Text: Reinhold Quast
Hier geht es zu Teil 1: Rund Fünen und Seeland - von der Schlei zum Öresund
Unter Schmetterling segeln wir aufs Kattegat hinaus und erreichen bald darauf Gilleleje, einen richtigen Fischereihafen mit guten Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants an der Nordspitze Seelands. Gleich nebenan erstreckt sich scheinbar endlos der Badestrand, wir nutzen die Gelegenheit bei 18 Grad. Ostsee!
Wir folgen der Nordküste nun weiter nach Westen bis nach Hundested am Eingang zum Isefjord. Hier legen wir einen Hafentag ein und wandern bei sommerlichem Wetter am Ufer entlang mit fantastischen Ausblicken über das Kattegat. Unser Ziel ist das Knud Rasmussen Hus, das sich der berühmte Grönlandforscher hier oben bauen ließ. Ohne ihn wäre die arktische Insel heute nicht autonomer Teil des dänischen Königreichs. Das Museum im reetgedeckten und aus „Grönlandsteinen“ errichteten Haus berichtet eindrucksvoll von seinen Expeditionen.
Auf der nächsten Etappe nach Odden besucht uns bei viel Speed ein Schweinswal. Er will anscheinend spielen, kreuzt permanent vor unserem Bug und schaut zwischendurch immer wieder interessiert zu uns hoch. Kurz vor der Hafeneinfahrt von Odden nehmen wir dann aber Fahrt heraus: Die Segel müssen runter, denn die Hafeneinfahrt ist bei auflandigem Wind mit der Dünung etwas heikel. Unter Motor laufen wir mit ordentlicher Heckwelle in das Hafenbecken.
Ziel für den nächsten Tag ist die Insel Sejerø. Dazu wollen wir das Sjællands Rev nicht ganz außen umsegeln, sondern die Abkürzung über das Snekkeløb nehmen, eine Lücke in diesem lang gestreckten Riff eiszeitlicher Steine, mit garantierten drei Meter Tiefe. Entgegen der Erwartung liegt hier steuerbords eine rote Tonne, mit Fernglas finden wir auch die grüne. Eine achterliche Welle schiebt uns sanft über das Hindernis hinweg.
Der Hafen von Sejerø liegt gut geschützt auf der westlichen Seite und bietet einigen Komfort. Wir machen einen kurzen Landgang, nehmen ein kurzes Bad und genießen den fast schon obligatorischen Sonnenuntergang auf einer weiteren schönen Insel.
Nach Langør auf Samsø ist es dann ein kurzer Schlag. Wir passieren Lindholm Flak und laufen in den Stavns Fjord. Der ist eher eine weitläufige Lagune, die Sandbänke liegen hier fast auf Wasserhöhe, die Möwen können hier stehen. Das Licht lässt alles diffus und unwirklich erscheinen. Pricken und Tonnen sind kaum auszumachen. So tasten wir uns förmlich in dieses Labyrinth aus Land und Meer. Langør ist eine Idylle inmitten großartiger Natur.
Am nächsten Morgen runden wir Samsø nördlich und versuchen bei wenig Wind unter Segel voranzukommen. Kurz vor der kleinen Nachbarinsel Tunø, bereits unser nächstes Ziel, sehen wir dann unsere ersten Seehunde. Wie kleine Bälle tauchen ihre Köpfe aus dem ruhigen Wasser auf und sind ebenso schnell wieder verschwunden.
Der Hafen von Tunø ist bereits recht voll, dennoch finden wir dank unserer geringen Breite einen Platz und erfahren, dass die Insel beliebtes Ziel heimischer Segler ist. Gerade zum Wochenende kommen viele Segler von den Festlandshäfen hier hinaus. Wir machen einen Inselbummel, kaufen im kleinen Markt Proviant und unterwegs an einem Stand mal wieder frisches Gemüse für die Pantry.
Auf der südlich gelegenen und nur unmerklich größeren Insel Endelave ist es dann ähnlich: Wir sind früh da, doch der Hafen ist fast voll, es ist Samstag! Trotzdem finden wir auf der Westseite direkt am Steg noch einen schönen Platz für einen entspannten Nachmittag.
Ab jetzt geht es nach Süden zum Kleinen Belt. An Abelø, Bogense und Fredericia vorbei erreichen wir nach 30 Seemeilen den Eingang der Meerenge, an dessen Ecke der kleine Hafen von Strib liegt. Diesen Ort als Durchgangsstation zu wählen war eine echte Glückswette: Das Becken ist sehr klein und bietet nur wenig Gästeplätze. Aus dem Cockpit haben wir freie Sicht auf die Ny Lillebæltsbro, die neuere der beiden Brücken, die den Belt hier an seiner engsten Stelle überqueren.
Absolute Flaute erwartet uns am nächsten Morgen. So motoren wir unter den Brücken hindurch und folgen den Windungen des Kleinen Belts. Die Strömung ist gegenläufig, und wir versuchen den Neerstrom zu nutzen. Dazu wechseln wir die Fahrwasserseiten. So klappt es ganz gut. Hilfreich sind dabei die Strömungskarten im Seehandbuch.
Wir genießen dieses landschaftlich großartige Stück Revierfahrt, auch wenn wir viel lieber unter Segeln unterwegs wären. Die Sonne scheint nun sommerlich heiß herunter und wir machen uns Schatten im Cockpit. Bei Assens schließlich liegt mitten im Belt Bågø mit ihrem schönen Hafen.
Auch diese Insel stand eigentlich auf dem Törnplan, aber als wir sie anlaufen, bilden sich riesigen Kumuluswolken. Es sieht nach einem ernsten Gewitter aus, und wir überlegen kurz, ob wir in die Dänische Südsee ablaufen sollen, entscheiden uns aber für Mommark auf Als. Tatsächlich bleibt die Front hinter uns, und nach 43 Seemeilen erreichen wir abends Mommark und bekommen den letzten Platz im Hafen. Der hat Charme und bietet ein kleines Restaurant, einen Kiosk sowie einen feinen Sandstrand. Wir verbringen den Abend auf den Dünen beim Plausch mit Stegnachbarn.
Am nächsten Morgen, dem letzten Tag des Törns, regnet es das erste Mal. Insgesamt ist es alles andere als gemütlich. Der Wetterbericht sagt jedoch Besserung voraus, und so machen wir uns zeitig auf den Weg. Der Wind bläst aus Südost in Böen über 20 Knoten. Unsere Biga läuft noch einmal freudig hoch am Wind mit gerefftem Groß und Fock. Die anfänglich unangenehme Welle flacht hinter Kalkgrund ab und wir erreichen bald darauf Schleimünde.
Unter Code Zero lassen wir uns die Schlei hoch schieben. Im Hafen von Henningsen & Steckmest werden wir nett aufgenommen. Den letzten Abend verbringen wir in Kappeln und rufen uns die schönsten und spannendsten Momente der vergangenen Wochen in Erinnerung. Einmal Kopenhagen und zurück, wir haben es geschafft!
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