Ralf Marquard
· 11.10.2022
Kleine Außenborder sind für Dingis erste Wahl. Hierfür es gibt die bewährten Verbrennungsmotoren mit praktisch integrierten Tanks. Immer häufiger sieht man jedoch auch Elektro-Antriebe. Grund genug für einen Vergleichstest
In BOOTE 9/2019 veröffentlichten wir einen Vergleichstest von drei günstigen Verbrennungs-Außenbordern. Damals traten zwei Zweitaktmotoren gegen einen Viertakter an.
Angeregt durch diesen Test, bekamen wir reichlich Zuschriften, wir sollten doch auch mal günstige Elektro-Außenborder testen. Wir haben jedoch erst mal einen anderen Vergleich aufgegriffen: Wie schlägt sich der immer beliebtere Elektromotor gegen den Verbrenner? Wir lassen also den günstigsten Otto-Motor aus dem Test 2019 gegen einen ebenfalls möglichst günstigen, aber nicht zu schwachen Elektro-Außenborder antreten. Hier die wichtigsten Daten der Kontrahenten: Die Leistung beim Verbrenner von Demon können wir nur erahnen, denn in der Gebrauchsanweisung ist sie nicht angegeben. Auch im Netz sind die Aussagen nicht exakt. Wir schätzen, dass sie zwischen etwa 1 und 2 PS liegt. Sein Aufbautank besitzt ein Fassungsvermögen von einem Liter.
Beim Elektro-Mitstreiter Talamex TM66 ist die Leistung mit 660 W angegeben, was umgerechnet knapp 0,9 PS ergibt. Bei seinem Tank, sprich der Batterie, verlassen wir uns auf eine Spezialbatterie, ebenfalls von Talamex (105 Ah Deep Cycle). Dieser Akku soll laut Hersteller keine Probleme mit der Tiefentladung haben und ist extra für Elektromotoren ausgelegt. Das heißt, für unsere Berechnung haben wir auch nur eine Reserve von 15 Prozent eingerechnet. Wie die Motoren zu bedienen sind, erfährt man aus der Betriebsanleitung. Dem Demon lag ein Heftchen nur in polnischer Sprache bei, das Büchlein vom Elektro Talamex weist dagegen neun Sprachen auf – unter anderem auch Deutsch.
Der Zusammenbau beider Motoren ist kein Hexenwerk und lässt sich in wenigen Minuten erledigen. Besonderheiten beim Talamex: Die Pinne ist in der Länge variabel, und der Drehgriff besitzt fünf Vorwärts- und drei Rückwärts-Stufen sowie eine Neutralstellung. Auch der Drehgasgriff vom Demon besitzt Rasterstufen, diese sind jedoch etwas feiner abgestuft, und der Motor besitzt eine Fliehkraftkupplung. Das heißt, erst mit erhöhter Drehzahl fängt der Propeller an, sich zu bewegen. Bevor man mit ihm losfährt, muss er natürlich im Gegensatz zum E-Motor noch angerissen werden –Letzterer benötigt dagegen seine Verbindung zur Batterie (siehe Bild oben). Die Propeller beider Motoren sind dreiflügelig und bestehen aus Kunststoff.
Zu den Messergebnissen: Bei Höchstgeschwindigkeit hat der Demon mit knapp 2 km/h mehr die Nase vorn. Bei der Reichweite, die wir nur bei 6 km/h vergleichen können, hat dagegen der Elektromotor ein besseres Ergebnis. Das liegt schlicht und einfach an der speziellen Batterie. Aus Fairness muss man natürlich sagen, dass ein „Schluck“ aus dem Fünf-Liter-Benzinkanister, der im Boot liegt, den Demon schnell wieder startklar macht. Das geht beim Laden der Batterie nicht so einfach. Hier muss für mehrere Stunden ein Ladegerät angeklemmt werden, bevor es wieder mit vollem Akku losgeht. Die Ladezyklen gibt Talamex mit 300–400 an.
Ein riesiger Vorteil zeigt sich bei der Lautstärke für den Elektromotor, hier hört man nur ein „Säuseln“ und die Plätschergeräusche vom Heckwasser, während der Verbrenner mit seinem nervtötenden Ton den ganzen Hafen rebellisch macht. Das Manövrieren ist mit dem E-Motor einfacher, denn mit seinen „Rückwärtsgängen“ lässt sich das Boot wie gewohnt aufstoppen. Beim Demon muss dafür der gesamte Motor um 180 Grad gedreht werden, und dann muss der Skipper auch noch entsprechend Gas geben, damit die Fliehkraftkupplung greift.
Beim Befestigen der Motoren hat man aufgrund der recht geringen Gewichte keine Probleme. Beim Elektromotor muss allerdings noch die Batterie ins Boot gehoben werden, was besonders vom Cockpit auf die Badeplattform und von dort ins Dingi meist keine einfache Aktion ist.
Die veraltete, laute Zweitakttechnik – auch wenn man sie sehr günstig erwerben kann – ist absolut nicht Stand der Technik und deshalb nicht mehr mit gutem Gewissen zu empfehlen. Der Talamex kann mit seiner ruhigen Art überzeugen, er wird allerdings von der unhandlichen, schweren Batterie gespeist und diese wiederum von einem Ladegerät, das an einer „Ökostrom-Steckdose“ eingesteckt sein muss, damit auch der Umweltgedanke passt.