KroatienDalmatiens versteckte Strände

Unbekannt

 · 27.06.2015

Kroatien: Dalmatiens versteckte SträndeFoto: Bodo Müller
Dalmatiens versteckte Strände

Die kroatische Adriaküste – das sind vor allem Steine, Felsen und schroffe Klippen. Und echte Strände? Die gibt es auch. Man muss nur wissen wo.

Dalmatiens versteckte Strände
Foto: Bodo Müller
  Dalmatiens versteckte SträndeFoto: Bodo Müller
Dalmatiens versteckte Strände

Auf unserem jüngsten Kroatien-Törn hatten wir uns einer besonderen Herausforderung gestellt: Die Suche nach den schönsten Stränden Dalmatiens, die mit dem Boot erreichbar sind. Vorab sei gesagt, dass es sogenannte Traumstrände mit über hundert Meter breitem, feinstem Sand in Kroatien natürlich nicht gibt. Wer solche Ziele sucht, sollte zu den Bahamas reisen – oder nach Amrum.

Zu 99 Prozent besteht die kroatische Küste aus Stein, Fels und schroffen Kliffen. Und doch hört man immer wieder von Bootsfahrern, dass sie hier oder da eine malerische Bucht mit einem fantastischen Strand entdeckt haben. Wir sind diesen Hinweisen gefolgt und haben den Törn so gelegt, dass man einige dieser seltenen "Perlen" während einer Charterwoche besuchen kann. Dabei ist klar, dass man bei einer Küstenlinie von immerhin 4835 Kilometern natürlich nur einen kleinen Ausschnitt zeigen kann, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Start und Ziel unseres Törns ist die Marina Kremik bei Primošten, wo die meisten Charterflotten des Landes stationiert sind. Wir wollen ausnahmslos solche Strände ansteuern, die gut erreichbar sind und geschützte Ankerplätze bieten. Die vom landseitigen Tourismus übervölkerten Strände der Makarska Riviera klammern wir dabei aus. Obwohl wir versucht haben, die Route so zu optimieren, dass die Distanzen zwischen den einzelnen Spots nicht allzu groß sind, kam in der Summe trotzdem eine schöne Strecke zusammen. Für einen solchen Törn macht es also Sinn, ein möglichst schnelles Boot zu buchen, mit dem Gleitfahrten über 20 Knoten keine Hürde sind. Dafür kann man lieber auf etwas Komfort verzichten – man will ja sowieso an den Strand!

Spiegelglatt zeigt sich die Adria, als wir die Marina Kremik achteraus lassen und nach Nordwesten steuern. Es sind beste Gleitfahrt-Bedingungen. Wir entscheiden uns, die Situation auszunutzen und bis zum nördlichsten Punkt unserer Reise durchzufahren, denn es ist nicht sicher, wie lange diese Schönwetterphase im Spätsommer anhält. Wir steuern an der Ostküste von Žirje entlang und dann von Süden in die Inselwelt der Kornaten hinein. Unser erstes Tagesziel soll die Nordspitze der Insel Dugi Otok sein.

Am nördlichen Ende der Kornaten stehen wir vor der Entscheidung: Sollen wir an der geschützten Ostküste von Dugi Otok nach Norden düsen, oder doch den etwas kürzeren Weg über das offene Meer entlang der schroffen Felsküste im Westen der Insel nehmen? An der Westküste von Dugi Otok gibt es die steilsten Felswände des Mittelmeeres, die sich an einer Stelle bis zu 166 Meter senkrecht aus dem Meer erheben. Auf einer Distanz von 22 Seemeilen existiert kein Hafen, keine Bucht oder sonstiger sicherer Unterschlupf, in dem man sich bei einer Wetterverschlechterung verkriechen könnte.

Da das Wetter so verführerisch ruhig bleibt, entscheiden wir uns für die westliche Route, vorbei an den steilen Kliffen von Dugi Otok, und gehen auf Gleitfahrt. Die Felswände an Steuerbord scheinen kein Ende zu nehmen. Nirgendwo eine Bucht, in der man Schutz finden könnte. Bei einem Sturm möchte ich hier nicht auf Legerwall geraten. Bei diesem abweisenden Anblick kann man sich schwer vorstellen, dass es an der kroatischen Adria einen Strand geben könnte – und hier schon gar nicht.

Nach einer guten Stunde werden die Felswände allmählich flacher. Wir haben fast die Nordspitze von Dugi Otok erreicht. Mit Kurs 315° steuern wir direkt in die Uvala Sakarun hinein. Was leuchtet da für ein breiter weißer Streifen? Eine Fata Morgana? Nein - der 300 Meter breite Scheitel der Bucht ist feinster Sandstrand – und das in Kroatien. Vor einer Schwimmleine, die den Badebereich abtrennt, finden wir eine freie Muringboje und machen fest. Unter unserem Kiel ist auf sechs Metern Tiefe feinster weißer Sand. Das muss mit einem Bad im türkisfarbenen Wasser gefeiert werden!

  Dalmatiens versteckte SträndeFoto: Bodo Müller
Dalmatiens versteckte Strände

Die Bucht Sakarun liegt einerseits am Ende der Welt, andererseits doch nicht: Ein asphaltierter Weg führt vom Strand nordwärts über eine Anhöhe zu den Orten Veli Rat und Soline an der jenseitigen Küste. Im 2,5 Kilometer entfernten Veli Rat gibt es einen Laden und ein Lokal. Wer genug Proviant an Bord hat, wird in Sakarun nichts vermissen. Unbedingt empfehlenswert ist abends ein Besuch der Beach Bar "Amarcord" am Westufer der Bucht.

Im Schatten alter Pinien bei klassischer Musik kümmern sich Beatrice und Darko Bukarica um das Wohl ihrer Gäste. Die aus Italien stammende Beatrice zaubert italienische Speisen mit frischem Fisch und Gemüse von der Insel. Für Vegetarier hält sie eine breite Vielfalt mediterraner Früchte parat. Ihr Likör aus Myrte soll wie in der griechischen Antike Schönheit und ewige Jugend bringen.

Beim Rauschen der Dünung am Ufer, dem Zirpen der Grillen und klassischen Klängen genießen wir einen der schönsten Strände der Adria unter einem sensationellen Sternenhimmel. Keine noch so schöne Marina kann dieses Erlebnis ersetzen. Zu später Stunde will niemand das Dingi zurückfahren. Wir werfen unsere Klamotten hinein und schwimmen mit dem Boot im Schlepp zurück an Bord.

Morgens verlassen wir den paradiesischen Strand und steuern nordwestwärts. Bald haben wir den 41 Meter hohen Leuchtturm Veli Rat an Steuerbord. Dann ist es schon zu sehen, das schönste Wrack der kroatischen Adria! Rostrot klafft das vom Salzwasser zerfressene Eisen aus dem Meer. Am Wrack gibt es zwar keinen Strand, aber einen seichten Ankergrund.

Es ist nahezu windstill, das Meer spiegelglatt. Als ich vor 20 Jahren zum ersten Mal hier war, war noch das gesamte Oberdeck des gestrandeten Frachtschiffes zu sehen. Inzwischen ist es so tief im Sand versunken, dass nur noch ein Stück vom Bug aus dem Wasser ragt. Die offenen Laderäume und das Achterdeck liegen dicht unter der Wasseroberfläche und sind ein hervorragendes Schnorchelrevier.

An der Ostküste von Dugi Otok, die nicht ganz so steil und schroff ist wie die Westküste, steuern wir in Richtung Südosten. Dieser Teil von Dugi Otok ist besiedelt, und jedes kleine Dorf hat einen Hafen. Wir legen einen kurzen Stopp im Fährhafen Zaglav ein. Hier ist die einzige Tankstelle weit und breit, und wir füllen sicherheitshalber unsere Dieseltanks bis zum Anschlag. Fünf Meilen weiter südlich steuern wir über die Mala Proversa (Kleine Durchfahrt) zwischen den Inseln Dogi Otok und Katina und dann nach Süden wieder in die Kornaten hinein.

Unser Ziel ist das westlich der Hauptinsel Kornat gelegene Eiland Levrnaka. Viele Bootsfahrer kennen die tief nach Süden einschneidende Bucht Anica mit den beiden beliebten Restaurants. Wir steuern jedoch an die Seeseite von Levrnaka, wo die weniger bekannte Bucht Lojena liegt. Hier gibt es den einzigen Strand in den Kornaten.

Bei zehn Metern lassen wir das Eisen fallen und haben eine der schönsten Buchten der Kornaten fast für uns allein. Weil die Ankerbucht an die offene Adria grenzt, wo das Wasser schnell auf 90 Meter Tiefe abfällt, ist das Wasser hier sensationell klar. Es ist vermutlich die sauberste Bucht im gesamten Kornaten-Nationalpark und für jeden leidenschaftlichen Schwimmer und Schnorchler ein Muss.

Der Strand besteht aus grobem Kies. Manchmal kommen tagsüber Ausflugsschiffe, die ein paar Dutzend Touristen in der Bucht an Land schicken, die dann den Strand bevölkern. Der Trubel ist aber von kurzer Dauer. Zum Ausflugsprogramm gehört ein Fischpicknick in der nahen Konoba "Andrija". Spätestens nach einer Stunde wird dort aufgetischt. Und danach reisen die "Seefahrer" wieder ab.

Den ganzen Nachmittag haben wir den Strand für uns allein und teilen uns die Bucht mit drei Segelyachten. Gegen Abend trübt sich der Himmel ein und eine leichte Dünung rollt in die Bucht. Warmer Wind aus Süden bringt feuchtschwüle Luft. Das riecht nach Jugo. Da der Südwind mehrere Tage lang anhalten kann, könnte es sein, dass wir hier eine unruhige Nacht erleben.

Bevor es dunkel wird, holen wir den Anker hoch, umschiffen die Insel Levrnaka im Uhrzeigersinn und machen eine Viertelstunde später tief in der Bucht Anica am Schwimmsteg vor der Konoba "Levrnaka" fest. Hier liegen wir, sollte der Jugo auffrischen, sicher wie in Abrahams Schoß.

Die urige Konoba von Mladen Ježina und Sohn Daniel hat sich seit 1980 von einer einfachen Fischerhütte zu einem der besten Restaurants in den Kornaten gemausert. An der neuen Schwimmsteganlage kann man an Muringleinen festmachen. Das Liegen ist gratis. Strom kostet pauschal 50 Kuna. Im brechend vollen Lokal finden wir den letzten freien Tisch.

Inhaber Mladen sagt, dass wir Glück haben, dass eine Crew abgesagt hat, dadurch haben wir einen Liegeplatz und einen Tisch bekommen. Er serviert uns eine Vorspeisenplatte voller maritimer Leckereien – von Scampis über Tintenfisch, Thunfisch-Carpaccio und Hummer-Zangen bis hin zu Seeigel-Rogen. Danach bringt er einen frisch gefangenen Drachenkopf mit Mangoldkartoffeln – einfach lecker. www.konoba-levrnaka.hr

Der Jugo hat schwülwarme Luft gebracht, wobei sich Wind und Seegang noch in Maßen halten, sodass wir unsere Reise gen Süden fortsetzen können. Der nächste Spot auf unserer Liste ist für sein karibisches Flair bekannt. Er liegt im Südosten der Insel Drevnik Veli, schon vor den Toren Splits. Mit unserem Gleiter schaffen wir die 48 Seemeilen in gut zwei Stunden. Dabei fahren wir überwiegend den "inneren" Weg im Schutze vorgelagerter Inseln, um möglichst wenig vom Seegang abzubekommen.

Als wir in der beliebten Bucht Krknjaš ankommen, ist der Ankerplatz schon reichlich gefüllt. Da der Jugo Schwell aus Südosten schickt, sind vor allem die inneren Plätze im Schutz der kleinen Inseln gefragt. Mit unserem geringen Tiefgang finden wir eine gut geschützte Stelle zwischen Mali Krknjaš und dem Steg der Konoba "Krknjaši". Die schmalen Strände ringsum sind eher steinig.

Hier zählt einfach die Besonderheit, über sauberem Kies ankern zu können. Wir holen Schnorchel, Masken und Flossen heraus. Das flache Wasser mit seinem hell leuchtenden Grund ist wärmer als in tieferen Ankerbuchten. Beim Schnorcheln sehen wir aber leider auch, dass die vielen Yachten auf dem beliebten Ankergrund ihre Spuren hinterlassen haben – in Form von Bierdosen und Weinflaschen.

Nachdem am Nachmittag die Ausflugsboote wieder weg sind, besuchen wir die am Ostufer gelegene Konoba "Krknjaši" und sind angenehm überrascht. Der hauseigene Garten mit seiner Blütenpracht ist ein kleines mediterranes Paradies. Familie Spika verwöhnt die Gäste mit traditionellen Fischgerichten. Kräuter und Gemüse stammen aus eigenem Garten.

Wir steuern weiter nach Südosten zum berühmtesten und größten Strand in Kroatien. Auf etlichen Tourismus-Prospekten abgebildet, erweckt er den falschen Eindruck, dass es am Ostufer der Adria viel mehr davon gäbe. Das "Goldene Horn" (kroatisch Zlatni rat) liegt an der Südküste von Brač nahe dem Ort Bol.

  Dalmatiens versteckte SträndeFoto: Bodo Müller
Dalmatiens versteckte Strände

Der von der Insel Brač nach Süden ins Meer hinausragende Sand hat die Form einer Sichel. Sie zieht sich einige hundert Meter hinaus und besteht aus kleinen, runden Kieseln, die sich mit der Strömung bewegen. Dabei verändert sich die Form des Strandes derart, dass die Spitze mal in die eine, mal in die andere Richtung zeigt.
Der Jugo hat nachgelassen.

Westlich des "Goldenen Horns" sind wir vor seinem Südost einigermaßen geschützt. Zwischen einem Dutzend Segelyachten lassen wir in Strandnähe die Kette rasseln. Trotz hunderter Plastikliegen am Strand, die gut besucht sind, ist das Wasser sensationell sauber – bedingt durch eine stete Strömung.

Als nächtlichen Liegeplatz möchte ich diesen Ort trotzdem nicht empfehlen, dafür ist er doch zu ungeschützt. Zwar könnte man für die Nacht in den nahen Hafen von Bol fahren, doch dort wären wir inmitten der Touristenhochburg.
Wir steuern also nach Südwesten, umschiffen die Westspitze von Hvar und passieren den Pakleni Kanal zwischen Hvar und Sveti Klement. Wir lassen die Hvar an Backbord. Der kleine Hafen der angesagten Touristenmetropole ist wie immer gnadenlos überfüllt. Der Südwind hat sich zwar beruhigt, Schwell rollt dennoch in die Bucht und lässt die Boote schaukeln.

Laut Wetterprognose soll der Jugo eine Pause einlegen. Dafür steigt die Wahrscheinlichkeit einer Bora. Also müssen wir uns eine Bucht suchen, die uns vor Nordostwinden schützt. Und einen Strand sollte sie auch haben. In Betracht kommt die Mala Milna an der Südküste von Hvar, wo es einen tollen Sandstrand geben soll. Doch die Bucht ist relativ offen und dem Schwell ausgesetzt.

Wesentlich besser erscheint uns die nahe Insel Šćedro, wo es ringsum reichlich Buchten gibt. Wir runden Šćedro im Uhrzeigersinn und laufen im Südosten in die tief einschneidende Bucht Porteruša ein. Ganz im Innern finden wir ruhiges Wasser. Auf drei Metern lassen wir das Eisen fallen und haben den paradiesischen Strand ganz für uns alleine.

Leider ist eine Charterwoche viel zu kurz für die dalmatinische Küste mit ihren unendlich vielen Törnzielen. Am letzten Tag richten wir unseren Bug wieder in Richtung Nordwesten. Wir genießen die Gleitfahrt entlang der traumhaften Kulisse der steilen Südküste der Insel Hvar. Attraktive Reiseziele ziehen an uns vorbei, wie das Bergdorf Sveta Nedjelia, wo der Winzer Zlatan Plenković seinem Dorf einen Hafen geschenkt hat, in dessen hohlen Molen die besten Weine lagern.

Fünf Meilen weiter westlich kommt an Steuerbord erneut der schöne Strand von Mala Milna in Sicht. Dort liegen in einem Bojenfeld vier Segelyachten und zwei kleine offene Motorboote. Die Segler schwojen unruhig. Der Strand sieht sehr attraktiv aus und hat durch die riesigen Findlinge einen besonderen Charme. Der Konzessionär des Bojenfeldes kommt uns in einem Gummiboot entgegen: "Jugo will be coming. Come back later!"

Etwas enttäuscht drehen wir ab. Und doch bin ich dankbar, dass der Mann nicht zuerst an sein Geschäft dachte, sondern an unsere Sicherheit. "Yes, we come back later", rufe ich zurück – auch, wenn es erst im nächsten Jahr sein wird.