Die Axopar 29 XC Cross Cabin und die Axopar 29 Sun Top sind zwei neue Modelle der finnischen Werft Axopar, die für ihre vielseitigen und seetüchtigen Motorboote bekannt ist. Gebaut werden die Axopars bei einem der größten Bootsbauer in Europa. Die Firma J. W. Slepsk aus Augustów in Polen baut die Sportboote in Lizenz. Unter anderem werden hier auch Sportboote für Quicksilver, Sea Ray oder Baylinder gebaut. Die Konstruktion und Bauüberwachung der Boote findet in Finnland statt. Seit 2014 ist die Werft auf dem Markt und mischt ihn dabei ziemlich auf. Die Range der Werft reicht dabei von 22 Fuß bis zu 45 Fuß Bootslänge.
Beide 29er-Modelle basieren auf derselben Rumpfplattform und teilen viele technische Spezifikationen, bieten jedoch unterschiedliche Nutzungserlebnisse und Komfortmerkmale. Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten. Die Rumpfform ist bei beiden Booten gleich. Die V-Form des Rumpfes ist mit 22 Grad sehr spitz (Sharp entry hull). Außerdem hat er zwei Stufen. Der Step, wie er im Englischen genannt wird, ist bei Booten, die auf Geschwindigkeit ausgelegt sind, beliebt, da er zusätzlichen Auftrieb ermöglicht und den Wasserwiderstand verringert. Die Stufe ist quer zum Rumpf eingebaut und saugt so Luft von der Seite unter das Boot. Der hydrodynamische Auftrieb verringert so die Reibung im Wasser, was vor allem Geschwindigkeit bringt, aber auch den Treibstoffverbrauch senkt. Die Axopar 29 hat gleich zwei davon. Die maximale Motorisierung beträgt bei beiden Booten 400 PS. Auch die Treibstoffkapazität ist mit 400 Litern gleich. Der Treibstoff wird in Aluminiumtanks gelagert.
Alles in allem kann man also sagen, dass die technischen Daten rund um den Rumpf gleich sind, und auch an Deck sind die beiden ebenfalls bis zur Windschutzscheibe identisch. Auch die kleine Bugkabine mit Eingang unter dem vorderen Sofa ist gleich. Sie hat viele durchdachte Ideen. Eine Pumptoilette oder sogar eine Automatik-Toilette ist hier ebenso an Bord verbaut wie ein Waschbecken. Dafür hat sich die Werft etwas Besonderes einfallen lassen: Es ist einklappbar. Der Ablauf ist im Schott integriert – cooles Gimmick!
Die Verarbeitung ist makellos. Kleine Oberlichter, indirekte und direkte Beleuchtung sorgen für ausreichend Licht. Die kleine Leiter zum Ein- und Aussteigen kann weggeklappt werden. Wird der Bereich komplett zur Liegewiese umgebaut, können hier zwei Personen übernachten. Bei der 29 Sun Top ist dies auch die einzige Übernachtungsmöglichkeit. Weitere gibt es, dazu kommen wir aber später. Etwas anders sieht es bei der XC Cross Cabin aus, hier kann zusätzlich in der Kabine übernachtet werden.
Zurück an Deck. Dort kann ein Tisch montiert werden. Dieser hat zwei verschiedene Positionen. Eine, um gemütlich essen zu können, dann ist der Tisch nah an der Sitzbank, was aber das Durchkommen erschwert, und eine zweite, hintere Position. Diese ist optimal beim Ankern oder im Hafen, da man am Tisch vorbeigehen kann. Mit einer zusätzlichen Polsterung kann man natürlich auch eine Liegewiese aufbauen. Wer auf die Steuerbordsitzbank verzichten möchte, kann sie beim Bestellen abwählen. Dadurch verliert man allerdings auch Stauraum. Vor der Windschutzscheibe und auf dem Eingang zur eben angesprochenen Kabine befindet sich ein kleines Doppelsofa.
Geht man bei beiden Booten auf den breiten Gangborden nach achtern, fällt einem eine kleine Stufe in der Innenschale auf. Liegt man längsseits an einer Kaimauer, kommt man so optimal an Land. Festhalten kann man sich am Dach der Boote – egal, ob es die Sun-Top- oder die Cross-Kabin-Version ist. Das klingt einfach und verständlich, aber genau dafür steht Axopar laut Werftchef Jan-Erik Viitala: durchdachtes und einfaches Bootfahren. Auch die Badeplattformen rund um den Motor sind gleich. An Backbord und Steuerbord gibt es Staufächer und bei Bedarf einen Grill.
Nun zu den Unterschieden zwischen der XC Cross Cabin und der Sun Top: Wie der Name schon sagt, verfügt die XC Cross Cabin über eine komplett geschlossene Kabine. Diese bietet Schutz vor Witterungseinflüssen und ermöglicht den Passagieren auch bei schlechtem Wetter oder niedrigen Temperaturen eine komfortable Fahrt. Die Kabine ist gut ausgestattet und bietet Sitzplätze für bis zu fünf Personen, einen kleinen Kühlschrank unter dem Fahrersitz und ein Waschbecken unter dem Beifahrersitz. Der Einstieg in die Kabine erfolgt über große Schiebetüren auf beiden Seiten. Im hinteren Teil der Kabine befindet sich ein zusätzlicher Schlafplatz. So können auf dem Boot vier Erwachsene ohne Probleme nächtigen. Allerdings nur bei der Ausbauvariante mit Achterkabine. Die Fenster können mithilfe von Vorhängen abgedunkelt werden. Außerdem gibt es die Cross Cabin als Wet Bar, Multi Storage oder als Open Aft Variante. Bei den drei letzten Varianten entfällt die zusätzliche Schlafmöglichkeit. Es würde zwar gehen, ist – Stand jetzt – aber nicht als eine solche angedacht, wird uns beim Besichtigen des Bootes erklärt. Es soll aber bereits daran gearbeitet werden.
Das Dach besteht aus wasserdichtem Stoff und kann geöffnet werden. Öffnet man alle Türen und zusätzlich das Dach, hat man das Gefühl, nicht in einer Kabine zu stehen. Aber auch wenn alles geschlossen ist, ist das Platzangebot für ein 29-Fuß-Boot sehr gut. Die 360-Grad-Rundumsicht erleichtert das Manövrieren genauso wie das verbaute Bugstrahlruder. Letzteres ist ein Extra. Das Cockpit ist ähnlich wie bei der Sun Top. Cooles Feature bei beiden Booten: Die Hauptschalter befinden sich unter dem Steuerstand. So sind sie gut erreichbar, und es müssen keine Luken geöffnet werden. Gerade beim Einladen für die Wochenendtour hilfreich.
Zur Sun-Top-Variante: Die Sun Top ist die offene Version der Axopar 29. Sie hat ein offenes Decklayout, das mehr Platz und Freiheit bietet. Ideal für sonnige Tage und Freizeitaktivitäten wie Wassersport. Kleiner Tipp: Wer noch Anregungen zum Thema „Was kann ich alles hinter mein Boot hängen“ sucht, kann in diesem Heft ab der Seite 48 fündig werden.
Doch zurück zu den Besonderheiten der Sun Top. Dort, wo die XC ihren zweiten Schlafplatz hat, ist hier ein großes U-Sofa eingebaut. Sechs Personen finden darauf Platz. Möchte man sich sonnen, kann auch das T-Top-Dach geöffnet werden. Der Cockpittisch aus Glasfaser lässt sich absenken, und mit einem zusätzlichen Polster entsteht eine große Liegefläche. Die Rückenlehnen sind steckbar und können entweder als zweite Sitzreihe hinter den Fahrersitzen oder als Heckbank mit Blick auf den Außenborder genutzt werden. Die Polster sind gut verarbeitet.
Wenn das U-Sofa nicht gewünscht wird, gibt es die Sun-Top-Variante auch in drei weiteren Ausführungen. Zur Wahl stehen eine Wet Bar, eine riesige Backskiste im Heck oder eine kleine Kabine. Diese sieht dann ähnlich aus wie die Kabinenvariante. Hinter dem Fahrer befinden sich dann zusätzlich vier weitere Sitze.
Wer schon einmal eine Axopar gefahren ist, weiß, was jetzt kommt: Sie fährt sich einfach gut. Der überarbeitete Rumpf soll bis zu 30 Prozent weniger Kraftstoff verbrauchen als die Vorgängermodelle. Außerdem sind die Boote etwas leichter geworden. Auf dem Wasser verhalten sich die beiden Boote gleich. Enge Kurven, der Slalomparcours oder auch das Verreißen bei hohen Geschwindigkeiten machen sie gut und sicher, auch bei Geschwindigkeiten jenseits der 30 Knoten. Bei rund 80 Zentimetern Wellenhöhe gleiten die 29er angenehm durch die Welle, ohne dass es klappert oder knirscht. Nur das Stoffdach macht ein paar Geräusche. Im Gespräch kann uns Jan-Erik sogar auf den Punkt genau sagen, wo das Problem liegt und wie es bei den nachfolgenden Booten gelöst wird – vorbildlich!
Angetrieben wurden unsere zwei Testboote von 400 PS Mercury Motoren. Bei Bedarf ist es auch möglich, zwei 200 PS Motoren anzuhängen. Das würde die Manövrierbarkeit noch etwas steigern. Mit der 400 PS Motorisierung zeigte uns die Logge allerdings auch schon 49,2 Knoten bei der Sun Top und 48,6 Knoten bei der XC an. Die wirtschaftliche Gleitfahrt liegt bei rund 28,3 kn und 4000 rpm bei der Sun Top und bei 29,2 Knoten und 3750 rpm bei der XC Version.
Nach einem langen Tag auf dem Wasser vor der Küste Mallorcas können wir nur sagen, dass es sich bei der Axopar 29 XC Cross Cabin und auch bei der Sun Top wieder einmal um gut durchdachte Boote aus Finnland handelt. Weder bei der Verarbeitung noch beim Fahren sind uns negative Punkte aufgefallen. Wer nun vor der Wahl der richtigen Axopar 29 für sich steht, sollte sich überlegen, wofür sie eingesetzt werden soll. Sind es Fahrten in rauem Wasser, bei schlechtem Wetter oder als Wochenendausflugsboot, könnte die Kabinenversion etwas besser geeignet sein. Die Axopar 29 Sun Top bietet sich besser zum Baden, Wakeboarden oder einfach als Spaßboot für das Wochenende. Schließlich ist man nicht wirklich vor den Elementen geschützt.
Man muss aber auch wissen, egal für welche Variante man sich entscheidet, die Boote sind Spaßboote, wer mehrere Wochen damit durch die Gegend fahren möchte, für den könnten die nächstgrößeren Modelle wie die 37er oder die 45er interessant sein. Der deutsche Händler für Axopar ist Boote Polch aus Traben-Trarbach an der Mosel.
Die beiden Versionen der Axopar 29 sind super gelungene Boote in der 30-Fuß-Klasse. Egal für welches Modell man sich entscheidet, tolle Verarbeitung, gute und vor allem sichere Fahreigenschaften findet man bei beiden 29ern. Praktische Details und coole Gimmicks runden das Bootserlebnis nicht nur für Ein- und Aufsteiger ab.