Jens Peter Jeppesen war mit seinen Gästen auf der Meerenge zwischen dem dänischen Seeland und der schwedischen Westküste unterwegs und konnte seinen Augen kaum trauen. Als Meeresbiologe und Leiter des Øresund-Aquariums war er auf einer „Thunfisch-Safari“, um das spektakuläre Jagdverhalten dieser großen Raubfische zu beobachten. Doch plötzlich tauchte neben den aus dem Wasser springenden Thunfischen auch die Rückenfinne eines Orcas auf.
„Es war ein sehr seltsames Gefühl. Es war überhaupt nicht das, wonach wir gesucht hatten, und mein erster Gedanke war, dass es gar nicht hier sein sollte. Aber es war da, und das Blut wich vollständig aus meinem Kopf.“
Dem Fernsehsender TV2 erzählte Jeppesen, dass es in den letzten Monaten schon einige Schwertwalsichtungen in den schwedischen Gewässern des Kattegats gegeben habe. Auch im Skagerrak werden immer mal wieder Orcas gesehen. Im Øresund ist die erstmalige Sichtung des bewunderten wie auch berüchtigten Jägers eine Sensation.
In der dänisch-schwedischen Meerenge gibt es große Mengen an Makrelen, Heringen und Hornhechten. Alles Leckerbissen für den seit ein paar Jahren wiedergekehrten Thunfisch. Und der Sund wirkt wie ein Trichter, durch den diese Fische ziehen müssen - ein perfektes Jagdrevier für die 200-400 Kilogramm schweren Fische, die bisher das Ende der Nahrungskette darstellten. Der Fang von Thunfisch ist im Sund nämlich verboten. Dem Orca kann das nur recht sein.
Da der Øresund eine stark befahrene Schifffahrtsstraße ist, die zusätzlich von unzähligen Seglern und Sportbooten genutzt wird, befürchtet Jens Peter Jeppesen, dass der Schwertfisch hier nicht heimisch werden wird: „Das Gebiet ist wahnsinnig belebt, und wir machen uns Sorgen, ob das Tier in einem so belebten Revier überhaupt existieren kann. Aber es ist nicht unvorstellbar, dass sie sich daran gewöhnen können. Wir haben auch Schweinswale, die genauso scheu sind wie die Schwertwale, und sie haben sich an den Verkehr gewöhnt – vielleicht weil es so viel Futter gibt.“
Eine Gefahr für den Menschen sieht der Meeresbiologe nicht, wie er Danmarks Radio berichtet: „Im Gegenteil. Wenn ich ihn wieder sehe, springe ich zu ihm und frage ihn, ob er mit mir schnorcheln will. Man muss das Erlebnis wirklich genießen, darf aber keine Angst haben.“ In freier Wildbahn hat es noch nie Angriffe direkt auf den Menschen gegeben.