ReiseNorddeutschland – Holsteiner Runde zwischen Nord- und Ostsee

Dieter Wanke

 · 21.12.2022

Im Nord-Ostsee-Kanal kommt man den Frachtern und Ausflugsdampfern beeindruckend nahe. Auf sicheren Abstand, auch zum Ufer, muss geachtet werden
Foto: Dieter Wanke
Reise durch Norddeutschland

Einmal rund um die südliche Hälfte des nördlichsten Bundeslandes – auf See- und Binnenwasserstraßen zwischen den Meeren unterwegs

Wer bisher nur Binnenreviere im Visier hatte und jetzt mal frische Meeresluft schnuppern möchte, der ist mit der Holstein-Runde gut beraten. Hier erwarten die Crew einige Herausforderungen, die Seereviere mit sich bringen, aber auch ruhige Abschnitte im Binnenbereich.

Unterwegs sind wir mit einem niederländischen Werftbau eines Freundes

Eine gute Mischung also, bei der es viel zu erkunden gibt. Wir starten in Cuxhaven, fahren in Brunsbüttel in den Nord-Ostsee-Kanal (NOK), machen einen Stopp in Rendsburg, um dann am Kanalende nach dem Überqueren der Kieler Förde im schönen Fischereihafen von Heikendorf-Möltenort festzumachen. Weiter geht es über die Marina Wendtorf nach Fehmarn und von dort dann zum Ziel unserer ersten Etappe nach Grömitz.

Der zweite Teil mit der Weiterfahrt über die Trave, den Elbe-Lübeck-Kanal zurück in die Elbe nach Cuxhaven erscheint in der März-Ausgabe von BOOTE. Für den gesamten Törn sollte man mindestens zwei Wochen Zeit einplanen, bei Wetterproblemen auch mehr.

Unterwegs sind wir mit einem niederländischen Werftbau aus Stahl. Der befreundete Eigner hatte sich kurz vor Renteneintritt seinen Traum vom eigenen Stahlverdränger erfüllt. Das Budget war begrenzt, also wurde es ein gut erhaltener Hille Kruiser Baujahr 1989, der nun seine neue Heimat im SVC-Hafen bei der Seglervereinigung Cuxhaven hat. Vor dem Auslaufen sind noch ein paar Einkäufe nötig, und natürlich lohnt es sich auch, den Ort mitsamt seinen umfangreichen Hafenanlagen etwas zu erkunden.

Der Zeitpunkt zum Ablegen nach Brunsbüttel muss wohlüberlegt sein

Den Abend lassen wir auf der schönen Terrasse im Restaurant Oberdeck direkt im Hafen mit leckeren Fischgerichten ausklingen. Der Zeitpunkt zum Ablegen nach Brunsbüttel am nächsten Tag muss wohlüberlegt sein, denn die Elbe ist ein Tidengewässer, und das spürt man zunehmend, je näher man der Mündung kommt. Bei unserem Knickspanter, der bestenfalls auf sieben Knoten Fahrt kommt, würde der Kurs gegen das ablaufende Wasser den Schlag unnötig verlängern und den Dieselverbrauch entsprechend erhöhen. In Cuxhaven muss mit einem Versatz von etwa zwei Stunden kalkuliert werden, bis sich die Fließrichtung ändert. Also warten wir auf einlaufendes Wasser. Ein guter Zeitpunkt zum Ablegen ist in unserem Fall der frühe Nachmittag – genug Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. Die 16 Seemeilen nach Brunsbüttel sind dank der Strömung, die uns eine Fahrt über Grund von etwa zehn Knoten ermöglicht, in knapp zwei Stunden machbar.

Der Nord-Ostsee-Kanal ist ein Highlight

Hier wartet mit der Einfahrt in die Schleuse die nächste seemännische Herausforderung. Der 98,6 km lange Nord-Ostsee-Kanal ist die meistbefahrene künstliche Seeschifffahrtsstraße der Welt. Schleusen sind in Brunsbüttel und Kiel-Holtenau. Davor und vor den „dicken Pötten“ werden viele Freizeitkapitäne großen Respekt haben. Aber mit guter Vorbereitung und geübter Crew ist alles leicht zu bewerkstelligen. Dringend empfohlen ist die Lektüre des „Merkblatt für Sportbootfahrer – Nord-Ostseekanal“ von der Wasserstraßen und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (www.wsv.de). Hier werden alle Regeln und Besonderheiten erklärt, die beachtet werden müssen. Die Broschüren liegen auch bei den Hafenmeistern aus. An den Schleusen ist mit Wartezeiten von mehr als einer Stunde zu rechnen. Die Schleusenmeister sind telefonisch oder über UKW erreichbar. Funk muss abgehört werden. Anweisungen in den Schleusen kommen über Lautsprecher. Es gibt Wartezonen, die angelaufen werden müssen.

Wir haben Glück, und es dauert nicht lange, bis über Funk die Nachricht zur Einfahrt in die kleine Schleuse kommt. Für Sportboote gelten hier besondere Lichtzeichen. Die Einfahrt ist nur bei unterbrochenem weißen Licht gestattet. Alle anderen Lichtzeichen gelten ausschließlich für die Berufsschiff-fahrt. In den Kammern gibt es sehr flache Schwimmstege zum Festmachen. Die Fender müssen tief hängen. Päckchen sind erlaubt. Dank Schwimmsteg muss beim Schleusenvorgang nichts gemacht werden. Wir biegen gleich hinter der Schleuse nach Backbord ab, um die Marina Brunsbüttel anzulaufen, die sich unmittelbar hinter der großen Schleuse befindet. Es ist voll, und wir haben Glück, noch einen Platz am Steg mit Strom und Wasser zu finden. Der Hafenmeister kommt am Abend zum Kassieren und verrät auch den Code für die Sanitäranlage.

Die Ostsee erfreut mit schönen Häfen

Bei dieser Gelegenheit können auch die Gebühren für die Passage beglichen werden, was ansonsten erst wieder an einem Automaten in Kiel-Holtenau geht. Es regnet in Strömen, und wir begnügen uns mit einer Pizza in der Stadt, um dann schnell wieder zum Boot zurückzukehren. Ziel am nächsten Tag ist der Yachthafen Rendsburg. Die Kanalfahrt verläuft völlig unproblematisch. Gefahren wird in Fahrtrichtung rechts mit gleichmäßigem Abstand zu den Frachtern, aber auch zum Ufer, denn so ein Frachter zieht auch mal ordentlich Wasser weg vom Ufer. Am Nachmittag passieren wir die markante Brücke bei Rendsburg, biegen dann in die Eider ab, und gegen 16 Uhr legen wir in Rendsburg an.

Ein Landgang in die hübsche Altstadt mit der St. Marienkirche und dem alten Rathaus am Altstädter Markt aus dem 16. Jahrhundert lohnt sich. Ursprünglich war die Altstadt eine Insel in der Eider, dem ehemaligen Grenzfluss zwischen dänischem und fränkischem Reich. Für das Abendessen wählen wir die Yachthafen Meisterei mit schöner Kulisse in der Marina. Der nächste Tag vergeht wieder mit Kanalarbeit. Gegen 13 Uhr erreichen wir die Schleuse Kiel-Holtenau. Nach einem kurzen Funkgespräch wird klar, dass es hier länger dauert. Also machen wir am Sportbootanleger am Nordufer fest, wo auch ein Automat für die Bezahlung der Kanalgebühren steht. Nach rund einer Stunde ist es dann so weit. Wir schleusen mit einigen Frachtern und nehmen den Fischereihafen Heikendorf-Möltenort am Ostufer der Kieler Förde ins Visier.

Eine kräftige Brise aus Nord bringt ordentlichen Seegang in die Bucht

Bei strahlendem Sonnenschein legen wir in der schönen Kulisse mit einer Mischung aus Yachten und Fischkuttern an. Trotz der Meldung über auffrischenden Wind hoffen wir auf die Weiterfahrt am nächsten Tag, doch daraus wird nichts. Eine kräftige Brise aus Nord bringt ordentlichen Seegang in die Bucht. Es bleibt also nur abwarten. Aber hier liegen wir gut. Denn im Hafen versorgen der Fischbratkutter „Elke“ und das schwimmende Hafenrestaurant Rimo 1 (www.rimo1.de) die Besucher. Besser geht es kaum. Bei Schietwetter am nächsten Abend mit wenig Gästen im Rimo 1 brachte uns der Koch persönlich leckere Schollen mit Bratkartoffeln an unseren Liegeplatz. Danke noch mal dafür!

Wir blieben schließlich drei Nächte, was dann auch die Erkundung der schönen Küste erlaubte. Außer dem örtlichen Fischereimuseum kann im Süden des Hafens die Seebadeanstalt Heikendorf besucht werden. Im Norden befindet sich das U-Boot-Ehrenmal Möltenort. Gastronomische Verlockungen sind Seeblick Beach mit Strandkörben im Sandstrand sowie Das kleine Strandhaus. Auf dem Rückweg wäre dann noch das Fährhuus zur kulinarischen Versorgung zu erwähnen. Wer selbst kochen will, bekommt im Fischereihafen mehrmals in der Woche fangfrischen Fisch direkt am Kutter (www.fischvomkutter.de/heikendorf). Eigentlich sind wir dankbar für die Zwangspause und können einen mehrtägigen Aufenthalt durchaus empfehlen.

Ab Wendtorf folgt das weite Meer

Am dritten Morgen ist ruhiges Wasser bei Sonnenschein, die Fahrt geht weiter mit einem kurzen Schlag zur Marina Wendtorf am nordöstlichen Rand der Kieler Förde. Die Marina ist zwar groß, hat gute Stege und Sanitäranlagen, aber nicht viel Umfeld. Außer einem Hafenimbiss und etwas Fast Food in Laufweite wird wenig geboten. Für die Nacht reicht es aber und ist ein guter Startplatz für unseren nächsten Schlag nach Fehmarn. Es gibt allerdings eine Hürde.

Das Schießgebiet Todendorf/ Putlos in der Hohwachter Bucht muss durchquert werden. Hier wird aber nicht ständig geschossen, und die genannten Schießzeiten bedeuten nicht immer ein Durchfahrtsverbot. Informationen gibt es auf www.bsh.de unter „Themen“, „Schifffahrt“, „Nautische Informationen“, „Warnungen und Nachrichten“, „Schießgebiete und Schießzeiten“. Aktuelle Informationen sollten telefonisch (04385- 59 13 13) abgefragt werden. Außerdem wird an mehreren Signalstellen durch gelbes, rotes oder gelb-rotes Blitzfeuer auf den Schießbetrieb hingewiesen. Die Küstenfunkstelle Marine Radio Todendorf und die Sicherungsboote sind auch auf Kanal 16 UKW erreichbar. Der Funkverkehr sollte unbedingt abgehört werden. Sicherheit bringt nur die telefonische Nachfrage. Wir meldeten uns am Vortag und bekamen eine Freigabe für das Befahren des Kiel-Fehmarnsund-Wegs entlang der Betonnung.

In der Marina Grömitz tobt auch mitten in der Woche das Leben

Am späten Nachmittag sind 36 Seemeilen geschafft, und wir legen in der großen und sehr geschützten Marina Burgtiefe an, die Teil einer Ferienanlage ist und bestens gepflegt. Ende August geht es hier schon recht ruhig zu. Das örtliche Restaurant hat zu, also bleibt das Imbissboot zur Versorgung mit Fischbrötchen. Eine Ortschaft gibt es nicht. Also verbringen wir einen entspannten Abend mit Fast Food an Bord. Wer mehr Auswahl möchte, kann Burgstaaken anlaufen.

Der vorletzte Schlag in der Ostsee führt uns in die Lübecker Bucht zum Yachthafen Grömitz. Die 21 Seemeilen sind bei bestem Wetter und ruhiger See in gut drei Stunden erledigt. In der Marina tobt auch mitten in der Woche das Leben. Die Gastronomie an der Uferpromenade ist proppenvoll, teilweise mit Warteschlangen. Bestes Ausflugswetter eben. Zum Glück finden wir in der Pizzeria noch einen Platz, wo wir den Tag ausklingen lassen. Wie es dann bei der nächsten Etappe nach Travemünde weitergeht, lesen Sie im zweiten Teil.

Service

Karte Törnetappen | Karte: Christian Tiedt
Karte Törnetappen | Karte: Christian Tiedt

Törnetappen

S Cuxhaven–Brunsbüttel: 16 sm

  1. Brunsbüttel–Rendsburg: 36 sm
  2. Rendsburg–Heikendorf-Möltenort: 21 sm
  3. Heikendorf-Möltenort–Wendtorf: 6 sm
  4. Wendtorf–Burgtiefe: 36 sm
  5. Burgtiefe–Grömitz: 22 sm
  6. Grömitz

Gesamtstrecke: 137 sm

Die TOP 3 im Revier

  • 1 Heikendorf-Möltenort: Sehr schöner Hafen mit klassischem Flair und aktiver Flotte von Fischkuttern. Gute Gastronomie, Sandstrand mit Strandkörben und Seebadeanstalt
  • 2 Grömitz: Schöne und große Marina mit sehr gepflegter Anlage, schöner Seepromenade und großem Sandstrand in der Nachbarschaft. Gutes Gastronomieangebot in Reichweite
  • 3 Cuxhaven: Große gepflegte Marina mit guten Versorgungsmöglichkeiten im Umfeld und sehr großer Seehafenanlage. Gute Einkaufsmöglichkeiten in der leicht erreichbaren Stadt
Wetter- und Klimakarte Foto: BOOTE
Wetter- und Klimakarte

Literatur

  • Törnführer „Ostseeküste 1“ Travemünde bis Flensburg. Von Jan Werner. 192 S., 100 Fotos und ca. 86 farbige Karten und Pläne; Delius Klasing Verlag, 7. Auflage 2021; Format 16.8 x 24.1 cm; 39,90 €. ISBN 978-3-667-12064-9. www.delius-klasing.de
  • Einzelkarte Nord-Ostsee-Kanal. Kilometrierung, Standorte der Fähren, UKW-Kanäle, Tagfahrzeiten, Signalgebung an Schleusen und Weichen, Liegestellen für Sportfahrzeuge; Pläne von Holtenau und Brunsbüttel; Delius Klasing Verlag, 1. Auflage 2022, Format 61 x 43.8 cm; 12,90 €. ISBN 978-3-667-12445-6. www.delius-klasing.de
  • NV. Atlas 11 Die Elbe – Hamburg bis Helgoland. Kombipack Papier/Digital download und App. Revierkarten, Hafenpläne, Elbe, Elbmündung, Details. ZV Verlag 2022; Format 32.3 x 44.0 cm. 12,90 €. www.delius-klasing.de
  • Flyer und Informationen Wassersport auf Bundeswasserstraßen zwischen Elbe und Oder, als PDF zum Download unter: www.gdws.wsv.bund.de, „Schifffahrt“, „Sport- und Freizeitschifffahrt“. Merkblätter für Sportbootfahrer Nord-Ostsee-Kanal und NOK-Befahrungsabgaben unter „Abgaben für Sportboote (NOK)“.
  • UNSER BOOT: Hille Kruiser (Werftbau Zaandam, Stahlverdränger) · Länge: 11,60 m · Breite: 3,50 m · Tiefgang: 1,10 m · Höhe: 3,60 m · Motor : Volvo Penta MD 47 A ; 4,7 Liter 110 PS · Kraftstofftank 960 l · Frischwasser 900 l · Schwarzwasser 150 l · Reisegeschwindigkeit 7 kn

Nautische Informationen

Führerscheine

Für den ersten Teil der Holstein-Runde reicht zwar der Sportbootführerschein See, doch für den zweiten Teil benötigt man den Sportbootführerschein Binnen. Aufgrund der Gegebenheiten an den Schleusen und beim Durchqueren des Schießgebietes in der Ostsee empfehlen wir die Ausrüstung mit UKW-Funk, wozu entsprechende Lizenzen erforderlich sind.

Das Revier

Was für Führerscheine gilt, gilt auch für die Kennzeichnung. Wer sein Boot in einem Seehafen liegen hat und nur eine Kennzeichnung mit Schiffsnamen und Heimathafen, benötigt für das Befahren von Binnengewässern auch ein amtliches oder amtlich anerkanntes Kennzeichen. Wetterkunde, die Navigation in Tidengewässern, das Verhalten in Schleusen, das Fahren nach Betonnung und die Funkdisziplin sollten von der Crew beherrscht werden. Vor dem Durchfahren des Schießgebietes empfehlen wir telefonisch unter 04385-59 13 13 eine Freigabe einzuholen.

Nord-Ostsee-Kanal

Die Regeln für das Befahren des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) sind im „Merkblatt für Sportbootfahrer – Nord-Ostseekanal“ von der Wasserstraßen und Schifffahrtsverwaltung der Bundes (www.wsv.de) zu finden. An den Schleusen ist die Einfahrt nur bei unterbrochenem weißen Licht gestattet. Alle anderen Lichtzeichen gelten nur für die Berufsschifffahrt. Sportboote müssen in den ausgewiesenen Wartezonen warten. In den Kammern auf Schraubenstrom achten. Die Schleuse Brunsbüttel ist unter UKW 13 und telefonisch unter 04852-885-252 erreichbar. Die Schleuse Kiel Holtenau ist unter UKW 12 und telefonisch unter 04431-3603-152 erreichbar.

Von Brunsbüttel nach Breitholz ist UKW 2 einzustellen, von Breitholz bis Kiel-Holtenau UKW 3. Die Höchstgeschwindigkeit im Kanal beträgt 15 km/h, die Beschilderung bezieht sich auf Kilometer. Es gibt mehrere Ausweichstellen. Bei Nebel können Sportboote an geeigneter Stelle oder an der Landseite der Dalben von Ausweichstellen festmachen. Bei Nacht ist das Befahren verboten, es werden genaue Fahrzeiten angegeben, die sich mit den Jahreszeiten alle zwei Wochen ändern. Auf sicheren Abstand zu Frachtern und zum Ufer achten. Es gibt acht Liegestellen für Sportboote. Bei Fähren auf Querströmung achten und Kurs halten, die Fähren warten. Segeln ist verboten. Die Gebühren können beim Hafenmeister in Brunsbüttel oder an Automaten in Kiel-Holtenau bezahlt werden.


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