Elektro-SpezialMarktübersicht Versicherungen von E-Booten

Gernot Apfelstedt

 · 18.07.2022

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Elektro-Spezial: Marktübersicht Versicherungen von E-BootenFoto: Susan Ebel, picture alliance/dpa

Unkalkulierbares Risiko? Bei der Deckung für Elektroboote sind viele Versicherer inzwischen entspannter, doch bei der verbauten Technik schauen sie genauer hin als bei herkömmlichen Antrieben

Sein Boot nicht zu versichern ist ein Spiel mit dem Feuer, ob im übertragenen oder wahrsten Sinne des Wortes. Doch die Anbieter von Yachtversicherungen und besonders ihre Risikoträger wollen dieses „Wagnis“ kalkulieren können. Bei Elektrobooten ist das so eine Sache. Die in solchen Booten installierten technischen Komponenten bargen – gerade in der Anfangsphase der E-Mobilität auf dem Wasser – mangels Bau- bzw. Einbauvorschriften hohe Risiken für die Assekuranz. Die Schadenquoten sprechen Bände. Anlass für BOOTE, bei einigen Anbietern nachzufragen, wie sie es mit der Versicherung von Elektrobooten halten.

Die Antworten fielen unterschiedlich detailliert und differenziert aus, hatten aber im Ergebnis eines gemeinsam: Zumindest Boote mit relativ geringer Motorleistung nehmen alle in Deckung. Beim Versicherungsbüro Harry Minor (Nautima) ist die Grenze 10 kW, bei stärkeren Antrieben kann Minor momentan nur im Einzelfall nach Rücksprache mit der Fachabteilung der Mannheimer ein Angebot abgeben. „Die Rückversicherer sind hier noch vorsichtig in der Risikoeinschätzung.“ Pantaenius hingegen versichert sogar E-Boote bis 40 kW ohne weitere Prüfung. Oberhalb von 40 kW sieht der Versicherungsspezialist, der schon vor zehn Jahren rund 700 Boote mit elektrischem Hauptantrieb in dieser Leistungsklasse im Portfolio und eine Schadenquote von 500 Prozent und mehr hatte, mittlerweile ganz genau hin. Das heißt: Einzelfallprüfung durch Gutachter. Ist ein komplettes System eines Herstellers verbaut, steht einer vollen Deckung nichts entgegen. Ist dies nicht der Fall (unbekannter Antrieb, einzelne Komponenten), schließt Pantaenius Seng- und Schmorschäden aus, verlangt eine höhere Prämie oder winkt ab. Siehe dazu das Interview mit Holger Flindt, Leiter der Schadenabteilung, in BOOTE 1/13.

Einen ähnlichen Blickwinkel hat Versicherungsmakler Wehring & Wolfes bei der Risikoprüfung: „Bei Booten mit Elektro-Außenbordmotoren bekannter Hersteller sind die integrierten Systeme von Motor mit Batterien und Ladeeinheit technisch gut ausgereift und in Bezug auf die Sicherheit unproblematisch. Alle Komponenten sind aufeinander abgestimmt und erlauben so einen sicheren Betrieb“, erklärt Geschäftsführer Rainer Kugler. „Ebenso betrachten es unsere Versicherer, wenn der fest eingebaute Elektroantrieb eine relativ geringe Leistung aufweist und ebenfalls aufeinander abgestimmte Komponenten verwendet werden. Bei Booten mit fest eingebauten E-Motoren mit relativ hoher Leistung stellen die Versicherer, mit denen wir zusammenarbeiten, verschiedene und ggf. höhere Anforderungen an eine technisch korrekte Bauausführung und vor allem auf die richtige Zusammenstellung der Komponenten von Batterie und Lademanagement. Diese Elemente müssen technisch aufeinander abgestimmt sein und in der Regel als System von einem Hersteller stammen.“

Pioniere solarer Mobilität auf dem Wasser: Die E-Kats von Silent Yachts rechtfertigen das Vertrauen ihres VersicherersFoto: Thorsten Baering
Pioniere solarer Mobilität auf dem Wasser: Die E-Kats von Silent Yachts rechtfertigen das Vertrauen ihres Versicherers

Aus Sicht von Firmenich Yachtversicherungen ist es sehr wichtig, dass die Elektromotoren sowie auch Batteriepakete für den Einsatz auf dem Wasser zugelassen, und gegen eindringendes Wasser geschützt sind. „Daher schauen wir uns bei Anfragen an, von welchen Herstellern die Motoren/Batterien sind und prüfen, sofern es sich um unbekannte Fabrikate handelt, wie diese gebaut sind und ob eine Zulassung vorhanden ist“, so Leiter Adrian Zühr. „Es kann schon mal vorkommen, dass wir dann kein Angebot abgeben oder Schäden, die in einem direkten Zusammenhang mit dem Elektromotor/Batterien stehen, vom Versicherungsschutz ausschließen.“

Keine Berührungsängste in puncto Elektroboote hat Yacht-Pool-Gründer und CEO Dr. Friedrich Schöchl. Seit der ersten Auflage von Silent Yachts (Prototyp „Solarwave“, BOOTE 3/12) ist Yacht-Pool praktisch Exklusivversicherer dieser innovativen Solarkatamarane, obwohl die Risikoträger in deren Pionierphase aufgrund des hohen Batterieanteils und der technisch anspruchsvollen Konstruktion zunächst auf ihre Art in „Deckung“ gingen. „Aufgrund unseres Yachtbau-Hintergrunds trauten wir uns zu, dieses Risiko abzuschätzen“, erinnert sich Schöchl. Die Versicherungsnehmer zahlten das Vertrauen mit Schadenfreiheit bis zum heutigen Tag zurück.

Weitere Stimmen zur E-Boot-Versicherung lesen Sie demnächst an dieser Stelle.

Den Artikel “Unkalkulierbares Risiko?” finden Sie in BOOTE-Ausgabe 08/2022 seit dem 13. Juli 2022 am Kiosk, online direkt im Delius-Klasing-Shop – und schon jetzt hier.