InterviewTony Pilipenko - vom Studierenden zum Bootshändler

Jan-Ole Puls

 · 30.05.2024

Interview: Tony Pilipenko - vom Studierenden zum Bootshändler
Tony Pilipenko, zusammen mit Senior Manager International Katie Hanse von Boston Whaler
Zum Bootshandel kam Tony Pilipenko 2004 „wie die Jungfrau zum Kind“, wie er selbst sagt. Neuerdings ist der Schweriner Unternehmer deutscher Exklusivhändler für die amerikanische Bootsmarke Boston Whaler. Und das hat auch mit einer Jugenderinnerung zu tun.

BOOTE: Herr Pilipenko, erzählen Sie mal, wieso ausgerechnet Bootshandel?

Pilipenko: Angefangen hat alles mit einem tragischen Unfall in der Familie. Mein Vater starb, er war Inhaber einer kleinen Firma, die sich mit Schiffsmotoren beschäftigte. Ich habe damals meiner Mutter im Studium versprochen, das Unternehmen ordentlich zu beenden. Danach wollte ich weiterstudieren. Heute muss ich einfach feststellen, dass ich mit 20 nicht wusste, wie man so etwas zu Ende bringt. Also habe ich versucht, alles richtig zu machen, doch die Arbeit wurde immer mehr statt weniger. Kurz darauf kam ein Charterbetrieb hier in Schwerin dazu und die Aufgaben wurden immer größer. Mit 30 habe ich schließlich gesagt, okay, jetzt brauche ich auch keinen Studienabschluss mehr.

BOOTE: Inzwischen ist auch der Verkauf von Neubooten hinzugekommen.

Pilipenko: Genau, wir sind heute ein breit aufgestelltes Marineunternehmen, das seinen Ursprung im Motorenservice und in der Reparatur hat. 2010 haben wir dann zusätzlich mit dem Bootshandel begonnen und sind seit 2013 Generalimporteur für Atlantic Marine. Seit diesem Jahr haben wir als neuestes „Familienmitglied“ im Neubootbereich mit Boston Whaler auch eine Produkterweiterung.

BOOTE: Das ist eine durchaus ikonische Marke aus Florida, die in erster Linie für hochwertige Sport- und Angelboote bekannt ist. Ein Markt, der bei uns schon von vielen skandinavischen Herstellern bedient wird. Warum also Boston Whaler?

Pilipenko: Ganz klar: Es sind großartige Boote. Boston Whaler ist anders. Die Art und Weise, wie dort Boote gebaut werden, die Solidität, einfach der Anspruch an Qualität. Das ist für mich einzigartig in der Branche. Für mich sind es die hochentwickeltsten Boote auf dem Markt. Aber gleichzeitig ist es auch ein Herzensprojekt. Boston Whaler wird niemals das Volumenprodukt in Deutschland werden, das es in den USA ist. Dafür fehlt uns das Revier, trotz Ostsee. Die Ursprungs DNA der Marke war Fishing und gerade im Offshore-Bereich. Ob du Mahi-Mahi, Yellowfin Tuna oder Amberjack angelst, ist halt ein Unterschied zu Hering oder Dorsch.

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BOOTE: Auch wenn es Ihnen nicht um reine Wirtschaftlichkeit geht: Die überdurchschnittlichen Verkaufszahlen, die die Branche in den letzten Jahren hatte, sind wie die Pandemie selbst Geschichte. Sie haben sich trotzdem für ein größeres Angebot entschieden. Warum?

Pilipenko: Dass der Markt nach diesen unglaublich starken zweieinhalb Corona-Jahren einbrechen würde, konnte niemanden überraschen. Das war mit Ansage. Wir haben in dieser Zeit einfach unglaublich viele vorgezogene Kaufentscheidungen gehabt. Damit meine ich Kunden, die ursprünglich vorhatten, erst in drei oder fünf Jahren ein Boot zu kaufen, und es dann doch sofort getan haben: „Schatz, lass uns sofort eins kaufen, wir bleiben eh in Deutschland.“ Außerdem war ich immer ein Fan von antizyklischen Investitionen. In dem Moment, wo alle sagen, die Wolken ziehen auf, es wird dunkel, gehe ich raus. Ich glaube, das ist genau der richtige Zeitpunkt, um risikofreudig zu sein.

BOOTE: Gibt es Modelle, die Sie für Probefahrten in Schwerin haben werden?

Pilipenko: Ja, wir werden auf jeden Fall eine Vantage und eine Dauntless zum Testen hier haben. Mit der Zeit werden weitere Boston-Whaler-Modelle zum Testen bereitliegen.

BOOTE: Das größte Boot von Boston Whaler ist die 420 Outrage, ein schnelles 13-Meter-Boot zum Sportfischen auf offenem Meer. Sehen Sie für Boote in dieser Größenordnung in Deutschland einen Markt?

Pilipenko: Neben der deutschen Ost- und Nordseeküste sind unsere Kunden für Boote dieser Größenordnung im Mittelmeerraum anzutreffen. Eben überall dort, wo Deutsche ein Feriendomizil haben. Doch da Boston Whaler von 13 bis 42 Fuß Boote im Produktportfolio hat, findet sich für jedes Revier das richtige Modell.

BOOTE: Stichwort Herzensprojekt: Woher kommt eigentlich diese ganz persönliche Beziehung zu Boston Whaler?

Pilipenko: (lacht) Wenn Sie mich als Zwölfjährigen gefragt hätten, was für ein Boot ich fahren möchte, wenn ich groß bin, hätte ich ohne zu zögern gesagt: Boston Whaler. Das liegt daran, dass ich ein unglaublicher Fan der US amerikanische Fernsehserie „Flipper“ war. Und der kleine Junge in der Serie war immer mit einer kleinen Boston Whaler unterwegs


Die erste Veranstaltung mit den neuen Booten werden die Boston Whaler Experience Days vom 9. bis 11. August 2024 in Schwerin sein.


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