MallorcaAnhörung nach tödlichem Bootsunfall

Jill Grigoleit

 · 27.02.2025

Mallorca: Anhörung nach tödlichem BootsunfallFoto: mauritius images
Als Reaktion auf den Unfall patrouillieren nun vermehrt Boote der Guardia Civil auf den Balearischen Gewässern.
Sechs Monate nach einem tödlichen Bootsunfall vor der Ostküste Mallorcas muss sich ein deutscher Millionärssohn vor einem mallorquinischen Gericht verantworten. Dieses hat dem Angeklagten, der seine Unschuld beteuert, nun wegen Fluchtgefahr den Pass entzogen.

Dem mutmaßlichen Unfallverursacher wird vorgeworfen, mit der Luxusyacht seines Vaters mit überhöhter Geschwindigkeit ein kleines Fischerboot gerammt zu haben. Ein 20-jähriger Mallorquiner fiel daraufhin ins Wasser und wurde von der Schiffsschraube tödlich verletzt.

Der Vorwurf: Fahrlässige Tötung und unterlassene Hilfeleistung

Der Angeklagte ist Sohn einer reichen Unternehmerfamilie aus Deutschland. Gegen den zum Zeitpunkt des Unfalls 34-Jährigen wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt. Außerdem steht der Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung im Raum, weil die Luxusyacht nach dem Unfall einfach weiterfuhr. Erst Stunden später machten Ermittler das Schiff im Hafen von Porto Cristo ausfindig. Mehrere Zeugen berichten, dass die Luxus-Yacht schon Stunden vor dem Unfall durch rücksichtsloses Fahren aufgefallen sei. Der Angeklagte beteuert hingegen, dass er mit etwa 22 Knoten unterwegs war und sich keiner rücksichtslosen Fahrweise bewusst sei.

Was passiert ist

Der tragische Unfall ereignete sich am 23. August an der Ostküste Mallorcas. Den Ermittlungen zufolge befand sich das 3,20 Meter kleine Fischerboot auf dem Rückweg zum Hafen in Cala Bona, als sich in der Dunkelheit mit hoher Geschwindigkeit die 20-Meter-Yacht näherte. Die drei Personen auf dem Fischerboot versuchten noch auszuweichen, konnten den Zusammenprall aber nicht mehr verhindern. Der 20-Jährige Guillem Comamala erlitt bei dem Unfall tödliche Kopfverletzungen und verstarb noch vor Ort. Sein Onkel und Cousin blieben unverletzt. „Die Yacht fuhr mit voller Geschwindigkeit, wir haben wie verrückt geschrien“, berichtete der Onkel des Opfers der Zeitung „Última Hora“.

Verteidiger: Unfall nicht bemerkt

Überwachungskameras im Hafen von Porto Cristo sollen zeigen, wie die Yacht nach dem Unfall gereinigt wurde und wie der Beschuldigte die bereits von der Polizei versiegelte Yacht am nächsten Morgen betreten und mit Freunden Taschen herausgeholt haben soll. Dieser beteuert weiterhin seine Unschuld. Er habe den Zusammenstoß mit dem Fischerboot nicht bemerkt. Sein Anwalt betonte: „Eine Yacht, die mehr als 20 Tonnen wiegt, hat einen sehr kleinen Kontakt mit einem 3,20 Meter langen Boot. Das ist, als würde ein Bus mit dem Heck leicht ein stehendes Fahrrad berühren. Das merkt man nicht zwangsweise.“ Außerdem wies er darauf hin, dass das Fischerboot laut Polizeibericht nicht vorschriftsmäßig beleuchtet gewesen sei und deswegen in der Dunkelheit nicht auf dem Meer hätte unterwegs sein dürfen.

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Die Richterin entschied nach der Anhörung, den Reisepass des Angeklagten einzubehalten. Außerdem wurde ihm sein Bootsführerschein entzogen. Sie muss nun entscheiden, ob es genügend Beweise gibt, um Anklage gegen den Deutschen zu erheben und einen Strafprozess zu eröffnen.


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