GriechenlandAlonnisos, Skopelos und Skiathos - Vielfalt in der Ägäis

Thomas Kittel

 · 16.02.2024

"Azura" im Hafen von Skopelos
Foto: Thomas Kittel
Auf ihrem Törn durch das Mittelmeer haben die Kittels mit ihrer “Azura” in Griechenland die Inselwelt der Nördlichen Sporaden erreicht. Nach einem ersten Aufenthalt auf Skyros sind nun die drei nördlich gelegenen Inseln Alonissos, Skopelos und Skiathos an der Reihe.

Mit etwas Wehmut verlassen wir Skyros – ein Sehnsuchtsort, wo einfach alles gestimmt hat. Bei völlig ruhiger See und herrlichstem Wetter geht es weiter nach Norden, wo die nächsten größeren Inseln der nördlichen Sporaden auf uns warten.

Alonnisos enttäuscht etwas

Erstes Ziel ist Alonnisos, das uns mit dem kleinen umtriebigen Hafen Patitiri begrüßt. Schon der erste Eindruck im Hafen fällt anders aus als auf Skyros: Fähren, Touristenboote, Charterschiffe, Aussteiger auf einem selbstgebauten Katamaran sorgen für mehr Betriebsamkeit, mehr Geräusch und mehr Schwell. Zum Glück sind wir früh genug da, denn schon bald ist der Hafen überfüllt. Boote, die im Becken der großen Fähre anlegen, werden genauso schnell verscheucht wie andere, die die Anlegeplätze der kleinen Ausflugsschiffe blockieren.

Auch die Atmosphäre um das Hafenbecken herum ist wenig einladend – alles wirkt wesentlich touristischer und etwas liebloser gestaltet. Der Hafenmeister kommt zwar irgendwann - aber auch nur, um das Liegegeld zu kassieren.”

Bevor wir am nächsten Tag weiterfahren, besuchen wir noch den in den Bergen gelegenen früheren Hauptort. Nach einem schweren Erdbeben 1965 wurde der Ort zunächst verlassen – erst später kehrten die Einwohner wieder zurück und bauten die meisten Häuser wieder auf. Heute ist die hochgelegene Altstadt eine große Touristenattraktion mit vielen Tavernen und Geschäften. Wo in den steilen und engen Gassen kein Fahrzeug mehr hinkommt, übernehmen Esel die Funktion des Transports. Unser Taxifahrer scheint aus der Kategorie der Autisten zu stammen. Wort- und teilnahmslos nickt er auf unsere Anfrage und schweigt auch während der Fahrt beharrlich. Erst als wir am Ende den Preis wissen wollen, öffnet sich mal sein Mund. Der Ausblick ist jedoch fantastisch und lohnt den Ausflug allemal.

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Mehr Glück auf Skopelos

Nur eine knappe Stunde Fahrzeit entfernt liegt die Insel Skopelos. Schon die Einfahrt in die geräumige Hafenbucht lässt unser Herz höherschlagen. Der gleichnamige Ort aus weißgetünchten Häusern und Kapellen schmiegt sich an einen stark ansteigenden Bergrücken. Über Meer und Mole thront auf einem Felsensporn die hübsche Kirche der Jungfrau Maria – auch als Panagitsa-Turm bekannt. Den gesamten Uferbogen säumt ein Restaurant nach dem anderen, nur selten unterbrochen durch einen Shop, ein Café oder ein Mietwagenbüro. An kann am Ufer wunderschön flanieren – abends wird auch die kleine Straße abgesperrt, sodass die vielen Menschen diesen attraktiven Bereich ganz für sich haben. Skopelos hat all das doppelt, was wir auf Alonnisos vermisst haben.

Wir beschließen rasch, noch einen weiteren Tag zu bleiben und nehmen uns einen Mietwagen zur Erkundung der Insel. Wir bereisen Skopelos im Uhrzeigersinn und gelangen so zunächst an die Westküste. Die Insel ist unglaublich grün und stark bewaldet. Eine hübsche Bucht folgt auf die nächste – überall wird gebadet, gesonnt, gesegelt oder vor Anker gelegen. Im zweitgrößten Hafen Loutraki machen wir eine kurze Pause und genießen zum wiederholten Male die erfrischende „Homemade Lemonade“. Als wir im Internet etwas blättern, stellt sich als Produzent die Firma „bfresh“ heraus – offenbar ein äußerst erfolgreiches griechisches Startup, das schon mehrere Preise gewonnen hat.

Dann geht es auf einer kurvenreichen Strecke zur Kapelle von St. Ioannis, die an der Ostküste auf einem steilen Felsblock erbaut wurde. Berühmtheit erlangte die Kapelle durch die Hollywoodkomödie „Mamma Mia“, die – obwohl uns nur am Rande bekannt – offenbar einer der kommerziell erfolgreichsten Musicalfilme aller Zeiten ist.”

Mit Weltstars wie Meryl Streep, Pierce Brosnan und Colin Forth hat man diesen Publikumserfolg auf Skopelos, Skiathos und dem benachbarten Gebirgszug Pilio gedreht. Die spektakuläre Kapelle von St. Ioannis wurde dadurch für Abertausende von Touristen zur Pilgerstätte – in diesem Falle auch für uns. Wer den schweißtreibenden Aufstieg nicht scheut, wird mit einer eher durchschnittlichen Kapelle, dafür mit aber einer erstklassigen Aussicht belohnt.

Das nördlichste Ziel an diesem Tage stellt der Leuchtturm Gourouni dar. Erbaut 1884 wurde er 100 Jahre lang mit Öl betrieben und erst 1984 auf Elektrizität umgestellt. Er liegt in einem ziemlich unzugänglichen Gebiet und ist nur über eine schmale Straße zu erreichen, die auf den letzten drei Kilometern in eine Schotterpiste mit Löchern, Steinen und Ausspülungen übergeht. Das benutzte Auto sollte daher nicht zu tief liegen – wir verlangen unserem Mietwagen einiges ab.

Kaum sind wir am Leuchtturm angekommen, belebt sich das vorher leere Meer und eine große Fähre, ein Touristenschiff und ein Segler fahren gleichzeitig und fast in Formation vorbei – Fotoglück! Wir pflücken noch schnell zwei wilde Feigen und machen uns dann auf den Rückweg.“

Nach einer kurzen Stippvisite beim Kloster St. Riginou freuen wir uns auf ein leckeres Abendessen in einem der zahlreichen Restaurants. Auf dem großen Platz unter uns wird von griechischen Einheimischen ein traditionelles Getränk oder Speise zubereitet, das später kostenlos verteilt wird. Wir verzichten aber und schlendern lieber zum Schiff zurück, wo wir zum wiederholten Male mit einem eisgekühlten Ouzo den Abend beschließen. Kalinichta!

Weiter nach Skiathos

Am nächsten Morgen umrunden wir Skopelos auf unserem Weg nach Skiathos nochmals mit dem Schiff – diesmal in umgekehrter Richtung. So kommen wir bei herrlichen Bedingungen nochmal an Kapelle und Leuchtturm vorbei, bevor wir Kurs auf Skiathos nehmen. Die Insel besitzt einen betriebsamen Flughafen – ständig landet oder startet eine Maschine. Im Wasser unter der Einflugschneise herrscht Ankerverbot – und auch in dem unpersönlichen Hafen finden wir keinen Platz. So suchen wir uns eine ruhige Ankerbucht ganz in der Nähe und fahren am Nachmittag mit dem Dinghi in den Hauptort.

Dort liegen jetzt die Charterschiffe in Dreierreihen an der kurzen Pier, während kleine Tanklaster ihre Schläuche ausrollen und zwischen den kommenden und gehenden Gästen die Bootstanks befüllen.”

Der Rundgang durch den Ort Skiathos bestätigt unsere ersten Eindrücke: viele Leute, ordentlich Lärm, sehr touristisch, starker Touristenanteil (insbesondere Engländer) und wenig Charme. Dafür wird der Film „Mamma Mia“, der hier offenbar zum Lokalkolorit gehört und Kult geworden ist, überall angepriesen: der Streifen läuft nicht nur im lokalen Kino, sondern auch im „Public Viewing“ auf einem großen Platz. Das ist alles irgendwie nichts für uns – und so fahren wir mit dem Dinghi zurück zum Schiff und kochen an Bord. Nachdem in unserer Ankerbucht noch am Nachmittag die Touristen auf Gummischläuchen von einem Motorboot durch die Gegend geschleudert wurden, herrscht nun hier der Friede der Nacht. Kein Schwell, keine Geräusche, keine Diskomusik vom Strand – was für eine wunderbar andächtige Atmosphäre …


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