Unbekannt
· 07.04.2012
Dalmatien: Mit zwei Charterbooten waren wir im Archipel von Šibenik und auf dem Fluss Krka landeinwärts unterwegs. Teil 1: Zwischen Žirje und Zlarin.
Vela Stupica, Tratinska, Mala Nozdra, Potkućina, Medoš: Schön klingende Namen, aber weit weniger bekannt als beispielsweise Krka und Kornaten. Und doch sind dies allesamt Buchten im Archipel von Šibenik, denen man auf dem Weg vom Fluss Krka Richtung Kornaten sehr nahe ist.
Doch wer macht schon Bootsurlaub im Archipel von Šibenik? Allenfalls einen Zwischenstopp ist den meisten Skippern die der Krka-Mündung vorgelagerte Inselwelt wert. Liegt es daran, dass es auf den Inseln des Archipels, mit Ausnahme von Murter, keine Marinas gibt und die Infrastruktur der wenigen Stadthäfen durchaus noch Entwicklungspotenzial hat?
Mag sein. Dass hier jedoch traumhafte Buchten auf badehungrige Crews warten, ist vielen Skippern kaum bekannt. Hier liegt das eigentliche Potenzial des Šibenik-Archipels. Sechs der derzeit 51 staatlich konzessionierten Bojenfelder Kroatiens liegen im Archipel: Velika Stupica und Tratinska auf der Insel Žirje, Borovnjaci und Tratica vor der Insel Kakan sowie Remetić und Kaprije auf der gleichnamigen Insel. Dies und noch ein wenig mehr wollen wir uns genauer anschauen. Doch der Reihe nach.
Ende August ist in der Charterstation von Offshore-Boote in der Marina Kremik (Primošten) noch immer der Teufel los: Es ist Samstag und das heißt Crew-Wechsel. Faszinierend das scheinbare Durcheinander, wenn 20 Crews ihren Törn beendet haben und fast genauso viele wieder hinauswollen. Jede Menge Arbeit für Putzkolonnen und Techniker.
Der Gast aber, der sich für diese organisatorische Meisterleistung nicht interessiert, sitzt derweil auf der Terrasse des Charterbüros, genießt einen Wein oder ein Bier vom Fass und horcht gespannt auf Neuigkeiten von denen, die den Urlaub schon hinter sich haben und vielleicht den ultimativen Tipp preisgeben.
Wir hören gleich zwei: „In der Bucht Medoš auf Kaprije gibt es eine tolle neue Konoba“ und „Den Neubau des Restaurants auf Ravni Zakan müsst ihr unbedingt gesehen haben.“ Wenn das nichts ist, für den Anfang! Auf uns wartet an der Pier „Why worry“, eine Jeanneau Prestige 46 Fly: sportlich und elegant mit kraftvollen 2 x 368 kW (500 PS) ausgestattet.
Für uns ist es gute Tradition, den ersten Chartertag für das Kennenlernen des Bootes zu nutzen. Und so ist nach dem Einfahren schon nach knapp drei Seemeilen Schluss: Das attraktive und beliebte Touristenstädtchen Primošten liegt vor uns. Es ist später Nachmittag, und die Muringplätze an der Stadtpier sind längst vergeben.
Also lassen wir in der weiten Hafenbucht auf 8 m Wassertiefe das Eisen fallen, geben 40 m Kette dazu und mobilisieren dann erstmals unser Dingi. Im oberen Teil des Städtchens, ein wenig abseits vom großen Touristenstrom rund um den Hafen, finden wir ein nettes Terrassenlokal mit Blick aufs Meer. Und beim Blick auf die Hafenbucht zählen wir nicht weniger als 36 (!) Ankerlichter, die in der letzten seichten
Dünung des einschlafenden Maestrals schaukeln.
Kurs auf Žirje, die westlichste und somit am weitesten vom Festland entfernte Insel des Šibenik-Archipels. Unser Ziel sind die Buchten im Süden von Žirje, rund 12 sm von Primošten entfernt. Das bummeln wir in gemütlicher Verdrängerfahrt von 8 kn ab, begleitet von einer schwachen Brise (3 Beaufort) des Maestral, dem gutes Wetter versprechenden Sommerwind aus WNW.
Gut geschützt vor diesem Wind sind die Buchten Mala und Vela Stupica, die die Südküste von Žirje stark zergliedern. In Mala Stupica müssten wir den Anker werfen – das muss nicht schon wieder sein. Also machen wir in der Vela Stupica an einer der 32 von uns gezählten Bojen des konzessionierten Bojenfeldes fest.
Nach offizieller Liste (www.mmpi.hr) sollen in Stupica nur 20 Bojen konzessioniert sein – aber wen interessiert das? Das glasklare Wasser lädt zum Baden ein. Hoch über der Bucht locken die Ruinen einer Festung aus spätantiker Zeit zum Aufstieg. Schutz vor Sarazenen und Piraten soll diese Festung gegeben haben.
Im nordwestlichen Zipfel der Bucht betreibt der Konzessionär Mate Šižgorić die Konoba Stupica. „Fisch oder Fleisch?“ ist hier die einfache Frage, denn eine Speisekarte gibt es nicht, und man bestellt „entweder – oder“. Wir entscheiden uns für Fisch und stellen fest, dass das Preis-Leistungsverhältnis stimmt: 100 Kuna (13 Euro) pro Portion, und der Kartoffelsalat ist oberlecker! Rosa ist hier Chefin, und sie verrät, dass in der Hochsaison die Reservierung einer Boje dringend zu empfehlen sei (Telefon 00385-98-961 15 00).
Mit dem Essen zahlen wir den Bojenplatz und erleben eine Überraschung: So wenig wie die Anzahl der konzessionierten Bojen mit der Zahl der tatsächlich vorhandenen übereinstimmt, so wenig wird der „Listenpreis“ des Bojenplatzes, der hier 20 Kuna pro Meter pro Nacht betragen soll oder darf, ernst genommen: Wir zahlen 150 Kuna für unser 14,50 m langes Boot. Keine Ahnung, womit wir diesen „Vorzugspreis“ verdient haben.
Das zweite konzessionierte Bojenfeld auf Žirje liegt in der Bucht Tratinska, 5 sm nordwestlich von Stupica an der seeseitigen Küste der Insel. Fast einen Kilometer schneidet die Bucht in die Insel und wird umso schöner, je tiefer man hineinfährt. 22 Bojen sind es laut amtlicher Liste, und das ist auch in etwa die Zahl, die wir vorfinden. Ein Schild am Ufer weist zur „Konoba Julie“, die von hier nur 100 m entfernt sein soll. Aber wir finden in diesem Uferbereich keine Möglichkeit, mit dem Schlauchboot festzumachen.
Also runden wir die nordwestliche Spitze von Žirje und machen in der Bucht Mikavica am Kopf der gut 10 m breiten Stummelmole fest. Wir wollen die Konoba Julie finden. Kein Problem, denken wir, denn die Bucht Tratinska liegt genau südlich von Mikavica und ist nur 400 m entfernt. Eine holprige Straße führt uns rasch zur Bucht Tratinska, die wir nun von oben bewundern. Aber wo ist „Julie“?
Rund 100 m von der Uferlinie entfernt führt eine Schotterstraße an der Bucht entlang. Hier also müssen wir auf Julie treffen. Denkste. Irgendwann weist ein Schild nach links zur Konaba Julie, die völlig unspektakulär an der Straße von Mikavica nach Žirje liegt: rund 350 m von der Bucht Tratinska entfernt. Gut 2 sm südöstlich von Mikavica liegt Muna, der kleine Hafen der Inselhauptstadt Žirje. Ein properes Örtchen mit Restaurant und Laden, aber leider noch immer ohne Murings an der Hafenmole.
Dann verlassen wir Žirje und nehmen Kurs auf die Süspitze der Insel Kakan, Kurs Nord zwischen Kakan und Kaprije, und nach weniger als einer Meile öffnet sich an Steuerbord die tiefe Bucht mit der Inselhauptstadt Kaprije. Der Hafenmeister weist uns einen Liegeplatz vor Muring an der Innenseite der Außenmole zu. Etwas tiefer in der Bucht liegen 18 konzessionierte Bojen, die vom lokalen Hafenamt verwaltet werden.
Und tatsächlich werden die Bojen in diesem beliebten Ort gebraucht, denn am Abend ist die Mole voll belegt. Für den Liegeplatz zahlen wir 364 Kuna inklusive Strom und max. 100 Liter Wasser, das vormittags zwischen
7 und 12 Uhr getankt werden kann, und WLAN an der Mole! Die Liegegebühr entspricht exakt der amtlichen Vorgabe von 26 Kuna pro Bootsmeter und ist der Preis, der in allen Stadthäfen im Archipel zu zahlen ist. Sanitäres gibt es in Kaprije nicht, dafür aber drei Restaurants und einen Mini-Market, in dem es zweimal täglich frisches Brot gibt, das mit der Fähre kommt (9.20 und 13 Uhr).
Und wieder weckt uns warmer Sommerwind. Da kommen die Bojenfelder in der Bucht Tratica und Potkućina-Borovnjaci vor der Insel Kakan gerade recht. Nach einer Fotorunde in der Bucht Tratica (Mole und Schwimmsteg mit 6 Murings, 16 konzessionierte Bojen, Konoba „Paradiso“ nahe der Mole), zieht es uns in die Bucht Potkućina-Borovnjaci, die durch die vorgelagerten Borovnjak-Inseln den Traum von einer Lagune perfekt machen. 60 konzessionierte Bojen verteilen sich großzügig in der weiträumigen Lagune. Am Ufer von Kakan sorgt die rustikale Grill-Bar „Babalu“ fürs Überleben.
Müßig an der Boje baumelnd kommt ein Kassierer längsseits und verlangt 100 Kuna. „We don’t stay for the night“, sage ich. „Don’t worry“, sagt er, „I don’t charge you for the night, I charge you for the hour“, und überreicht mir eine Preisliste Von „Riva-Tours“ mit den Bojen-Gebühren im „Kakan-Park“, wie die beiden Buchten Tratica und Potkućina-Borovnjaci neuerdings genannt werden. Von einer „Stundengebühr“ über 100 Kuna kann ich dort nichts finden. Ausgewiesen ist für unser Boot ein Tagespreis von 250 Kuna. Aber ich habe keine Lust, mit ihm he-rumzudiskutieren ...
Auf Südkurs an der Westküste von Kaprije. Das Kap Lemeš ist der südlichste Punkt der Insel, und schon geht es mit NW-Kurs hinein in die Bucht Mala Nozdra. Sieben (nicht konzessionierte) Bojen sind vor dem Restaurant Matteo ausgebracht, weitere Plätze vor Murings gibt es am befestigten Ufer. Besitzer des Matteo ist Mate Obratov, seine Spezialitäten sind Thun-Carpaccio und Peka, die man auf der Terrasse mit Blick auf die Bucht genießen kann. (Voranmeldung in der Hochsaison ist zu empfehlen 098-336 335).
Teilen muss Mate sich die Bucht mit dem Restaurant „g8“, das sieben Muringplätze an einem Schwimmsteg und einem Stück befestigten Ufers bietet. Von befragten Skippern erhält das „g8“ für seine Küche jeweils gute Noten. (Anmeldung 091-522 82 25). 16 (illegale?) Bojen gibt es in der nach Süden und Osten völlig offenen Bucht Vela Nozdra. Wir haben SSE, und wohl deshalb liegen nur wenige Boote an den Bojen.
An der Konoba Antonio, halb versteckt hinter dem Inselchen Oštrica vor der Ostküste von Kaprije, wären wir fast vorbeigefahren. Nachdem wir Oštrica mit nördlichem Kurs passiert hatten, erregten drei rote Bojen vor einem auffälligen Gebäude unsere Aufmerksamkeit. Ist da was gesperrt? Langsam nähern wir uns und sehen auch eine relativ frisch gegossene Mole. Ein Mann auf dem Steg winkt uns zu. „Muring, Muring“ ruft er und signalisiert uns mit der Muringleine, dass wir willkommen sind. Wir machen fest.
Antonio Junakovic hat hier 2004 mit dem Bau seiner Konoba mit Pension begonnen und ist Jahr um Jahr ein wenig gewachsen. Die Wassertiefe an der Mole beträgt 1,50 m, sodass mit Bug voraus auch tiefer gehende Boote festmachen können. Die Durchfahrt zwischen Festland und dem Inselchen Oštrica ist mangels Wassertiefe übrigens unmöglich! Spezialitäten von Antonio sind Peka vom Lamm, Oktopus oder Kalamari, die man wegen der langen Garzeit natürlich nur auf Vorbestellung bekommt.
Wir verlassen vorerst die Insel Kaprije und nehmen an den Inseln Zmajan und Tijat vorbei Kurs auf Zlarin, einst Insel der Korallentaucher. Im Stadthafen beordert uns der Hafenmeister des „Yachtclub Zlarin“ an den zweiten Innensteg, ein doch recht enges Plätzchen für ein fast 15 Meter langes Boot. Hier liegen wir vor Murings mit Wasser, Strom und WLAN quasi im Ortskern des attraktiven Dörfchens. Es gibt mehrere Restaurants und einen gut sortierten Supermarkt.
Vor der Festlandküste steuern wir nun Kurs Südsüdost, vorbei an Zablaće und der Marina Solaris und dann Kurs auf die Insel Krapanj. An der Nordostküste der Insel, nur rund 400 m vom Festland bei Brodarica entfernt, ist im feinen Umfeld des Tauchhotels „Spongiola“ ein kleiner Hotelhafen entstanden, der Muringplätze mit Wasser und Strom bietet. Im Hotel stehen Sanitäranlagen zur Verfügung. Verlockend ist der kleine Strand zwischen alter und neuer Hafenmole.
Warum eigentlich nähern wir uns schon wieder unserer Charterbasis? Wir hatten zu spät gebucht und müssen deshalb nach einer Woche ein anderes Boot übernehmen. Nach „Why worry“ jetzt „Grazia“, eine Yaretti 1570, ein urgemütlicher Klassiker mit 2 x 375 PS.
Teil 2 folgt.