Wer einen Antrieb für sein Beiboot sucht, kommt an Elektroaußenbordern kaum vorbei, zumindest wenn keine hohe Geschwindigkeit erforderlich ist. Die bekannten Modelle von Torqeedo oder Epropulsion sind allerdings relativ teuer und bieten mit 1000 Watt Eingangsleistung bereits mehr Schub als eigentlich nötig für ein Dinghy. Der Elite von Epropulsion ist speziell für den Einsatz an Dinghys und anderen kleinen Booten konzipiert und gehört mit seinen 500 Watt Eingangsleistung zu den kompaktesten E-Außenbordern mit integriertem Akku.
Das geringe Gewicht von 7,7 Kilogramm ist sofort ein Pluspunkt. Der Elite kann problemlos mit einer Hand ins Beiboot befördert werden. Noch komfortabler wird es, wenn die abnehmbare Halterung bereits am Spiegel befestigt ist, denn dann wiegt der Motor nur noch 6,5 Kilogramm und lässt sich schnell anbringen. Für 140 Euro ist eine zusätzliche Halterung für den Heckkorb oder Stauraum erhältlich, die die Handhabung weiter erleichtert.
Die Befestigung am Spiegel erfolgt wie bei Außenbordmotoren üblich mit zwei Flügelschrauben. Der Winkel des Motors kann über einen Trimmstift angepasst werden. Für Fahrten in seichtem Wasser kann der Elite entriegelt werden, sodass er bei Kontakt automatisch hochklappt. In dieser Stellung sollte jedoch der Rückwärtsgang vermieden werden, da die Schraube sonst den Motor aus dem Wasser hebt. Zusätzlich verfügt der Elite über eine Flachwasserposition, die den Motor in einem 36-Grad-Winkel arretiert und sowohl Vorwärts- als auch Rückwärtsfahrt ermöglicht.
An unserem 3,20 Meter langen Dinghy Go zog der Propeller in Flachwasserstellung relativ leicht Luft, was sich durch hecklastiges Ausbalancieren des Schlauchbootes beheben ließ.
Ladezustand und Motorleistung lassen sich auf dem Display an der Oberseite des Motors ablesen. Bereits mit halber Leistung erreichte unser mit einem Erwachsenen und zwei Kindern besetztes Beiboot 2,7 Knoten. Bei einer Laufzeit von 1,5 Stunden ergibt das eine Reichweite von etwa vier Seemeilen. Bei Vollstrom beschleunigte das Dinghy auf 3,5 Knoten, was der Rumpfgeschwindigkeit entspricht. Die Akkulaufzeit reduzierte sich dabei auf 40 Minuten, was einer Reichweite von 2,3 Seemeilen entspricht.
Eine Besonderheit des Elite ist der Sportmodus. Durch zweimaliges Drücken der Einschalttaste lässt sich die Motorleistung vorübergehend auf 750 Watt erhöhen. Ein enormes Leistungsplus, das aber auch zu Lasten der Reichweite geht und daher nur verfügbar ist, solange der Akku mindestens zur Hälfte geladen ist. Danach regelt die Elektronik die Leistung bis zur Nennleistung herunter. Fällt die Ladung unter zehn Prozent, stehen nur noch 340 Watt zur Verfügung, was aber für den normalen Fahrbetrieb vollkommen ausreicht.
In der Praxis bedeutet das, auch längere Erkundungstouren sind kein Problem. Wenn der Nachwuchs das Boot in der Ankerbucht häufig nutzt, sollte man jedoch Ladepausen einplanen. Mit dem serienmäßigen 230-Volt-Lader lässt sich der Energiespeicher in rund vier Stunden wieder komplett füllen.
Für den Bordeinsatz ist das Solar-Ladesystem sehr praktisch. Es besteht aus einem faltbaren 100-Watt-Panel (330 Euro) und einem wasserdichten Laderegler (110 Euro). Das Pfiffige dabei: Der Laderegler lässt sich auch mit 12 Volt speisen und kann den Elite aus dem Bordnetz laden, wenn die Sonne nicht scheint.
Während unseres vierwöchigen Sommertörns in den schwedischen Schären haben wir den Motor ausschließlich über das Solarpanel geladen, was sehr gut funktioniert hat. Für ausgedehnte Landausflüge bietet es sich an, das kompakte Panel mitzunehmen und am Strand einfach aufs Dinghy zu legen. Damit ist der Akku nach dem Landgang wieder voll und kann für weitere Erkundungsfahrten genutzt werden.
Unter einer wasserdichten Gummikappe verbirgt sich eine USB-C-Buchse. Bei eingeschaltetem Motor lässt sich der Akku als Powerbank nutzen. Das System unterstützt Power Delivery und QC3+-Standard mit maximal 22 Watt Leistung – ausreichend für Smartphones und ähnliche Geräte.
Motor und Zubehör hinterlassen einen robusten Eindruck. Die meisten Komponenten wie der bürstenlose Motor, der Propeller, die Elektronik, die Halterung oder die klappbare Pinne lassen sich bei Bedarf einfach austauschen. Lediglich der wasserfest vergossene Akku im Schaft ist nicht wechselbar. Da der Energiespeicher mit Abstand die teuerste Komponente ist, wäre ein Austausch laut Hersteller wirtschaftlich nicht sinnvoll.
Mit 1.100 Euro liegt der Elite deutlich unter den Preisen stärkerer E-Außenborder:
Motor | Leistung | Akkukapazität | Gewicht | Preis |
Torqeedo Travel 903 | 900 W | 915 Wh | 17,3 kg | 2.200 Euro |
ePropulsion Spirit 1.0 | 1000 W | 1.276 Wh | 19,2 kg | 2.200 Euro |
Temo 450 | 450 W | 290 Wh | 4,9 kg | 1.580 Euro |
ePropulsion Elite | 500 W | 378 Wh | 7,7 kg | 1.100 Euro |
Selbst mit dem Solarsystem (440 Euro) bleibt der E-Lite mit insgesamt 1.540 Euro günstiger als die leistungsstärkeren Alternativen. Gleichzeitig bietet er ein deutlich geringeres Gewicht als die größeren Modelle und mehr Leistung als der noch leichtere Temo 450.
Als Antrieb fürs Beiboot hat uns der Epropulsion Elite sehr gut gefallen. Das Design ist elegant und durchdacht, und die Leistung völlig ausreichend. Die etwas begrenzte Akkukapazität spielt in der Praxis keine große Rolle, zudem wird sie durch das geringe Motorgewicht und den vergleichsweise günstigen Preis aufgewogen. Sehr empfehlenswert ist die Kombination mit dem Solarladesystem.