Teil 1 der Törnreportage mit Sint Maarten und St. Barth finden Sie hier!
Am nächsten Tag beginnt der Offshore-Teil der Reise: 75 Meilen Nachtfahrt von St. Barth nach Antigua. Und leicht wird es nicht: Der Ostpassat weht seit Tagen in den Leeward Islands hartnäckig und vor allem unerwartet stark aus Südost gegenan.
Und dann sind wir, nach einem einsamen Start kurz vor Antigua, auf einmal umgeben von Booten. Immer mehr Positionslichter tauchen auf, das AIS meldet reichlich Yachten. Wir sind in die Nachhut des populären Rennens Caribbean 600 geraten. Die kämpft sich ins Ziel Antigua, genau wie wir. Im ersten Licht ist es dann so weit: Einlaufen in Falmouth Harbour.
Es wimmelt von heißen Racern, vom Maxi über Volvo-Racer bis zum Class 40 ist hier alles am Start. Beziehungsweise im Ziel. Wir erwischen noch eine freie Boje. Erster Landgang. Einklarieren in English Harbour. Dort geht alles strenger bürokratisch zu als auf den gechillten französischen Inseln mit europäischem Hintergrund.
Die Beamten sitzen hinter Glasscheiben, mit eisigen Mienen, barsch im Ton, lassen gerne warten. Gewöhnt an das grenzenlose Leben in der EU fühlt sich das seltsam an, aber auch das gehört zum Blauwassertörn in den Leeward Islands: Beamte sind hier Respektspersonen. Karibische Gelassenheit ist da gefragt. Die haben die Bewohner der Insel.
Alles scheint hier gemütlicher, langsamer zu laufen. Die Insel ist so anders als die französischen. Reggae-Livemusik tönt aus den Bars, Gelächter, freundliches Lächeln überall. Marihuana- Geruch wabert hie und da.
Und Antigua hat so viel mehr zu bieten: den uralten und wunderhübsch restaurierten Flottenstützpunkt der Briten. English Harbour mit Nelson’s Dockyard ist wohl der schönste Hafen der Karibik. Steinhäuser im englischen Stil, die alte Segelmacherei, die Riggwerkstatt und Werft bilden ein kleines Dorf, das einen Eindruck vermittelt, wie es zu Nelsons Zeit war.
Statt Rahseglern liegt heute eine Megayacht neben der anderen, die Masten so hoch, dass sie rote Lichter tragen müssen, um den Flugverkehr zu warnen Und so verbringen wir, wie die Seeleute vor 300 Jahren, glückliche Tage.
Ankern in den schönen, nicht überlaufenen Buchten wie Carlisle Bay, besuchen die obligatorische Steeldrum- und Reggae-Party am Sonntagabend auf dem Berg von Shirley Heights, wie schon Generationen von Karibik-Einsteigern. Nelson musste seine Crew vor dem Desertieren ins Paradies mit Disziplin abhalten. Wir haben tiefstes Verständnis für den Ungehorsam damals.
Und doch steht der zweite Schlag an, rund 45 Meilen nach Guadeloupe. Richtung Süden. Ziel zum Einklarieren ist das verschlafene Deshaies im Nordosten. Wir bleiben nur eine Nacht, denn morgen ist ein besonderer Tag: Karneval. Dafür segeln wir die wunderschöne Westküste Guadeloupes entlang.
Steil ragen die Berge vor den Palmenstränden auf, gipfeln im Vulkankegel des Soufrière mit seinem Regenwald. Schnorcheln vor Pigeon Island im geschützten Jacques-Cousteau-Reservat, wo einen die Vielfalt an bunten, zutraulichen Fischen einfach plättet.
Der nächste Archipel hört auf den schönen Namen Îles des Saintes. Mit reichlich Wind bolzen wir in Terre-de- Haut an die Boje. Da verstehen wir die Blauwassersegler dann so richtig: Wunderschön liegt der Ort am Fuß einer geschwungenen Bergkette. Palmenstrände, Blumen, das alte Fort Napoléon oben auf dem Berg, von dem der Ausblick atemberaubend schön ist.
Der Traumstrand vor den Basaltsäulen am Zuckerhut des Felsens Pain du Sucre. Eine nette Strandpromenade. Gute Restaurants und Bars. Ein Rum-Spezialitäten- Laden. Zur französischen Patisserie auf Festland-Niveau mit frischen Croissants und Baguettes geht es morgens per Dingi. Man verliert sich einfach. Die Tage fließen dahin, der Passat weht kühlend vom Berg herunter.
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Die Inseln bis Guadeloupe gehören zu den Leeward Islands. Die Entfernungen sind hier größer als etwa in den BVI oder Grenadinen. Anreise Mit Air France von Paris nach St. Martin und Guadeloupe. Im Februar, in der Hochsaison, kostete der Flug 1.400 bis 1.600 Euro. Wer in der Vorund Nachsaison fliegt und früh bucht, kommt für um die 1.000 Euro dorthin.
Auf den französischen Inseln immer Euro, auf allen anderen einfach US-Dollar dabeihaben. Kreditkarte wird vielerorts akzeptiert. Häfen & Ankerplätze Gute Marinas in St. Martin, Antigua und Guadeloupe (Pointe-à-Pitre). Oft gute Bojenfelder in Buchten, Gebühren reichen von 16 Euro (Îles des Saintes) bis etwa 50 US-Dollar, teils auf dem Hafenamt fällig (Gustavia, Antigua), teils beim Kassierer mit Boot (Îles des Saintes). Fast immer gibt es Ankerplätze, oft direkt neben den Bojenfeldern. Keine Korallen beschädigen! Örtliche Naturschutzauflagen.
Es gilt das Lateralsystem B: Von See kommend ist die Betonnung andersherum als bei uns, also rote Tonnen an Steuerbord, grüne an Backbord. Untiefen sind bei den französischen Inseln gut betonnt. Bei Antigua gilt das nicht immer, besonders im Süden und Osten auf Flachs achten.
Passat aus östlichen Richtungen zwischen 10 und 20 Knoten. Achtung: Squalls, Böen, die meist mit dunklen Wolken aufziehen, bringen kurzzeitig starke Windzunahmen und Starkregen. Vorausschauend reffen!