FinnlandSaimaa-Seengebiet

Unbekannt

 · 08.06.2015

Finnland: Saimaa-SeengebietFoto: Morten Strauch
Saimaa

Der Süden Finnlands ist eine endlose Seenlandschaft. Am besten tauchen Sie selbst darin ein – nach einem Gang in die Bordsauna, versteht sich!

Finnland
Foto: Morten Strauch / Christian Tiedt
  SaimaaFoto: Morten Strauch
Saimaa

Klare Seen mit stillen Buchten, dunkle Wälder aus Kiefern und Birken, und über allem ein grenzenloser Himmel: Der Süden Finnlands ist Weite und Wildnis, wie man sie sonst in Europa nicht mehr findet. Straßen kreuzen diese Landschaft, die mehr Wasser ist als alles andere, nur selten. Orte, die den Namen verdienen, gibt es entlang der Ufer nur eine Handvoll – dabei sprechen wir, wenn man die Inseln mitrechnet, von 15 000 Kilometern Küstenlinie. Das entspricht in etwa der Distanz zwischen dem Brandenburger Tor und Ayers Rock im Herzen Australiens. Da überrascht es kaum, dass das Saimaa-Seensystem das größte, schiffbare Gewässernetz unseres Kontinents bildet. Seine Oberfläche ist achtmal so groß wie die des Bodensees – und vierzig mal so groß wie die der Müritz.

  SaimaaFoto: Morten Strauch
Saimaa

Wer hier an Bord geht, geht im wahrsten Sinne auf Reisen. Stunden können vergehen, ohne dass man einem anderen Boot begegnet. Und nirgendwo sonst kann man sich so bedenkenlos eine Weile einfach treiben lassen, wenn einem danach ist. Abends knallen dann die Scheite im Holzofen der Sauna, und Funken steigen in den hellen nordischen Himmel empor. Wenn Sie jetzt am liebsten selbst vom Heck ins Wasser springen würden – lesen Sie weiter!

1 Linnansaari-Nationalpark

Im geografischen Mittelpunkt der Seenplatte liegt die Insel Linnansaari, Zentrum des gleichnamigen Nationalparks. Der Park bietet Schutz für viele bedrohte Arten, die früher weit über den Süden Finnlands verbreitet waren – etwa die Saimaa-Ringelrobbe, von der es nur noch rund 200 Exemplare geben soll. So viel Natur ist natürlich eine herrliche Kinderstube für Stechmücken. Gegen die schwirrenden Plagegeister muss man sich entweder wappnen oder vor Mittsommer anreisen: Erst ab Ende Juni treten die Insekten in Scharen auf. Stege mit Gästeplätzen gibt es im Süden und Nordosten der Insel.

2 Oravi

Wer eine Nacht auf Linnansaari verbracht hat, für den ist Oravi schon wieder echte Zivilisation – dabei hat der Handelsposten am alten Kanal zwischen Haukivesi und Joutenvesi kaum 100 Einwohner. Perfekt also, um sich auf der Veranda der "Ravintola Ruukinranta" ein herrlich kühles Bier zu gönnen. Zum Boot am Schwimmsteg des Gasthafens sind es von hier nur ein paar Schritte (www.saimaaholiday.net).

3 Savonlinna

Wie ein Riegel liegt die Stadt auf drei Inseln am Übergang zwischen nördlichem und südlichem Teil des Saimaa-Seengebietes. Diese strategische Position wurde schon früh gesichert: Die dafür errichtete Burg Olavinlinna mit ihren drei trutzigen Rundtürmen ist heute Wahrzeichen von Savonlinna, jeden Juli finden innerhalb ihrer Mauern die weltbekannten Opernfestspiele statt. Versorgen kann man sich in Savonlinna sehr gut, alles, was wichtig ist – vom Einweggrill bis zum Insektenspray – gibt es in der Nähe am Gasthafen. Ebenfalls sehenswert ist das Regional- und Seefahrtsmuseum. Stützpunkt und Steganlage unserer Charterfirma Saimaan Solmu liegt nördlich auf halbem Weg nach Oravi.

4 Kerimäki

Inmitten der Waldeinsamkeit im Süden Finnlands erhebt sich die größte Holzkirche der Welt. Unter der 27 Meter hohen Kuppel finden bis zu 5000 Menschen Platz. Richtig voll wird es aber nur bei kulturellen Verantstaltungen, etwa bei Gastkonzerten der Opernfestspiele in Savonlinna. Eine Nutzung im Winter ist ohnehin nicht möglich – man vergaß bei der Planung, dass sich ein so großes Holzgebäude unmöglich heizen lässt. Gastlieger können sich im Ort versorgen, der Hafen verfügt über keinerlei Service.

5 Punkaharju

Unweit dieses eiszeitlichen Höhenrückens befindet sich das weltbekannte Kunstmuseum "Retretti". Die wechselnden Ausstellungen sind unter der Erde in Stollen und Kavernen untergebracht, die dafür in den Fels gesprengt wurden. Ein spannender Kontrast zu der so unberührt wirkenden Natur an der Oberfläche. Vom nahen Anlegesteg ist man in wenigen Minuten am Museum.

6 Sulkava

Im Schatten hoher Bäume schlummert der kleine Ort vor sich hin – ein Abstecher ins urtypische Karelien: Häuser und Kirchen sind aus Holz und mit viel schönem Schnitzwerk versehen, sie lassen sich auf einem kurzen Spaziergang entspannt erkunden. Am Abend geht es dann in die Sauna gleich am Hafen. Die gehört zwar zu dem kleinen Hotel daneben, steht gastliegern aber trotzdem offen – man ist schließlich in Finnland!

7 Puumala

Schon von weitem ist die moderne Hochbrücke zu erkennen, die sich bei Puumala über das Fahrwasser spannt. Vom kleinen Café in der Spitze ihres Fahrstuhlturmes hat man einen großartigen Ausblick auf dieses Nadelöhr zu Lande und zu Wasser. Der Gasthafen des Ortes liegt zu Füßen der Brücke und ist durch einen langen Leitdamm vor dem Schwell der Holzfrachter auf dem Sund bestens geschützt. Supermarkt und Restaurants nebenan.

8 Lappeenranta

Das wirtschaftliche und touristische Zentrum am südlichen Saimaa, eine lebendige 70 000-Einwohner-Stadt, die Gästecrews im Sommer ein abwechselungsreiches Programm bietet: Von Konzerten und anderen Veranstaltungen, wie dem Sandskulpturenfestival, bis hin zum Regionalmuseum und zur Festung auf dem Hügel gleich oberhalb des Stadthafens, wo auch die Gäste längsseits an der Hafenmauer festmachen und sich gleich in Sichtweite der Altstadt befinden.

9 Imatra

Neben Lappeenranta ist das 28 000 Einwohner zählende Imatra die zweite größere Industriestadt am südlichen Ufer des Saimaa. Benannt ist sie nach einem bekannten Wasserfall am Fluss Vuoksi, im Sommer (ab Mitte Juni) einer der touristischen Hauptattraktionen in der Region. Der große Sportboothafen von Imatra liegt allerdings außerhalb, etwa drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Was ihn als Etappenziel reizvoll macht, ist die Kombination einer voll ausgestatteten Marina (natürlich mit Bars zum Chillen und Grills für den größeren Hunger) mit der weitläufigen Natur des umgebenden Naherholungsgebietes, zu dem sogar ein Strand gehört.

10 Saimaa-Kanal

Die künstliche Verbindung zur Ostsee beginnt östlich von Lappeenranta und mündet nach knapp 25 Seemeilen (47 Kilometern) bei Vyborg in den finnischen Meerbusen. Unterwegs überwindet die Wasserstraße mit acht Staustufen ein Gefälle von immerhin 77 Metern und wechselt nach knapp einem Drittel der Strecke von Finnland nach Russland. Ein Abkommen der beiden Staaten regelt jedoch, dass die gesamte Kanalaufsicht durch die finnische Seite erfolgt. Der Transit für Sportboote ist nach vorheriger Anmeldung problemlos möglich und zudem kostenfrei. Informationen zu Voraus-setzungen und benötigten Dokumenten gibt es im Internet auf den Seiten der finnischen Verkehrsbehörde unter dem Suchbegriff "Saimaa Canal" auch auf Englisch: portal.liikennevirasto.fi

DIE CHARTERFIRMA

Die Charterbasis von Saimann Solmu liegt etwa 15 Kilometer nördlich von Savonlinna und damit zentral im Seengebiet. Von dort aus lässt sich sowohl der Norden mit Kuopio und Joensuu im Rahmen einer Woche erkunden, wie auch der Süden bis Lappeenranta (unseren Törnvorschlag dafür finden Sie auf Seite 89).
Das Unternehmen hat Stahlboote von 8,50 m bis 12 m Länge im Angebot. Kontakt: Saimaan Solmu, Jouko Soini (spricht deutsch), Kupolantie 30, FIN-57310 Savonlinna, Tel. ++358-400-97 62 27. www.saimaansolmu.fi

Unser Charterboot gehörte zum Typ Saima 1100 S. Der robuste Stahlverdränger (siehe Foto auf Seite 86) war 11,10 m lang und bot fünf feste Schlafplätze und einen umbaubaren. Mit dem 120-PS-Diesel waren wir im Durchschnitt mit gemütlichen 6,5 kn (etwa 12 km/h) unterwegs. Zwei Steuerstände (drinnen und draußen) machen vom Wetter unabhängig. Ausstattung ist zweckmäßig, Navigationsmaterial (bis auf einen Plotter) vollständig vorhanden. Das Highlight ist aber ohnehin die kleine bordeigene Sauna im Achterschiff! Wochenpreise: 1400 bis 2150 Euro.

NAUTISCHE INFORMATIONEN

Das Revier (benannt nach seinem größten See) bedeckt im Süden Finnlands eine Fläche von rund 70 000 km, was in etwa der Größe Bayerns entspricht. Rechnet man die Wasserflächen der untereinander verbundenen und durchgängig schiffbaren Seen zusammen, kommt man immer noch auf auf etwa 4500 km. Damit bildet das Revier den viertgrößten See Europas. 14 000 Inseln sind darüber verteilt, die meisten sind unbewohnt.

Die Navigation ist durch ein 3000 km langes Netz vollständig bezeichneter (und in der Regel befeuerter) Schifffahrtswege weitgehend unproblematisch. Da das führerscheinfreie Revier jedoch sehr ausgedehnt ist und die (baumbestandenen) Uferlinien überall gleich aussehen, setzt die Positionsbestimmung fortgesetzte Achtsamkeit voraus. Gute Seemannschaft ist also Pflicht, besonders bei geringerer Erfahrung des Skippers.

Die Berufsschifffahrt trifft man – wenn überhaupt – nur auf Hauptfahrwassern. Neben Ausflugsschiffen sind Frachter und vor allem Schlepp- und Schubverbände unterwegs, die den wichtigsten Rohstoff der Region transportieren: Holz.

Die Häfen Die Infrastruktur für Sportboote ist zwar nicht lückenlos, aber insgesamt ausreichend – das ist bei einem Revier dieser Größe aber auch keine Überraschung. Vollen Service und Versorgungsmöglichkeiten findet man aber in allen größeren Marinas.