Biodiesel HVO100Öko-Kraftstoff reduziert Dieselpest - jetzt für alle erhältlich

Andreas Fritsch

 · 29.05.2024

Bis Bootstankstellen HVO 100 anbieten, wird es wohl noch dauern
Foto: YACHT/H. Schmidt
Ab sofort ist der öffentliche Verkauf von sogenanntem HVO100-Diesel nun auch an allen Tankstellen in Deutschland legal. Der Biodiesel ist ein echter Durchbruch, der Dieselpest, Rußen und CO₂-Bilanz enorm verbessert – er ist allerdings auch teurer und noch nicht überall verfügbar

Eigentlich sollte HVO100 (100 bezieht sich auf den Recycling-Anteil) bereits vor über einem Monat an Deutschlands Tankstellen verfügbar sein. Die dafür notwendige Verordnung wurde allerdings erst gestern im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Ab heute ist der Biodiesel damit auch im Straßenverkehr legal zu tanken.

Technisch ist der aus Abfällen wie Speiseöl oder Resten der Zellulose-Industrie hergestellte synthetische Diesel HVO100 eine besonders für Bootseigner sinnvolle Innovation: Im Gegensatz zum mit Biodiesel vermischten Kraftstoff nimmt synthetischer Diesel kein Wasser auf und kann ganz ohne Biozide bis zu zehn Jahre gelagert werden. Dieselpest, die meist auf den Wasseranteil im Biodiesel zurückgeht, ist damit endlich kein Thema mehr. Damit werden auch die allerlei auf dem Markt erhältlichen, teuren und mitunter giftigen Zusätze weitgehend überflüssig, wenn der Eigner konsequent HVO tankt. Zudem verbrennt der Wundersaft sauberer als herkömmlicher Diesel, riecht kaum und vermindert die CO₂-Emission um 90 bis 95 Prozent.

So verbessert sich die Umwelt- und CO₂-Bilanz selbst von jahrzehntealten Dieseln auf Yachten schlagartig. Ein großer Schritt für die Umwelt.

Nicht jede Tankstelle hat schon HVO100-Diesel

Einziger Nachteil: Der Öko-Sprit hat seinen Preis, im Schnitt etwa 15 bis 20 Cent mehr pro Liter. Vielen Eignern dürfte es aber bei der langen Liste von Vorteilen und den geringen Dieselmengen, die viele nur verbrauchen, herzlich egal sein. Schwieriger ist da schon die Verfügbarkeit des HVO-Diesels an Tankstellen, denn längst nicht jede hat ihn. Im Internet gibt es mittlerweile diverse Karten, die die HVO-Tankstellen darstellen, aber eine solche Karte gibt es noch nicht extra für Bootstankstellen.

Viele Eigner behelfen sich schon seit Jahren auf ihre eigene Art: Wer Dieselpest vorbeugen wollte, kaufte oft an Tankstellen Bioanteil-freie Mineralöl-Produkte, wie etwa Arals Ultimate Diesel. Auch der ist deutlich teurer und schützt vor Dieselpest, hat aber eben nicht die gute CO₂-Bilanz der HVO-Diesel. Wer bisher den Kanister-Weg beschritt, sollte sich also einfach nach einer HVO-Tanke in der Nähe des Wohnortes oder beim Weg zum Boot kümmern.

Aus Sicht des Umweltschutzes wäre es wünschenswert, wenn möglichst viele Betreiber von Bootstankstellen so schnell wie möglich auf HVO-Diesel umstellen oder diesen wenigstens zur Auswahl stellen. So wäre die nicht ideale Kanister-Abfüllung schon bald Schnee von gestern und vermutlich wären viele Eigner bereit, ein paar Cent mehr für ein besseres Produkt auszugeben.


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Umweltbundesamt wollte Biodiesel aufhalten

Die Freigabe des neuen Diesels an den deutschen Tankstellen zog sich in Deutschland besonders lange hin, während es in Skandinavien oder Holland viel schneller ging. Bereits im Januar waren Besprechungen der Verkehrs- und Umweltausschüsse des Bundesrates zur Anpassung der Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes vertagt worden, was den Prozess verzögerte. Ein weiterer Grund war allerdings das Umweltbundesamt, das verhindern wollte, dass auch HVO-Produkte in den Umlauf kommen, die auf Palmöl-Basis hergestellt werden, da diese eine kritischere Umweltbilanz hätten.

Doch der Bundestag hat die Regierung mit einem Entschließungsantrag dazu aufgefordert, die Richtlinien so anzupassen, dass HVO100 allgemein wie herkömmlicher Diesel verkauft werden darf. Zumal das hier angebotene HVO100 überwiegend vom Hersteller Neste stammt. Der finnische Produzent versichert, dass bei der Herstellung kein Palmöl verwendet wird.


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