstütze merken: “red, right, return” - bei der Rückkehr (in den Hafen, also bei der Ansteuerung) hat man Rot auf der rechten Seite, also “Rot, rechts, Rückkehr”.
Vollständig gleich sind dagegen die weiteren Arten von Seezeichen. Zu dieser einheitlichen Gruppe zählen das Kardinalsystem mit vier schwarz-gelben Seezeichen zur Bezeichnung von allgemeinen Gefahrenstellen, die Kennzeichnung von Einzelgefahrenstellen (schwarz-rot), besonderen Gebiete (gelb) und neuen Wrackstellen (gelb-blau). Letztere Seezeichen werden hierzulande derzeit allerdings noch nicht genutzt.
Auch wenn sich Erscheinungsbild und Anwendungsbereich der verschiedenen Seezeichen je nach Region leicht unterscheiden können, bleiben sie dank der grundlegenden gemeinsamen Merkmale jedoch auch dann international immer eindeutig identifizierbar.
Die IALA ist seit 2024 eine internationale Regierungsorganisation, deren Konvention auch Deutschland bereits ratifiziert hat. Ihr vollständiger Name lautet nun: International Organization for Marine Aids to Navigation (IALA). Zusammenarbeit im Bereich navigatorischer Standards gibt es jedoch bereits wesentlich länger: 1929 fand in London die erste einer Reihe von fünf internationalen Konferenzen statt, die schließlich zur Gründung der IALA im Jahr 1957 führten.
Neben den internationalen Systemen zur Betonnung und hat die Arbeit der IALA auch zur Einführung von wichtigen technischen Innovationen zur sicheren Navigation beigetragen, darunter AIS und DGPS, sowie einer Vielzahl weiterer weltweiter Standards. Sitz ist St Germain en Laye, ein Vorort von Paris.