Es scheint gut zu laufen im Charterbusiness. Zumindest für den Marktführer Le Boat, wenn man sich die Zahlen anschaut. Die Flotte des Hausbootanbieters besteht aus knapp 1.000 Booten an 18 Charterbasen in neun Ländern. Nun investiert das Unternehmen 100 Millionen Euro in 400 neue Boote. 100 davon sollen in den kommenden drei Jahren geliefert werden, mindestens 25 noch in diesem Jahr. Die Nachfrage scheint ungebrochen. Wo liegen die Herausforderungen und was sind die Pläne des Unternehmens:
Weitere Artikel zu Le Boat:
Bis 2019 haben wir ein unglaubliches Wachstum in der Charterbootbranche gesehen. Dann kam COVID und wir befürchteten große Einbußen. Aber tatsächlich sind die Charterindustrie und die Bootsindustrie im Allgemeinen unglaublich gut durch diese Krise gekommen, weil wir damals mit unserem Angebot die perfekte Lösung für distanzierte Aufenthalte bieten konnten. Also haben wir Boote zu verschiedenen Locations verlegt und hatten sogar eine außerordentlich starke Zeit. Im Jahr 2022, als langsam immer mehr Menschen wieder anfingen zu reisen, aber sich dennoch zum Teil unwohl dabei fühlten, unter viele Menschen zu gehen, hatten wir unser Rekordjahr. 2023 und 2024 nahm das Wachstum dann merklich ab, was sicherlich damit zusammenhing, dass sich die Welt nach der Pandemie wieder öffnete. Langstreckenreisen wurden wieder beliebter. Man hatte das Gefühl, dass die Menschen verlorene Reisezeit wieder wettmachen wollten.
Jetzt sehen wir, dass die Nachfrage 2025 wieder anzieht, wir liegen jetzt zu Beginn der Saison schon weiter vorne mit den Buchungen als zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr. Und wir erwarten eine starke späte Saison, denn die Kunden buchen heute nicht mehr so früh. Und wir sehen eine stärkere Nachfrage nach Kurzurlauben. Aufenthalte von zwei oder drei Nächten sind immer mehr gefragt.
Tatsächlich sehen wir, dass der Premium-Markt viel weniger zu kämpfen hat als der Budget-Markt. Wir werden immer auch Budget-Angebote in unserer Flotte haben. In der Regel bleiben unsere Boote bis zu 20 Jahre in unserer Flotte. Und wenn die Boote älter werden, werden sie sukzessive zu unserem Budgetboot-Segment. So werden wir immer eine große Auswahl an Booten in den verschiedensten Kategorien im Angebot haben: für zwei bis 12 Personen, von einer bis fünf Kabinen von einem „Ein-Sterne“ bis „Fünf-Sterne“-Boot.
Unser Anliegen ist es aber, das Bootfahren durch Innovationen im Bootsbau für alle Menschen immer einfacher und komfortabler zu machen. Die neuen Premium-Modelle sind super einfach zu manövrieren und sollen eine neue Zielgruppe von Kunden erschließen, die vorher noch nie auf einem Boot waren und in erster Linie Wert auf Komfort legen. Wir wollen Ihnen eine alternative Art und Weise des Urlaubmachens vorstellen. Unsere Kunden sollen das Gefühl bekommen, eine schwimmende Ferienwohnung zu mieten. Darin liegt der Fokus bei unseren Neuentwicklungen.
Der größte Teil unserer Kunden hat keinen Bootsführerschein. Hier liegt auch der Fokus unseres Marketings. Wir möchten Menschen erreichen, die bisher noch nicht daran gedacht haben, auf einem Boot Urlaub zu machen. Teil unserer Arbeit ist es, diesen Leuten das Bootfahren nahe zu bringen und ihnen zu zeigen, wie einfach es sein kann. Die Boote sind extra für uns und genau für diesen Zweck, für Menschen mit keinerlei Erfahrung, gebaut worden. Außerdem sind die Erwartungen unserer Kunden an die Ausstattung gestiegen. Mit unseren neuen Premium Modellen wollen wir Luxus und einfache Manövrierbarkeit vereinen.
Die Eröffnung unserer beiden Standorte außerhalb Europas, in Kanada, war ein großer und spannender Schritt. Mittlerweile haben wir hier 32 Boote. Der Rideau Canal und der Trent-Severn-Waterway vereinen das Beste unserer europäischen Wasserstraßen an einem Ort. Dort ist es wirklich atemberaubend schön.
Ich persönlich hätte zukünftig gerne eine Winterdestination im Angebot. Unsere Boote sind allerdings nur für Binnengewässer gemacht. Aber hier gibt es tolle Möglichkeiten, nicht nur auf Kanälen, auch auf großen Seen – die Mecklenburger Seenplatte ist ein tolles Beispiel. Und wir sind immer im Gespräch mit potenziellen neuen Partnern. Vor 55 Jahren starteten wir mit zehn Booten im Canal du Midi. Heute haben wir etwa 1.000 Boote über ganz Europa verteilt. Und nun bringen wir das ganze nach Nordamerika. Momentan arbeiten wir mit unseren Group Benneteau und Delphia Partnern in Nordamerika zusammen, um weitere attraktive Destinationen zu erschließen und potenzielle Franchise-Partner, nicht nur in Kanada, auch in den USA zu finden.
Natürlich hat man solche Entwicklungen im Blick und beobachtet sie auch ein bisschen mit Sorge. In unserem Fall kommen allerdings nur etwa 10 Prozent unserer Kunden aus den USA und diese reisen weiterhin nach Europa, daran wird sich wohl nichts ändern. Anders wäre es natürlich, wenn wir bereits eine Basis in den Vereinigten Staaten hätten und eventuell europäische Kunden wegen der momentanen Lage nicht dorthin reisen möchten. Oder wenn wir Boote, die in Europa gebaut wurden, in die USA exportieren würden, wegen der Zölle, die gerade im Raum stehen. Beides ist aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht der Fall und wir können nur spekulieren, wie es sich weiterentwickelt.
Nordeuropa ist ein wichtiger, aber auch hart umkämpfter Markt. Ein Großteil unseres Geschäfts lief traditionell über Reisebüros, die nach und nach verschwunden sind. Deshalb sind wir immer auf der Suche nach neuen Vertriebspartnern. Was die Vermarktung angeht, ist wie gesagt unser Ziel, dass es uns gelingt, neue Zielgruppen zu erschließen, indem wir den Menschen die Scheu nehmen und sie davon überzeugen, dass wirklich jeder Boot fahren kann - und dass es eine komfortable und einzigartige Art des Reisens ist.