Pascal Schürmann
· 29.09.2023
Die Bundesregierung werde in den kommenden Tagen eine Ausschreibung für Erkundungs- und Bergungsmaßnahmen in den drei Gebieten veröffentlichen. Darüber habe das zuständige Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz das Schleswig-Holsteinische Umweltministerium informiert.
Entsprechend erfreut zeigte sich Landesumweltminister Tobias Goldschmidt nach Erhalt der Nachricht. Er sagte: „Rostende Granaten auf unseren Meeresböden sind eine der größten ökologischen Herausforderungen beim Schutz unserer Meere. Ihre Bergung wird viele, viele Jahre dauern. Mit dem heutigen Tag beginnt das Zeitalter des Handelns.” Goldschmidt:
Dies ist ein Meilenstein bei der Bewältigung einer Generationenaufgabe und ein wichtiger Baustein beim Schutz unserer kranken Meere”
Mit den Pilotbergungen sollen Erkenntnisse über den Zustand geborgener Kampfmittel sowie die Skalierbarkeit von konventionellen Bergungsprozessen gesammelt werden. Diese würden dann einfließen in die Entwicklung einer mobilen, schwimmenden Entsorgungsanlage, welche perspektivisch eine Kapazitätssteigerung bei der Entsorgung ermöglichen solle.
Weiter heißt es seitens des Landesministeriums, dass mit den Erkundungs- und Räumarbeiten im zweiten Quartal 2024 begonnen werde. Sie sollen sich über einen Zeitraum von sechs Monaten erstrecken, wobei innerhalb dieser sechs Monate je Pilotgebiet nur ein begrenzter Zeitraum zur Bergung angesetzt werde.
Es ist davon auszugehen, dass innerhalb dieser Bergungszeiträume mit Einschränkung für die Schifffahrt in den jeweiligen Gebieten zu rechnen ist. Diese befinden sich nordöstlich von Scharbeutz, südöstlich von Pelzerhaken sowie nördlich von Boltenhagen.
Mit Kriegsende im Frühjahr 1945 begann eine gigantische Munitionsverklappung in deutschen Gewässern. Bis heute liegen rund 1,6 Millionen Tonnen alter Munition auf dem Grund von Nord- und Ostsee. Die sollen nun sukzessive geräumt werden, bevor der Sprengstoff die Meeresumwelt belasten und in die Nahrungskette gelangen kann.
Unser Schwester-Magazin YACHT sprach erst vor Kurzem mit Alexander Bach über die gefährlichen Altlasten. Der Referent bei der Sonderstelle „Munition im Meer“ des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums erläuterte ausführlich die Hintergründe. Unter anderem wies er darauf hin, dass die größten Belastungen zwar in den Versenkungsgebieten bestehen. Dennoch würden mittlerweile überall an der Küste Munitionsrückstände nachgewiesen.
Immerhin: “Wir kennen die Versenkungsgebiete und darüber hinaus munitionsbelastete Flächen. Das sind in der deutschen Nord- und Ostsee, also sowohl dem Küstenmeer als auch der Ausschließlichen Wirtschaftszone, insgesamt zirka 1,6 Millionen Tonnen Munitionsaltlasten. Davon 1,3 Millionen Tonnen in der Nordsee und 300.000 Tonnen in der Ostsee”, so Bach.