BodenseeKlimafreundliche Kraftstoffe an drei Tankstellen

Ralf Marquard

 · 03.06.2025

Die neue Tankanlage von Ultramarin in Kressbronn wurde feierlich eingeweiht.
Foto: ULTRAMARIN – Die Meichle + Mohr Marina/Luca Zentgraf
Das Pilotprojekt "Klimafreundlicher Bodensee" ist mit einer Auftaktveranstaltung in Kressbronn gestartet. Ziel ist die schrittweise Umstellung der privaten Sportboote auf klimaneutrale Kraftstoffe.

Am 17. und 18. Mai 2025 fiel auf der Ultramarin Boatshow in Kressbronn der Startschuss für das Pilotprojekt "Klimafreundlicher Bodensee". Unter dem Motto "Leinen los für die Zukunft" markiert das Vorhaben einen wichtigen Meilenstein für nachhaltige Mobilität auf dem Wasser. Ziel ist es, die privaten Sportboote und Yachten am Bodensee schrittweise auf klimaneutrale Kraftstoffe umzustellen und so einen Beitrag zur Umsetzung der regionalen Klimaziele bis 2040 zu leisten. Das vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg geförderte Projekt setzt gezielt auf den Einsatz alternativer Kraftstoffe in der Freizeitschifffahrt.

Innovative Kraftstoffe für den Bodensee

Im Mittelpunkt des Pilotprojekts stehen zwei klimafreundliche Kraftstoffe: HVO100 und Nautic E10. Diese sind nun für drei Bodenseetankstellen geplant bzw. stehen zur Verfügung. HVO100 (Hydrotreated Vegetable Oil) ist ein Dieselkraftstoff, der aus Abfall- und Reststoffen wie gebrauchten Speiseölen oder tierischen Fetten hergestellt wird. Er hat das Potenzial, die CO₂-Emissionen im Vergleich zu fossilem Diesel über den gesamten Lebenszyklus um bis zu 90 Prozent zu senken. Zudem überzeugt HVO100 durch eine Wasserschutzklasse 1, weniger Feinstaub- und Schadstoffemissionen sowie eine erhöhte Laufruhe der Motoren.

Nautic E10 ist ein speziell für den Einsatz in Booten optimierter Ottokraftstoff mit 10 Prozent Bio-Ethanol-Anteil. Er ermöglicht eine CO₂-Einsparung von rund 8,5 Prozent. Ein spezielles Additiv verhindert die von vielen Bootsfahrern befürchtete Einlagerung von Wasser und schützt so vor Korrosion, selbst bei längeren Standzeiten. Laut Angaben der Projektverantwortlichen seien über 90 Prozent der Bestandsmotoren für den Betrieb mit E10 geeignet.

Tankstellen

  • Ultramarin in Kressbronn: HVO100 und Nautic E10 verfügbar
  • Rudolf Bootservice in Bodman: In Vorbereitung
  • Bodenseenautic Busse in Dettingen: In Vorbereitung

Wissenschaftliche Begleitung und Transparenz

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) begleitet das Projekt wissenschaftlich und stellt die Umstellung der Kraftstoffe sicher. Ein besonderes Feature des Projekts ist das von Bosch entwickelte Tool "Digital Fuel Twin". Es berechnet bei jeder Betankung präzise die CO₂-Einsparung und weist diese direkt auf der Quittung aus – ein europaweit einzigartiges System. So erhalten umweltbewusste Bootsbesitzer einen transparenten Nachweis über ihren Beitrag zum Klimaschutz.

Regionale Vorreiterrolle und Ausblick

Mit dem Projekt "Klimafreundlicher Bodensee" übernimmt die Landesregierung Baden-Württemberg innerhalb der Internationalen Bodensee-Konferenz eine Vorreiterrolle bei der klimafreundlichen Schifffahrt. Für die Eigner privater Boote bedeutet das Pilotprojekt, dass sie ab sofort ohne technische Umstellungen und Verhaltensänderungen einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz am Bodensee leisten können. Wer unsicher ist, ob sein Motor die Kraftstoffe verträgt, kann sich bei den Fachwerkstätten rund um den Bodensee Rat holen.

Das Projekt ist der Beginn für eine umweltfreundliche Zukunft der Bodenseeschifffahrt. Eine Ausweitung auf die Schweiz und Österreich sei bereits in Planung, heißt es von Seiten der Projektverantwortlichen. Ministerialdirektor Frieß vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg, Prof. Dr. Hirth als Vizepräsident des KIT und Frau Dr. Herrmann vom Verkehrsministerium unterstrichen bei der Auftaktveranstaltung die Bedeutung des Projekts für die gesamte Bodenseeregion.


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