GriechenlandSantorini - vielleicht die Schönste von allen

Blick von Ia nach Süden über die Caldera.
Foto: Bodo Müller

Im äußersten Süden der Ägäis liegt ihre vielleicht schönste Inselgruppe: das berühmte Santorini. Aber selbst wenn Liegeplätze rar sind, die Anziehungskraft des Archipels ist groß.

Der Name klingt verheißungsvoll und verspricht atemberaubende Motive: Schroffe Felswände aus dunklem Lavagestein erheben sich mehrere hundert Meter hoch steil aus dem tiefblauen Meer. Auf dem Kamm thronen schneeweiße kubische Gebäude mit blauen Dächern unter der brennenden Sonne. Der Archipel von Santorini ist Rest eines Vulkankraters, der einen Durchmesser von etwa neun Seemeilen hat und teilweise im Meer versank. In die Caldera, seinen ehemaligen Schlund, fahren heute Schiffe ein.

Willkommen auf dem Vulkan!

Probleme mit dem Tiefgang hat niemand. Im Inneren ist es über 300 Meter tief und die Felsen fallen nahezu senkrecht ab. Das erklärt zugleich, warum es nahezu aussichtslos ist, mit dem eigenen oder gecharterten Schiff im Krater einen sicheren Ankerplatz zu finden. Wir sagen Ihnen, was Sie auf dieser unwiderstehlichen Insel erwartet, die oft als schönste der Ägäis bezeichnet wird.

Etwa 17.000 Menschen leben heute auf dem einstigen Vulkan. Hinzu kommen pro Jahr etwa drei Millionen Touristen! Die meisten reisen mit Kreuzfahrtschiffen an, über 800 Anläufe waren es im Jahr 2024. In der Saison, von Ostern bis Ende September, sind es manchmal ein Dutzend. Da heute die meisten von ihnen zu groß für den Hafen von Athinios sind, müssen sie ankern. Zig Tendern-Boote bringen die Passagiere an Land. Von dort transportieren jeden Tag 120 Busse, die allein für die Kreuzfahrer eingesetzt werden, von morgens bis nahezu nahezu ununterbrochen die Touristen über steile und enge Serpentinenstraßen zu den oben liegenden Dörfern und zurück.

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Abseits der Charterrouten

Aus ökologischer Sicht ist es eine Katastrophe. Die Inselverwaltung versucht, den Kreuzfahrttourismus zurückzudrängen. Er bringt zwar Geld, verstopft jedoch die engen Gassen derart, dass es im Sommer sehr eng wird. Der Yacht-Tourismus spielt dagegen eine verschwindend geringe Rolle. Kein Wunder: Santorini befindet sich ganz im Süden der Ägäis, etwa 125 Seemeilen südöstlich von Athen und nur rund 65 Seemeilen nördlich von Kreta. Damit liegt es fernab der üblichen Charterrouten. Nur wenige Vercharterer bieten Boote in den Kykladen an, auf Santorini selbst gibt es keine. Zu isoliert ist die kleine Inselgruppe. Lediglich Katamarane mit Skipper für Tages- oder Abendfahrten durch die Caldera können vor Ort gemietet werden.

Service für Yachten gibt es auch nicht. Einzig Diesel kann man bunkern, aber auch das ist nicht einfach. Dennoch steuern in jedem Jahr mehrere hundert Skipper die Insel an, ihre Schönheit scheint alle Mühen wett zu machen. Santorini ist einfach zu schön, so dass selbst die bescheidenen Möglichkeiten, dort komfortabel und sicher zu liegen, die meisten dieser Crews nicht abzuschrecken scheinen.

Was den Reiz von Santorini ausmacht

Was macht den Reiz Santorinis aus? Die ringförmig angeordneten Inseln Thira, Thirasia und der unbewohnte Felsen Aspronisi bilden heute den Rand des Kraters. Das Dorf Ia im Nordwesten gilt als schönster Ort auf seinem Rand. Strahlend weiße Häuser in kykladischer Architektur, die blauen Kuppeln und der atemberaubende Blick auf die Caldera sind besonders bei Sonnenuntergang einzigartig anzusehen. Auch die Hauptstadt Thira ist ein Hauptanziehungspunkt.

Sehenswert ist das ruhigere, auf einer Bergspitze gelegene Imeroviglion. Der Ort bietet phantastische Ausblicke über die gesamte Krater-Landschaft. Der schönste Strand ist Red Beach an der Südküste der Insel Thira, nahe der Ausgrabungsstätte Akrotiri. In der Mitte der Caldera erheben sich zudem die vergleichsweise flachen Inseln Nea Kameni und Palia Kameni. Wie Aspronisi sind auch sie unbewohnt.

Liegeplätze für Gäste sind rar

Es gibt sieben Stellen im Archipel, die angelaufen werden können – alle sind allerdings weit davon entfernt, perfekt zu sein. Für eine Übernachtung kommen in erster Linie zwei Optionen in Frage: Red Beach ist eine davon. Vor dem Meltemi geschützt kann hier auf Wassertiefen zwischen zehn und 15 Metern geankert werden. Am Ufer gibt es gleich mehrere Tavernen, die frischen Fisch anbieten. Vom touristischen Trubel in Ia ist dieser abgelegene Ort weit entfernt, allerdings kann man sich den Mietwagen bis fast ans Dingi bringen lassen und die Insel dann auf diese Weise erkunden.

Eine weitere Möglichkeit sind die Muringbojen vor der Ort Arméni im Norden Thiras. Sie gehören den Betreibern der Ausflugskatamarane, sind jedoch in Einzelfällen frei. Die Reservierung erfolgt über eine Agentur, wobei die Preise für Gastlieger jedoch von den Eignern festgelegt werden, und von maßvoll bis maßlos überteuert reichen können.

Santorini weist die meisten Sonnenstunden in Griechenland auf – von Juni bis September gibt es selten einmal mehr als einen Regentag pro Monat. Die Tagestemperaturen reichen während der Saison im Sommer bis zu 29° Celsius, die Wassertemperaturen erreichen im August den Höchststand von 25° Celsius. Die Regenzeit reicht von Dezember bis Februar mit bis zu neun Niederschlagstagen pro Monat.

Seit Jahrtausenden besiedelt

Aufgrund des Mangels an Naturhäfen im Archipel ist es kaum vorstellbar, dass die Insel schon im 5. Jahrtausend vor Christus besiedelt war. Im 2. Jahrtausend war Santorini dann sogar ein Zentrum des Seehandels im Mittelmeer. Archäologische Funde aus Zypern, Syrien oder Ägypten lassen Rückschlüsse auf einen regen Handel mit benachbarten Regionen zu.

Eine antike Kanalisation, prächtige Baderäume und 3500 Jahre alte Fresken bezeugen einen hohen Grad an Handwerkskunst während der minoischen Zivilisation, die jedoch völlig abrupt zwischen 1620 und 1600 vor Christus Chr. Der florierende Handelsplatz auf den Inseln verschwand sozusagen über Nacht für immer von der Bildfläche.

Ein Tsunami beendete antike Hochkultur

Forscher gehen davon aus, dass eine folgenschwere Naturkatastrophe die minoische Kultur auslöschte, ein unterseeischer wird als Ursache vermutet. Ein darauf folgender Tsunami könnte dann Hafen und Handelsflotte mit bis zu zwölf Meter hohen Wellen unter sich begraben haben. Nach dem Verschwinden der Minoer siedelten Römer, Byzantiner, Venezianer und Osmanen auf dem Archipel. Seit 1823 gehört Santorini zu Griechenland. Die Vulkane am Grund des Mittelmeers ließen aber auch die Siedler der Neuzeit nicht zur Ruhe kommen.

Am 9. Juli 1956 bebte die Erde mit Stärke 7,4. Es folgten 18 weitere Nachbeben mit einer Stärke bis 7,2. Das Epizentrum lag vor der Nordostküste. Die heute so beliebten Touristen-Orte Ia und Thira wurden schwer verwüstet. Das im Innern der Insel gelegene Dorf Mesa Gonia musste sogar ganz aufgegeben werden. Die Bewohner gründeten am Meer den neuen Ort Kamari.

Der Meeresboden bebt bis heute

Das jüngste in der langen Reihe dieser Ereignisse fand erst in diesem Jahr statt: In der Nacht zum 4. Februar 2025 erschütterte ein Erdbeben im Meeresgebiet zwischen der Hauptinsel Thira und der nordöstlich gelegenen Insel Amorgos ganz Santorini. Ursächlich war der unterseeische Vulkan Kolumbos verantwortlich. Seismologen fürchteten ein schweres Beben, mehr als 10.000 Menschen flüchteten. Es folgten weitere Beben. Wegen der anhaltenden seismischen Aktivitäten rief der griechische Zivilschutz bis zum 3. März den Ausnahmezustand aus.

Santorini war und blieb lange Zeit eine abgelegene und schwer erreichbare Insel. Das änderte sich Anfang der 1970er Jahre. Die weltweite Berichterstattung über die archäologischen Funde in Akrotiri im Süden der Insel lösten ein unerwartet hohes Interesse aus. Der ehemalige Militärflughafen Santorini gestattete ab 1972 auch zivile Flüge.

Die Kreuzfahrschiffe kommen

Damals wie heute sind es die Kreuzfahrtschiffe, die die meisten Touristen bringen. Mit ihnen kamen auch wohlhabende Ausländer, die sich begehrte Immobilien aneigneten und die Preise in die Höhe trieben. Die anfänglich noch relativ kleinen Schiffe legten im Athinios Port (heute Fährhafen) an. Größere wurden unterhalb von Thira an riesengroßen Muringtonnen verankert. Damals konnte, wenn eine Tonne frei war, auch eine Yacht dort anlegen. Die Tonnen waren so überdimensional groß, weil sie eine 120 Meter lange Ankerkette tragen mussten.

Heute gibt es diese Tonnen nicht mehr. Sie könnten die Giganten der Gegenwart nicht mehr halten. Moderne Kreuzfahrer „ankern“ heute digital, das heißt, das Schiff hält sich mit Maschine und Strahlrudern auf Position. Das gelingt nicht immer: Am 6. April 2007 kollidierte die „Sea Diamond“ bei schönstem Wetter und spiegelglatter See mit einem Felsen. Beim Versuch, das Schiff freizuschleppen, ging es auf Tiefe.

Tipp: Es geht noch gut und günstig

Man muss der Inselverwaltung zugutehalten, dass in den historischen Ortskernen keine Hotelklötze oder sonstige Bausünden erlaubt wurden. Auch die neue Besitzer von Immobilien mussten sich weitgehend an den kykladischen Stil halten. Die Hausformen entstanden durch das aneinanderfügen von Zellen, die meist einen Raum darstellen. Daraus entstehen unregelmäßig verschachtelte Gebäude sowie Straßen mit vielen Ecken und Winkeln. Verbunden sind sie durch Treppen und Terrassen, die vor Sturm und Sonne schützen. Und sie geben Santorini eine einzigartige Architektur. Gemüse oder Wein werden jedoch nur noch auf kleinen Flächen angebaut.

Der Tourismus hat die Preise nach oben getrieben. Auf Santorini zahlt man in Gastronomie und Hotellerie nahezu das Doppelte wie im restlichen Griechenland. Aber es gibt sie noch, die kleinen Märkte, wo man lokal angebautes Gemüse für kleines Geld bekommt oder die einfachen Tavernen, wo die Einheimischen einkehren und ein Glas Hauswein drei Euro kostet. Wer mit einer Yacht anlegt, muss also nicht zwangsweise die Bordkasse sprengen, sondern kann auch preiswert im Markt einkaufen und an Bord das Dinner mit Blick auf die erleuchteten Gebäude am Kraterrand genießen.

Revierinformationen: Santorini

​Liegeplätze

Amoudi Bay: Im NW unterhalb des Dorfes Ia, am W-Kai können Boote kurzzeitig zum Ein- und Aussteigen anlegen.

Armeni Bay: Große Bucht E-lich von Amoudi. Ankern schwierig, da Küste steil abfällt. 30 Bojen, Tel. +30 22860 72304. Mail: reservations@santoriniyachtingclub.com Auch vor der Insel Nea Kameni sind Bojen vorhanden.

Nikolaou Bay, Insel Thirasia: Ankern schwierig wegen des steil abfallenden Grundes. Bootsvermieter bieten Bojen an, Tel. + 30 6974 650 720 (Manolis) oder +30 6976 895 442 (Takis).

Thira: Pier für Tender- boote. Yachten dürfen nur in Notfällen anlegen.

Port Athinios: Fährhafen. Diesel bunkern nach vorheriger Absprache.

Red Beach: Im Süden, unweit vom antiken Akrotiri, liegt weitab der Touristenorte der Ankerplatz auf 10-15 m WT. Mehrere Fischtavernen. Mietwagen bestellen!

Marina Vlychada: Im Süden von Thira, voll mit Ausflugs- und Fischerbooten. Zufahrt versandet (max. 2 m). Gäste ankern SE-lich des Hafens. Diesel bunkern (per Tanklaster) vorab mit Hafenmeister abstimmen, VHF 10. Diesel Tanklaster (+30 22860 31013) in der Marina Vlychada oder in Port Athinios.

Charter

Kiriacoulis bietet Yachten ab Insel Paros (60 sm N-lich von Santorini) an. Buchbar über Argos Yacht Charter, Tel. 0611-66 051

Mietwagen

Santorini Car Rental (ab 25 € /d) werden an jeden Ort gebracht, Tel. +30 6970 212 908, Mail: support@santorinicarhire.com

Literatur

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