Sebastian Gollasch
· 17.10.2017
Wir haben fünf Modelle der neuen 40-PS-Außenborderklasse getestet. Um den passenden Motor zu finden, muss man die Details beachten.
Ganze neun Jahre ist es her, dass wir zuletzt unter die Hauben der 40- PS-Klasse geschaut haben. Diese Tatsache ist fast schon Grund genug für eine Wiederholung. Zudem hat sich in den letzten Jahren in dieser Klasse auch einiges verändert. So wurden auch die letzten Vergasermodelle gegen moderne Einspritzer ausgetauscht und dabei mit weiterer nützlicher Elektronik vollgepackt.
Damit die Optik auch zum Inhalt passt, hat der eine oder andere Hersteller gleich noch am äußeren Erscheinungsbild seines Motors Hand angelegt.
Wir prüfen, was die Frischzellenkur gebracht hat und wie sich die Vertreter der Klasse im Wettbewerb untereinander schlagen.
Der Einladung zum von BOOTE organisierten Außenbordertest sind Evinrude, Honda, Mercury, Tohatsu und Yamaha gefolgt.
Somit können wir die Teilnahme des Zweitakters E 40 E-TEC (Evinrude) und der Viertakter BF 40 (Honda), F 40 EFI (Mercury), MFS 40 (Tohatsu) und F 40 (Yamaha) bestätigen. Im direkten Vergleich geht es um Kraftstoffverbrauch, Lautstärke, Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit. Außerdem schauen wir, was dank Elektronik heute alles mit ihnen möglich ist.
Gewöhnlich hängt man 40-PS-Motoren an Spiegel von Sport-, Schlauch- und Kajütbooten mit einer Länge von 4 bis 6 m. Für unseren diesjährigen Vergleichstest konnten wir uns den Spiegel des BOOTE- b2-Selbstbaubootes sichern. Dessen technische Daten lauten: Länge 4,80 m, Breite 1,88 m, Verdrängung ohne Motor rund 280 kg. Zugelassen ist das Boot aus Marinesperrholz für Langschaft-Außenborder mit einer Leistung bis 50 PS. Als Kraftstoffbehälter dient ein 25 l fassender Kunststofftank.
Vergleicht man als Erstes das Gewicht der Motoren, wird klar: Die alte Regel, dass Zweitakter immer die leichtesten sind, weil sie eine simplere Technik und weniger Teile haben, gilt in diesem Fall nicht. Bei unserem Test ist der Evinrude mit gemessenen 113 kg sogar der schwerste Kandidat. Das dürfte daran liegen, dass er als Basis für drei Leistungsklassen fungiert, wobei 40 PS die kleinste ist.
Sowohl der 40-PS- als auch der 50- und 60-PS-Motor von Evinrude bedienen sich des gleichen Basisaggregats – in der Branche ein übliches Vorgehen, wenn auch kein anderer Hersteller gleich drei Leistungen in diesem Bereich aus einem Motor holt. Im Vergleich sind die getesteten Honda- und Tohatsu-Motoren baugleich mit den 50-PS-Modellen ihrer Marke. Leistungstechnisch am oberen Ende des sogenannten Basismotors angeordnet sind die 40-PS-Motoren von Mercury und Yamaha.
Entsprechend gibt es sie auch mit 30 PS. Interessanterweise wiegen alle Viertakter annähernd das Gleiche, knapp unter 100 kg laut Prospekt. Beim Nachwiegen im fahrfertigen Zustand, sprich mit Öl und Propeller, zeigt sich, dass der Tohatsu mit 100 kg der leichteste ist, dicht gefolgt vom Honda mit 101 kg. Noch etwas mehr bringen da nur Yamaha (103 kg) und Mercury (106 kg) auf die Waage.
Weitere Gemeinsamkeit der Viertakter: Alle Motoren kommen als Dreizylinder, die in Reihe angeordnet sind, daher. Für den Gaswechsel im Brennraum besitzt jeder Zylinder zwei Ventile, die von einer obenliegenden Nockenwelle gesteuert werden. Die Kraftstoffversorgung übernimmt eine elektronisch geregelte Saugrohreinspritzung.
Da der Zweitakter bekannterweise ohne Ventiltrieb auskommt, jedoch nicht ohne Kraftstoff, wird beim Evinrude die genau berechnete Menge Benzin direkt in den Brennraum eingespritzt. Auf diese Weise verbrennt es so sauber, dass er die gleichen Abgasnormen wie die Viertakter erfüllt. Weiterer Unterschied: Er schöpft seine Leistung aus nur zwei Zylindern. Diese sind wie bei den anderen Motoren in Reihe angeordnet.
Sollte der Außenborder mal nicht anspringen wollen, gilt es bei elektronischen Einspritzern, erst die Sicherungen und danach die Zündkerzen zu kontrollieren. Hierfür sollte man mit dem Bordwerkzeug des Herstellers auskommen und möglichst einfach an die Kerzen gelangen. Im Falle von Tohatsu hat man das sehr gut gelöst. Im Bordwerkzeug sind sogar Ersatzkerzen vorhanden, und nach dem Öffnen der Haube sind die Zündkerzen ohne Probleme erreichbar. Gleiches gilt für den Honda; auch hier gelangt man ohne Haube an alles, was wichtig ist.
In puncto Ausstattung beziehungsweise Aufrüstung sticht der Mercury leicht heraus. Beim Honda- und Yamaha-Motor – Letzterer besitzt serienmäßig eine Wegfahrsperre – lässt sich optional mittels Panel (Honda) und anderen Anzeigeinstrumenten (Yamaha) eine Trolling-Funktion steuern. Dies ist beim Mercury ebenfalls möglich. Hinzu kommt beim F 40 EFI, dass er voll SmartCraft-fähig ist; dadurch steht eine Reihe von weiteren Optionen zur Verfügung.
Wird ein spezieller Trimmgebers installiert, kann man eine Trimmbegrenzung einstellen und das neue Active-Trim-System anschließen. Eine Wegfahrsperre gibt es ebenfalls, allerdings nur gegen Aufpreis. Durch Aufrüstung des Standardinstruments oder Vernetzung mit einem Kartenplotter lassen sich die Motordaten von allen Testkandidaten so darstellen, dass keine Wünsche offenbleiben dürften.
Neben reinen Messwerten spielt bei unserem Test das Fahrverhalten der Kombination aus Boot und Motor ebenfalls eine Rolle. Ergebnis: Die Laufkultur aller Modelle ist ausgesprochen gut.
Zu den Messungen: Die Ergebnisse in Zahlen findet man auf den vorherigen Seiten 64 und 65, die Vergleichsgrafiken (Balkendiagramme) auf Seite 68. Bei der Höchstgeschwindigkeit fällt auf, dass die Ergebnisse eng beieinanderliegen, nur der Evinrude kann sich mit etwa 2 km/h mehr spürbar absetzen.
Gleiches gilt für die Beschleunigung des Zweitaktmotors; dagegen belegt er beim Verbrauch immer den hinteren Platz. Hier zeigt sich der Honda bis auf langsame und Vollgasfahrt am günstigsten. In Sachen Geräuschkulisse bietet der Yamaha den besten Komfort.
Kommen wir zu den Preisen und Lieferumfängen. Der Evinrude ist mit seinem Kaufpreis von 6739 € der absolute Preisbrecher. Enthalten sind im Standardlieferumfang neben dem Motor eine Schaltbox zur Seitenmontage, Befestigungsmaterial, zwei Rundinstrumente (Drehzahl- und Trimmanzeige), ein 25 l fassender Kunststofftank und ein Propeller nach Wahl. Das "Rundum-sorglos-Paket" gibt es ebenfalls beim Kauf des Honda (7899 €) und des Mercury (7129 €).
Somit enthalten der Standardlieferumfang des günstigsten Viertakters in Form des Mercury F 40 EFI und der teuerste Motor im Test, der Honda BF 40, sowie der Zweitakter Evinrude E 40 bis auf passende Bowdenzüge und eine Batterie alles für eine vollständige Installation und Abstimmung des Motors an einem Boot. Beim Tohatsu (7700 €) und Yamaha (7775 €) muss man einzig den Propeller separat kaufen, um auf den gleichen Lieferumfang zu gelangen.
Nach der Anschaffung kommen die Folgekosten. Letztere dürften beim Zweitakter recht gering ausfallen, wenn man bedenkt, dass Evinrude ein Serviceintervall von drei Jahren beziehungsweise 300 Betriebsstunden vorgibt. Bei den Viertaktern werden da über den gleichen Zeitraum schon etwas mehr Ersatzteile und Arbeitszeit benötigt. Je nach Betriebsstunden reicht die Palette an Arbeiten vom Ölwechsel, natürlich mit Filter, über das Einstellen der Ventile bis zur Kontrolle und zum Wechsel von Zahnriemen.
Abschließend lässt sich sagen: Den einen Motor für alle Einsatzmöglichkeiten gibt es nicht. Wer bei der Anschaffung sparen will und bereit ist, hinsichtlich Verbrauch und Lautstärke leichte Abstriche zu machen, ist mit dem Evinrude E 40 gut bedient. Mit seiner super Beschleunigung und der höchsten Endgeschwindigkeit im Test eignet sich der Motor gut zum Ziehen von Wasserski- und Wakeboardläufern.
Geht es bei der Kaufentscheidung rein um die Kraftstoffersparnis im mittleren Fahrbereich und erst an zweiter Stelle um die Lautstärke, sollte die Entscheidung auf den Honda BF 40 fallen. Wenn man die Prioritäten genau andersherum setzt, ist man mit dem leisesten Motor des Tests, dem Yamaha F 40, gut beraten. Aber auch der Mercury dürfte wegen des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses und der einfachen Aufrüstbarkeit mit praktischen Helfern viele Freunde finden.
Der Tohatsu punktet mit seiner Servicefreundlichkeit und erweist sich bei unserem Test als ähnlich sparsam wie der Yamaha, liegt allerdings vom Geräuschniveau deutlich höher, sodass er sich weder über die fünf Jahre Garantie noch über den Preis ganz ins obere Testsegment einreihen konnte.