Mercury Marine feiert im Jahr 2019 seinen 80. Geburtstag. Die Erfolgsgeschichte des US-Unternehmens prägten einige bemerkenswerte Motoren
Es gibt wohl kaum einen Wassersportler, der die Motorenspezialisten aus Fond du Lac im US-Bundesstaat Wisconsin nicht kennt. Eine Jubiläumsfeier fand am 22. Januar 2019 auf der boot in Düsseldorf statt, genau an dem Tag, an dem Elmer Carl Kiekhaefer 1939 den bankrotten Produzenten von Thor-Außenbordern in Cedarburg, Wisconsin kaufte.
Der junge Ingenieur hatte aber keineswegs den Plan die Motorenfertigung weiter zu betreiben, vielmehr wollte er Magnetabscheider für die lokale Milchindustrie produzieren.
Doch Kickhaefer brauchte Geld und zur Konkursmasse gehörten 300 defekte Außenborder, die nach Verbesserungen – insbesondere durch eine geschmiedete Kurbelwelle und einen neuen Vergaser – instand gesetzt und an das Versandhaus Montgomery Ward unter der neuen Bezeichnung "Sea King" verkauft wurden.
Nun waren die Kunden zufrieden und die Bestellungen rissen nicht ab. Die Kiekhaefer Corporation war geboren und verkaufte die weiter verbesserten Bootsantriebe nun unter der Bezeichnung "Mercury" – damals auch eine bekannte Automarke in den USA, die aber nichts mit den Bootsmotoren zu tun hatte. Bereits nach der New York Boat Show 1940 sollen dem nun als Kiekhaefer Mercury firmierenden Jungunternehmer 16 000 Bestellungen vorgelegen haben.
Nach den Kriegsjahren mit Kettensägen und Drohnenmotoren profitierte der Betrieb stark vom boomenden Wassersport in den späten 1940er und 1950er Jahren.
Der 1947 vorgestellte "Lightning", auch als "Super 10" bekannt, hatte wohl mehr als die 10 Pferdestärken auf dem Papier und war sehr beliebt. Ähnlich verhielt es sich mit dem 1949 vorgestellten ersten Vierzylinder-Reihenmotor, der zunächst als "Thunderbolt" vermarktet wurde. In einer bald darauf präsentierten sportlichen "H"-Version soll der als "25+" angebotene Motor tatsächlich um die 40 PS entwickelt haben.
Kein Wunder also, dass die Mercury-Motoren beim Publikum gut ankamen und enorme Verkaufserfolge erzielten. Dieser Motor war Basis der in den 1950er Jahren sehr beliebten Typen Mark 40, 50 und 55. 1957 wurde der abgelegene und weitgehend unbekannte Lake Conlin in Florida – vom Team mit der mysteriösen Bezeichnung Lake X versehen – zum geheimen Testzentrum von Mercury.
Bereits 1961 übernahm die heutige Konzernmutter Brunswick Corporation, ein Mischkonzern, der damals insbesondere durch seine Bowling-Produkte bekannt war, das Unternehmen.
Die Erfolgswelle setzte sich durch die unmittelbar folgende Einführung der MerCruiser Innenborder mit Z-Antrieben, die teilweise auf über 80 Prozent Weltmarktanteil in ihrem Segment kamen und durch zahlreiche neue Außenbordermodelle in den nächsten Jahrzehnten fort.
1969 verließ Kiekhaefer seine Firma, und der Name wurde in Mercury Marine geändert. Innovative Produkte waren immer das Markenzeichen des Herstellers, so gab es 1966 bereits die ersten 6-Zylinder-Außenborder mit elektronischer Zündung. Aus jüngerer Zeit gehören hier die Verado-Modelle mit Kompressor, die erst im letzten Jahr weitgehend durch die neuen, sehr leichten und leistungsfähigen V6- und V8-Modelle abgelöst wurden, dazu.
Heute sind in dem Traditionsunternehmen für Bootsantriebe weltweit 7000 Mitarbeiter beschäftigt. In der Saison 2019 sind weitere, noch nicht näher beschriebene Veranstaltungen geplant, mit denen das 80. Firmenjubiläum gefeiert werden soll