OstseeRiesiges Wind-Projekt vor Bornholm

Christian Tiedt

 · 12.04.2024

Ostsee: Riesiges Wind-Projekt vor Bornholm
Bis 2030 soll vor Bornholm ein gewaltiger Offshore-Windpark entstehen | Karte: BOOTE/Christian Tiedt
Dänemark macht Tempo bei der grünen Energiewende: Vor der Küste der dänischen Insel Bornholm soll bis 2030 ein gewaltiger Offshore-Windpark entstehen - um Millionen Haushalte in Dänemark und Deutschland zu versorgen.

Skippern, die auf eigenem Kiel die dänische Ostseeinsel Bornholm ansteuern, wird sich in naher Zukunft ein völlig neues Bild bieten: Südwestlich der Insel sollen in rund zehn Seemeilen Entfernung zur Küste zwei gewaltige Offshore-Windparks entstehen. Die einzelnen Windräder werden bei einem Rotordurchmesser von 236 Metern eine Gesamthöhe von 268 Metern über dem Meeresspiegel erreichen. Die Pylone der Öresundbrücke zwischen Dänemark und Schweden ragen dagegen im Vergleich nur 206 Meter auf.

150 dieser Anlagen von ihnen sollen errichtet werden, verteilt auf zwei Areale: Bornholm I und Bornholm II. Der dazwischen liegende Korridor für die Schifffahrt wird 12 Seemeilen breit und 20 Seemeilen lang sein (für die ungefähre Position und Ausdehnung siehe Karte).

Auch Deutschland wird profitieren

Bei Fertigstellung, die für das Jahr 2030 angepeilt wird, werden sie über eine gemeinsame Leistung von drei Gigawatt verfügen. Möglich ist sogar noch deutlich mehr. Doch schon der Zielwert entspräche ungefähr dem dreifachen Output aller derzeitigen deutschen Ostsee-Windparks zusammen und reicht aus, um – je nach Angaben - rechnerisch 3 bis 4,5 Millionen Haushalte zu versorgen.

Auch Deutschland wird von der Energiegewinnung vor Bornholm profitieren: Es wurden bereits Verträge geschlossen, die nicht nur die Anbindung der dänischen Insel Sjælland mit der Metropolregion Kopenhagen per Kabel vorsehen: Eine zweite Trasse wird in Lubmin bei Greifswald an Land kommen und eine Verbindung zum deutschen Stromnetz herstellen.

Der Plan sieht vor, dass die beiden Windparks mit einem hochleistungsfähigen Umspannwerk auf Bornholm verbunden werden, das an der Südküste östlich der Hauptstadt Rønne vorgesehen ist und den Strom dann über die beiden Hochspannungs-Gleichstromkabel am Meeresgrund weiterleiten wird. Perspektivisch ist die Windkraft aber nur ein Baustein in einer noch umfassenderen innovativen Strategie zur Energiewende in Dänemark.


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Danach soll das wind- und sonnenreiche Bornholm zu einer von zwei sogenannten Energieinseln des Landes werden (die zweite soll in der Nordsee künstlich vor der jütischen Küste entstehen). Vorgehen sind dann unter anderem die Errichtung eines nationalen Forschungszentrums für alternative Energie und die Produktion von grünen Kraftstoffen (sogenannten E-Fuels). Offiziell wird von einem der größten Infrastruktur- und Bauprogramme der dänischen Geschichte gesprochen.

Ziel ist eine größere Sicherheit und Unabhängigkeit bei der Energieversorgung im Rahmen der europaweiten Energiewende, zum einen in Hinblick auf die ökologischen Herausforderungen durch den Klimawandel, zum anderen auf die neuen sicherheitspolitischen Realitäten im Ostseeraum – und in Europa insgesamt. Auch international wird das Projekt mit Interesse verfolgt, etwa in Kanada.


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