„Leviathan“Yachting mal anders – 111 Meter mit Fokus auf Crew

Sören Gehlhaus

 · 12.08.2025

Dock-Tore auf für die 111 Meter lange „Leviathan“! Oceancos Designteam setzte ein crew-orientiertes Layout um, das es im Superyachting so nicht gegeben hat.
Foto: Oceanco
Dock-Tore auf für die 111 Meter lange „Leviathan“! Oceancos Designteam setzte ein crew-orientiertes Layout um, das es im Superyachting so nicht gegeben hat.

Die niederländische Werft Oceanco dockte mit „Leviathan“ eine 111 Meter lange Superyacht aus, die konventionelle Designansätze in Frage stellt. Der als Projekt Y722 bekannte Stahl-Alu-Bau folgt einem ungewöhnlichen Konzept: Statt sich primär an Luxusstandards zu orientieren, wurde die Yacht konsequent auf die Bedürfnisse der Besatzung ausgerichtet.

Crew-zentriertes Design

Ein besonderes Merkmal ist die Abkehr von der typischen Trennung zwischen Arealen für Gäste und Besatzung. So gibt es keine separate Crew-Messe – die Mannschaft speist im selben Raum wie Eigner und Gäste. Dieser unkonventionelle Ansatz spiegelt laut Oceanco die Philosophie des erfahrenen Eigners wider, der großen Wert auf Teambildung und das Wohlbefinden der Besatzung legt.

Bereits in der Planungsphase wurden Crewmitglieder aktiv in den Designprozess einbezogen, um ihre praktischen Erfahrungen einfließen zu lassen. Im Haupttreppenhaus befindet sich eine Glasscheibe mit den Namen von über 2.000 Personen, die am Bau beteiligt waren – eine besondere Anerkennung für die Handwerker und Konstrukteure, die das Projekt realisiert haben.

Oceanco bündelte technische Innovationen

„Leviathan“ werden zwei Pod-Einheiten antreiben, die Oceanco mittlerweile bei allen Neubauten einsetzt. Die Ruderpropeller mit ihren integrierten E-Motoren ermöglichen gegenüber Wellenanlagen eine präzisere Manövrierbarkeit und reduzieren die Vibrationen an Bord.

Bei der Materialauswahl stand Wartungsfreundlichkeit im Vordergrund. Statt des traditionellen Teakholzes an Deck kommt Esthec zum Einsatz, eine pflegeleichte PU-Variante, die der Besatzung weniger Pflegeaufwand abverlangt. Auch für den Innenausbau wurden bewusst robuste, leicht zu reinigende Materialien wie geschliffener Naturstein und Wollteppiche gewählt.

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Die technische Infrastruktur beeindruckt: Rund 350 Kilometer Kabel verlaufen in 40 bis 50 Zentimeter hohen Zwischendecken, die alle technischen Leitungen aufnehmen. Für die Installation der bis zu zwei Tonnen schweren Verbundglasfenster kam ein spezieller Vakuum-Kran des deutschen Herstellers Tilse zum Einsatz.

Wartungsarmes Exterieur

Mit einer Länge von 111 Metern und einer Breite von 17,8 Metern bietet „Leviathan“ dem Namen entsprechend ein sehr hohes Volumen. Das Exterieur wurde von Oceancos eigenem Kreativteam gestaltet, während Mark Berryman Design für die Inneneinrichtung verantwortlich zeichnete. Die Rumpfform entwickelte Oceanco gemeinsam mit Lateral Naval Architects.

Auffällig ist der Verzicht auf traditionelle Yacht-Elemente wie polierte Handläufe mit Holzabdeckungen und große lackierte Aufbauten. Stattdessen kommen Verbundwerkstoffe für die Reling-Abdeckungen und großflächige Glaselemente für die Aufbauten zum Einsatz, was nicht nur die Ästhetik verbessert, sondern auch den Wartungsaufwand reduziert.

Die Yacht wurde nicht nur als Luxusgefährt konzipiert, sondern soll als funktionale Plattform auch der wissenschaftlichen Forschung dienen. Dieses Konzept unterstreicht den Anspruch des Eigners, dass „Leviathan“ mehr als nur ein Statussymbol sein soll.

Über Oceanco

Oceanco ist eine niederländische Werft mit Hauptsitz in Alblasserdam, die sich auf den Bau von Yachten über 80 Meter Länge spezialisiert hat. Aus der Nähe von Rotterdam kamen bereits Yachten wie „Koru“ für Jeff Bezos oder „Seven Seas“ für Steven Spielberg. Die Werft wurde kürzlich vom US-Milliardär Gabe Newell gekauft.

Technische Daten „Leviathan“:

  • Länge: 111 Meter
  • Breite: 17,8 Meter
  • Antrieb: dieselelektrische Pods
  • Exterieur-Design: Oceanco
  • Interieur-Design: Mark Berryman Design
  • Eignervertretung: Y.CO & YTMC
  • Konstruktion: Oceanco & Lateral Naval Architects

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