Altern lässt sich nicht aufhalten, doch wir können etwas tun, um die Prozesse zu verlangsamen oder uns teilweise zu verjüngen. „Das Thema Longevity ist super aktuell, die Wissenschaft kommt in großen Schritten voran“, sagt Dr Tobias Reichmuth. Der Schweizer investiert in Longevity Projekte und Unternehmen, beobachtet die Forschung, die sich seit rund zwölf Jahren intensiv mit dem Thema auseinandersetzt. Dabei rücken die Blue Zones ins Blickfeld, Orte wie Loma Linda in Kalifornien, Nicoya in Costa Rica, die griechische Insel Ikaria, Sardinien und Okinawa, eine japanische Insel.
Diese Gebiete möchte Tobias Reichmuth nun bereisen und weltweit nach den Best Practices suchen, um ein möglichst langes, gutes Leben zu erreichen. Während dieser BlueCruise werden auch die Daten der Blauen Zonen kritisch beleuchtet – so gibt es etwa Zweifel in Bezug auf mangelhafte Geburtsurkunden. Am 8. März, nur eine Woche später als geplant, gehen er, seine Partnerin Aleksandra, Freunde und Wissenschaftler an Bord der frisch überholten „Prometej“.
Für die auf 18 Monate angesetzte Longevity Tour musste ein stabiles, seetüchtiges Schiff her. „Wir brauchten einen Stahlrumpf und eine Reichweite von mindestens 4.500 Seemeilen“, erklärt Reichmuth. Schließlich nahmen er und sein Team einen 45 Meter langen Eisbrecher von 1956 ins Visier, für den Kauf benötigten die Yacht-Neulinge professionelle Hilfe. In diesem Fall sprang ihnen Ocean Independence für die Vertragsverhandlungen zur Seite. Trotz des guten Zustands gab es eine riesige Mängelliste. „Angeblich war sie gar nicht so lang, ich fand sie krass“, sagt der Unternehmer.
Vor der Weltreise gab es eine Art Testfahrt – für Crew und Yacht. Im Sommer 2024 cruiste die „Prometej“ durch mediterrane Gewässer. Anschließend kam sie auf eine Werft im kroatischen Trogir, wo ein Generator ausgetauscht, die Batterien erneuert und die Turbos der Schiffsmotoren ausgewechselt wurden.
Die größte Herausforderung waren die Türen, die mussten extra angefertigt werden. Dazu Reichmuth: „Wir brauchten andere Türen, denn wir reisen auch durch die Drakestraße und für stürmische Gewässer muss man gerüstet sein“.
Auf der To Do-Liste stand auch der Umbau einer Kabine zu einem Kleiderschrank, ein Wunsch von Reichmuths Partnerin. Zudem richtete das Team ein großes Büro mit schnellem Internet über Starlink und ein Podcast Studio ein: „Wir wollen an Bord gut arbeiten können, nicht einfach nur Ferien machen.“
Vor allem ging es darum, die Yacht mit Rotlicht-Therapie, IHHT-Höhentraining und einer Sauna auszustatten. Eigentlich war auch eine Kryokammer für die Kältetherapie geplant, doch dafür reichte die Deckenhöhe nicht aus. „Wir hätten 2,37 Meter gebraucht“, erklärt Reichmuth. Und so steht nun ein Kryobett an Bord. Für Sportler gibt es ein vollausgerüstetes Gym; eines der Technogym-Laufbänder ist für den Bordhund Fritz reserviert.
Etwas überrascht war Tobias Reichmuth von den Herausforderungen rund um die Crew: „Da wurde ich als unerfahrener Yachtbesitzer ins kalte Wasser geworfen. Das ist nicht so, wie wenn ich eine Firma aufbaue“. Bei einer Yacht kommen die Leute und gehen wieder, es sei nicht einfach, jemanden an sich zu binden und schon gar nicht, „wenn man 18 Monate lang um die Welt reist“. Wegen der Reisedauer wollte das Team auf jeden Fall selbst mit den Leuten sprechen.
Nach vielen Interviews kam kurz vor Reisebeginn ein First Officer mit an Bord und musste gleich wieder ausgewechselt werden. Dann kam heraus, dass ein Deckhand und der Second Steward doch nicht mitkommen. „Die wussten eigentlich, wo es hin geht, aber jetzt realisieren sie, dass 18 Monate doch eine lange Zeit sind“, mutmaßt Reichmuth, „kein einfaches Thema, aber wir mögen Herausforderungen.“
Eine zentrale Rolle ist auf jeden Fall besetzt. Für die Position des Chefkochs reisten mehrere Köche für ein Longevity Testessen in die Schweiz: „Es ist wahrscheinlich fast das Wichtigste, dass einem das Essen schmeckt.“
Reichmuth lädt Freunde, Wissenschaftler, Geschäftspartner ein, ihn auf die BlueCruise zu begleiten. An Bord ist Platz für zwölf Gäste. Zugesagt haben schon ein Shaolin-Mönch, eine Modedesignerin aus der Schweiz und ein Klinikbesitzer aus Bulgarien. Darüber hinaus kann sich jeder über die Homepage bewerben. Sein Aufruf: „Sie brauchen uns nur zu überzeugen, warum Sie dabei sein sollten. Uns interessiert Ihre Geschichte, was wir von Ihnen lernen können.“
Wer an Bord kommt, soll vorab bitte seine Blutwerte testen lassen, diese Daten gehen weiter an die Ernährungsberaterin und die wiederum gibt dem Koch klare Anweisungen für das Menü. Auf der Liste stehen zudem spezielle Nahrungsergänzungsmittel vom Longevity Spezialisten AVEA.