Andreas Fritsch
· 28.10.2022
Die Karibik-Inseln schütteln die Folgen der Corona-Pandemie allmählich ab, das Revier kommt wieder in Fahrt. Allen voran die BVIs
Die British Virgin Islands (BVIs) gehören seit vielen Jahren zu den beliebtesten Zielen deutscher Chartercrews. Der Vorteil der Inseln im Norden der Karibik: Sie bilden ein in sich geschlossenes Revier. Die Entfernungen sind super kurz, die nächste Trauminsel mit Strand und Bar unter Palmen ist nie weiter als ein, zwei Stunden entfernt. Und beim Corona-Restart hatten die Eilande den großen Vorteil, dass sie zu nur einem Verwaltungsbezirk gehören. Beim Insel-Hopping muss nicht ein- oder ausklariert werden. Anders als weiter südlich in der Karibik, wo unterschiedlichste Corona-Auflagen noch 2022 zahlreiche Bootsfahrer abschreckten, begann rund um Tortola die Erholung. Lediglich einige Schäden des desaströsen Hurrikans „Irma“ von Ende 2017 waren noch nicht überall behoben.
Aber jetzt starten die BVIs endgültig durch, zumal viele Kult-Adressen, die „Irma“ zum Opfer gefallen waren, wieder aufgebaut sind. Beispielsweise wurde jüngst der beliebte Bitter End Yacht Club neu eröffnet, und Saba Rock gleich gegenüber können Yachten ebenfalls wieder anlaufen. Bitter End erstrahlt in neuer Pracht. Die kleinen Lodges und das Hauptgebäude sind mit viel Holz und unaufdringlich im Design gestaltet. Das Baumaterial konnten die Arbeiter teils aus den Überresten der alten Anlage recyceln. Selbst einige Einrichtungsgegenstände wurden gerettet. Das „Quarterdecks“-Restaurant wird noch erweitert, es erhält eine Rum-Bar, an der Spezialitäten aus der gesamten Karibik probiert werden können. Auch Billardtische und Dartscheiben gibt es wieder. Und wie früher stehen Miet-Hobie-Kats zur Verfügung. Crews können entweder am kleinen Hafen anlegen – vorher reservieren – oder ihr Schiff an einer der Muringbojen festmachen.
Gegenüber liegt in Sichtweite der Inselhafen des Saba Rock Resorts. Auch er ist wieder ein lohnendes Etappenziel. Das winzige Hotel mit nur neun Suiten ist neu aufgebaut und hat wie zuvor eine tolle große Bar direkt am Wasser. Die steht bei vielen Seglern hoch im Kurs. Dazu gekommen ist im ersten Stock eine Sunset Bar. Und man kann auch weiterhin täglich um 17 Uhr zusehen, wenn die riesigen Tarpune gefüttert werden. Die sind rund um die Felsinsel angesiedelt und handzahm. In der Bar gibt es jetzt sonntags von 16 bis 19 Uhr Livemusik. Wer sich umschaut, entdeckt dort neuerdings eine rote englische Telefonzelle mit Selfie-Kamera. Die kennen viele noch vom Inselchen Marina Cay.
Marina Cay ist eine der zwei Locations, die noch nicht wieder aufgebaut sind. Zwar kann man die Bojen des winzigen Eilands schon nutzen. Sie werden derzeit aber vom Scrub Island Resort nebenan verwaltet. Gerüchteweise sollen wohl noch in diesem Jahr Aufbauarbeiten beginnen. In der anstehenden Saison wird der Platz jedoch noch verlassen sein. Wer den dort früher ansässigen „Pusser’s Marine Store“ vermisst, muss nach Sopers Hole ausweichen. Da hat wieder ein Laden geöffnet, die Marina und die Shops sind top renoviert.
Die zweite Insel, die ihrer Wiedereröffnung entgegensieht, ist Peter Island. Dort sind die Aufbauarbeiten schon im Gange.
Komplett wiederhergestellt ist hingegen Scrub Island. Kurz nach Hurrikan „Irma“ hat man die Anlage renoviert. Die Marina dort ist ideal für Crews, die eine Nacht am Steg verbringen wollen. Ein ganz neuer Stopp im Revier ist die Oil Nut Bay Marina am Ende des Eustatia Sounds. Das luxuriöse Hotel hat zehn Plätze an Muringbojen und eine kleine Marina. Sie ist mit drei US-Dollar pro Fuß aber ziemlich teuer. Die Boje kostet in etwa die BVI-üblichen 30 US-Dollar.
Viele weitere Klassiker im Revier sind schon seit 2021 wieder am Start: Der gesunkene Party-Schoner „Willy T“ ist durch ein neues Schiff ersetzt worden und wartet wie immer vor Norman Island auf partywütige Crews. Erfreulich auch, dass die beliebten Vollmond-Partys samt Livemusik und Feuerkugel-Strandsession in der Trellis Bay auf Tortola wieder stattfinden. Der mit gestrandeten Yachten nach dem Sturm übersäte Beach ist geräumt. Und: Die Anreise in die BVIs ist neuerdings wieder mit dem Umstieg auf St. Martin möglich, nachdem es lange Zeit kaum Anschlüsse mit dem Flieger nach Tortola gegeben hatte.