Land: Finnland
Fläche: etwa 3.000 km²
Davon Wasser: 71 %
Für die meisten deutschen Skipper endet ein Ostseetörn wohl auf Höhe von Stockholm. Wer jedoch den zugegebenermaßen weiten Weg bis in den nördlichsten Zipfel des Meeres auf sich nimmt, wird mit einem einzigartigen Naturschauspiel belohnt.
Der Kvarken-Archipel liegt an der schmalsten Stelle des Bottnischen Meerbusens, zwischen der finnischen Stadt Vaasa und dem schwedischen Umeå. Die Schärenwelt mit ihren fast 6.000 Inseln ist zwar kein Nationalpark, aber seit 2006 ein grenzüberschreitendes Weltnaturerbe. Denn sie gilt als einmaliges Beispiel für die postglaziale Landhebung. Hier kann man dabei zusehen, wie sich die Landmasse aus dem Meer erhebt – und zwar verschiedenen Quellen zufolge zwischen acht Millimetern und bis zu einem Zentimeter pro Jahr. Dadurch wächst die Landfläche jährlich um einen Quadratkilometer, was 150 Fußballfeldern entspricht. Durch den – in erdgeschichtlichen Relationen – rasanten Anstieg der Landmasse verändert sich die Landschaft ständig. Verlassene Bootshäuser, die vor einigen Jahrzehnten noch im Wasser standen, stehen heute auf dem Trockenen. Die neu entstehenden Landflächen sind als De-Geer-Moränen bekannt, zwischen denen sich flache Lagunen bilden.
Der im Finnischen genannte Merenkurkku ist ein wahres Paradies für Wassersportler. Doch Steine, flache Gewässer und schmale Fahrwasser machen das Revier navigatorisch auch anspruchsvoll. Die meisten Sehenswürdigkeiten können mit dem Boot erreicht werden. Keine der felsigen Inseln gleicht der anderen. Inmitten des Kvarken, auf einer der Valsörarna-Inseln, steht ein roter Leuchtturm, der vom Architekten des Eiffelturms entworfen wurde. Heute ist er, wie die meisten Leuchttürme Finnlands, automatisiert. Für viele Besucher des Archipels ist Replot der Ausgangspunkt für Erkundungen der Inselwelt. Hier, ganz in der Nähe der längsten Brücke Finnlands, befindet sich auch das Besucherzentrum des Weltnaturerbes.
Es gibt etliche schöne Ankerplätze. In manchen Schutzzonen kann das Ankern zu Brutzeiten aber verboten sein. Gute Infrastruktur und einen 40 Meter langen Schwimmsteg für Besucher gibt es bei der Wasa Segelförening, dem offiziellen Gästehafen von Vaasa. Neben Versorgungsmöglichkeiten, einem modernen Servicegebäude und einem Restaurant gibt es wie in vielen finnischen Häfen auch eine Sauna.
Nationalparks sind Rückzugsgebiete für Pflanzen und Tiere, in denen die Natur sich selbst überlassen wird. Gleichzeitig ziehen sie gerade wegen ihrer Naturbelassenheit jährlich Millionen Besucher an. Und das ist auch so gewollt: Im Rahmen der Schutzziele soll der Mensch die Natur hier erleben und so ihren Wert und ihre Schutzwürdigkeit erkennen – ein ständiger Spagat zwischen Naturschutz und Tourismus. Nationalparks werden in zwei Zonen unterteilt. Die Kernzonen dürfen in keiner Weise wirtschaftlich oder in anderer Art genutzt werden, der Mensch darf hier nicht eingreifen. Besucher dürfen nur die markierten Wege betreten. Auch auf dem Wasser gibt es Sperrgebiete und Regeln für das Befahren, Anlegen und Ankern. In den übrigen Teilen der Nationalparks kann man sich meist frei bewegen. Durch spezielle Pflege und Nutzung, etwa der Beweidung mit Schafen, soll diese zweite Zone in ihrer bestehenden Form erhalten werden.