Wendig, leise, effizientDer Boom der Pod-Antriebe

Jan-Ole Puls

 · 20.12.2024

Wendig, leise, effizient: Der Boom der Pod-AntriebeFoto: Hauke Schmidt
So sieht ein gesamtes Pod-Antriebssystem aus
Technologie trifft Effizienz: Pod-Antriebe erobern die Schifffahrt und bieten Lösungen für eine nachhaltige Zukunft mit Elektromotoren. Auch auf den Fachmessen sieht man sie immer öfter. Grund genug, drei neue Pods von der METS in Amsterdam zu zeigen.

Pod-Antrieb von Mitek

Der Antrieb von MitekFoto: HerstellerDer Antrieb von Mitek

Der Pod-Antrieb der Firma Mitek ist speziell für Segelboote mit Saildrive-Antrieb entwickelt worden. Das System arbeitet mit 48 Volt und ist in vier verschiedenen Leistungsstufen erhältlich. Der kleinste Motor bietet 6 PS oder 5 kW, die weiteren Modelle haben 10, 15 und 20 PS (7,5 kW, 12 kW, 15kW). Mit der kleinen Version sollen Boote bis 2,5 Tonnen in Fahrt kommen. Mit der 15kW-Variante sind es 7 Tonnen. Auch bei der stärksten Version bleibt die Spannung bei 48 Volt, was die Installation und Wartung vereinfacht und die Kosten senkt. Wird der Motor nicht mehr benötigt, kann der Faltpropeller einfach eingeklappt werden – ähnlich wie bei einem herkömmlichen Dieselantrieb.

Der Strom für das System stammt aus externen Batterien, die im Schiff untergebracht werden müssen. Dazu können Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LiFePO4) oder die leichteren Lithium-Nickel-Mangan-Kobalt (Li-NMC) Akkus verwendet werden. Natürlich sind auch Sicherheitsfunktionen wie ein Not-Aus-Schalter, Überspannungsschutz und ein Alarm bei niedrigem Batteriestand verfügbar.

Der Preis für 5 kW System startet bei 9.999 Euro. Dazu kommen allerdings noch ein Gashebel, die Anschlusskabel, ein Ladegerät sowie mindestens eine 48 Volt Batterie mit 100 Ah. Alles zusammen würde man auf ungefähr 13.100 Euro kommen.

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Pods von ePropulsion

Der Pod-Antrieb von ePropulsionFoto: Michael RinckDer Pod-Antrieb von ePropulsion

Der Pod Drive von ePropulsion ist ebenfalls geräuscharm und soll laut Hersteller wartungsfrei sein. Da kein zusätzliches Getriebe benötigt wird, gibt es weniger bewegliche Teile, was den Wartungsaufwand reduziert. Ein besonderer Vorteil ist die Möglichkeit, beim Segeln durch Rekuperation Strom zurückzugewinnen und die Batterie wieder aufzuladen. Fünf verschiedene Leistungsklassen stehen zur Verfügung. Den Anfang macht eine 1 kW-Version für Boote bis 1,5 Tonnen. Es folgen 3 kW und 6 kW. Letztere kann Segelyachten bis 2,7 Tonnen antreiben. Alle drei Versionen bleiben bei 48 Volt. Will man mehr Leistung, stehen 12 kW (sechs Tonnen Bootsgewicht) und 20 kW (zehn Tonnen Bootsgewicht) zur Verfügung. Hier sind wir allerdings schon bei 96 Volt Spannung, was auch bedeutet, dass derjenige, der das System einbaut, zwingend einen Hochvoltschein braucht. Die Grenze liegt bei 60 Volt.

Der Preis für die 1 kW-Variante liegt bei 1.249 Euro. Für die wohl gängigste Variante mit 6 kW stehen 3.249 Euro auf der Rechnung. Dazu kommen noch Fernbedienung, 150 Ah Batterie und Ladegerät. Alles in allem kommt man auf etwa 6.000 Euro.


Pod-Antriebe von Temo

Der kleinste Pod-Antrieb von Temo
Foto: Michael Rinck

Die Firma Temo hat sich mit dem Temo 450, einem innovativen Elektro-Außenborder, einen Namen gemacht. Nun erweitert Temo sein Portfolio und bietet auch Pod-Antriebe an. Diese können entweder nachgerüstet oder direkt beim Bau eines Bootes integriert werden. Es gibt drei Leistungsstufen, wobei die genauen Preise projektabhängig sind und aktuell noch nicht bekanntgegeben wurden.


Was sind Pod-Antriebe eigentlich?

Pod-Antriebe waren eine Revolution im Bereich der modernen Schiffsantriebe. Der Name „Pod“ bezeichnet das Unterwasserteil, in dem das gesamte Elektro-Antriebssystem untergebracht ist. Das Besondere daran: Der E-Motor sitzt direkt in dem Pod unter dem Bootsrumpf und treibt den Propeller an. Dadurch kann sich die Gondel in der Regel um 360 Grad drehen, was das Manövrieren extrem erleichtert - perfekt für enge Häfen. Wer auf einen Diesel nicht verzichten möchte, kann auch ein Hybridsystem einbauen lassen.

Einer der größten Pluspunkte ist die Effizienz. Die direkte Kraftübertragung und das stromlinienförmige Design verbraucht ein Pod-Antrieb weniger Strom und reduziert so gleichzeitig die Emissionen im Betriebszustand. Außerdem spart man im Innenraum Platz, da keine klobigen Wellenanlagen oder Z-Drives mehr benötigt werden. Oft fällt der Motor entweder komplett weg oder wird deutlich kleiner. Das schafft Raum für andere Dinge – sei es eine größere Kabine oder zusätzliche Batterien, die wiederum für mehr Ladekapazität sorgen. Ein weiterer Vorteil ist, dass Pod-Antriebe deutlich leiser arbeiten, da der Motor direkt in der Gondel sitzt.

Die Einsatzmöglichkeiten

Heutzutage werden die Antriebe fast überall eingesetzt. Auf Luxusyachten sorgen sie für einfaches Manövrieren, während sie auf Kreuzfahrtschiffen Platz und Energie sparen. Bei Eisbrechern zeigen sie ihre Stärken, da sie vorwärts und rückwärts gleichermaßen effizient arbeiten. Auch auf Forschungsschiffen und Fähren, wo es auf leisen Betrieb und geringe Emissionen ankommt, sind sie unschlagbar. Wer die TT-Line-Fähre „Akka“, die zwischen Travemünde und Trelleborg verkehrt, einmal beim Anlegen gesehen hat, weiß, wie wendig 190 Meter sein können. Das liegt unter anderem an den Antrieben. Im Bereich kleinerer Boote sind sie ebenfalls auf dem Vormarsch. Besonders auf selbstgebauten E-Booten findet man sie oft.

Pods kommen mit Herausforderungen, doch die Technologie gewinnt an Beliebtheit

Allerdings gibt es auch ein paar Herausforderungen: Pod-Antriebe sind in der Anschaffung etwas teurer, als ein normales System. Außerdem braucht es spezielles Fachwissen, wenn Reparaturen notwendig sind. Ein weiteres Problem ist die begrenzte Reichweite bei rein elektrischen Antrieben. Um diese zu erhöhen, werden viele Batterien benötigt, was Platz und Gewicht erfordert. Dennoch machen die Vorteile, wie die einfache Handhabung, die Manövrierfähigkeit und die Effizienz, die Technologie immer beliebter. Kein Wunder also, dass sie in der modernen Schifffahrt auf dem Vormarsch sind. Diesen Trend konnte man auch auf der diesjährigen METS 2024 in Amsterdam beobachten, wo viele Hersteller neue Systeme präsentierten. Die METS ist die Weltweit größte B2B-Messe im Bereich der Freizeitschifffahrt. Mit der steigenden Nachfrage werden diese Systeme auch zunehmend erschwinglicher.


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