RevierAarhus Bugt / Dänemark - Heimliche Hauptstadt

Unbekannt

 · 03.05.2018

Revier: Aarhus Bugt / Dänemark - Heimliche HauptstadtFoto: Morten Strauch

Europas Kulturhauptstadt 2017 und ihr vorgelagertes Revier gehören zu den schönsten Ecken Jütlands – und sind bei uns bislang dennoch kaum bekannt

Die Dänische Südsee hat fast jeder Ostseeskipper schon auf eigenem Kiel erkundet. Und vom Smålandsfahrwasser haben die meisten zumin­dest schon gehört. Was natürlich daran liegt, dass bei­ de Reviere von der deutschen Ostseeküste sozusagen direkt „vor dem Bug" liegen. Auch „Rund Fünen" ist noch ein Begriff.

Doch die Bucht von Aarhus, die nur knapp 40 Seemeilen nördlich des Großen Belts an der jütischen Ostküste auf entdeckungsfreudige Besucher wartet, kennt fast niemand.

Zugegeben: Dieses kleine Revier scheint so gut versteckt, dass selbst die Dänen eher andere Ziele ansteuern – was dazu führt, dass es zwischen Aarhus und Ebeltoft, in den flachen Buchten der Halbinsel Djursland und auf den sanften Höhen der Mols Bjerge im Sommer entspannter zugeht als an vielen anderen Küstenstreifen Dänemarks.

Dabei ist Aarhus nicht nur die zweitgrößte Ansied­lung des Landes und dessen wichtigster Hafen (in der Metropolregion leben immerhin fast 1,4 Millionen Menschen), sondern war im vergangenen Jahr zudem Gast­geber in besonderer Sache – als Europas Kulturhaupt­ stadt des Jahres 2017. Vielfalt ist also in jeder Hinsicht garantiert. Wir haben uns umgesehen. Bühne frei!

Sportboothafen Marselisborg

Einen komfor­tableren Ausgangspunkt für die Erkundung von Aar­hus gibt es nicht: Der Marselisborg Lystbådehhavn (marselisborghavn.dk) lässt keine Skipperwünsche of­fen – kompletter Service und gleich mehrere Restau­rants sind auf dem Gelände vorhanden, Park und Strand liegen nebenan.

Von hier geht mit öffentlichem Nahverkehr, Fahrrad (oder zu Fuß) ins etwa zwei Ki­lometer entfernte, pulsierende Zentrum der Kultur­ hauptstadt – Midtbyen und Latinerkvarteret – mit vielen Veranstaltungsorten. Dänemarks größtes Contai­nerterminal sorgt dafür, dass auch im Hafen viel los ist: Die Riesenschiffe der Maersk Line messen 400 Me­ter – das ist viermal so lang wie das Haupschiff von St. Clemens, der mittelalterlichen Domkirche von Aarhus.

Sportboothafen Aarhus

Wer es lieber etwas ursprünglicher möchte, kann auch im Aarhus Lyst­ bådehavn (www.aarhuslystbaadehavn.dk) festmachen, dessen Stege sich im inneren Teil auf der Westseite des nördlichsten Hafenbeckens befinden. Nebenan entsteht derzeit ein neues Wohnquartier, Aarhus Ø, mit durchaus spannender Architektur. Das Stadtzentrum ist etwa einen Kilometer entfernt.

Egå Marina

Am Eingang der Kalø Vig liegt dieser große, moderne Sportboothafen, der für Gastlieger vor allem dann interessant wird, wenn es in Aarhus direkt doch zu voll werden sollte. Auch hier wird voller Service geboten, und die Anbindung an das rund neun Kilometer entfernte Stadtzentrum erfolgt mit dem öffentlichen Nahverkehr. www.egaa-marina.dk

Sportboothafen Kaløvig

Fünf Kilometer weiter im Norden bietet sich mit dem Kaløvig Bådelaug (www.kblsail.dk) ein weiterer gut ausgestatteter "Ausweichhafen" – auch wenn der Bus von hier noch et­was länger nach Aarhus braucht. Die Ansteuerung ist bei Tag überhaupt kein Problem: Direkt nördlich des Hafengeländes erhebt sich der Schlot des Kraftwerks Studstrup, der Dank seiner Höhe von 190 Metern als Orientierungspunkt im gesamten Revier dient.

Sportboothafen Nappedam

Spätestens im Nor­den der Bucht von Kalø befindet man sich im Grünen: Nappedam Bådelaug (www.nappedam.dk) verfügt ebenfalls über vollen Service; von hier lässt sich aber zum Luftholen auch der nahe gelegene Nationalpark Mols Bjerge mit seiner sanft gewellten, eiszeitlichen Landschaft erkunden. Im Osten wird die kleine Nebenbucht Egens Vig, an der der Hafen liegt, zudem von einer künstlichen Landzunge abgeschirmt, an dessen Ende sich auf einer Anhöhe die mittelalterlichen Ruinen von Schloss Kalø erheben. Früher dienten seine heute geborstenen Mauern auch als Gefängnis – etwa für Gustav Vasa, dem jedoch 1519 die Flucht gelang und der später schwedischer König wurde.

Skødshoved Bro Jollehavn

Richtig beschaulich wird es im kleinen Vereinshafen von Skødshoved, (skoedshoved.dk), wo Gäste willkommen sind – wenn man einen freien Platz findet: Der Strand beginnt gleich am Hafen und lädt zum Baden ein. Ein etwas weiterer Spaziergang führt an der südlichen Steilküste von Mols Hoved – mit schönem Ausblick quer über die Bucht bis nach Aarhus auf der anderen Seite.

Ebeltoft

Das kleine Ebeltoft ist ein echter Urlaubsort: Ferienhäuser säumen die Bucht, und im Ort selbst gibt es beste Versorgungsmöglichkeiten. Gleich zwei Häfen sind im Angebot: der kleinere Trafikhavn (Verkehrshafen) am Zentrum (www.visitdjursland.de) und der wesentlich größere Skudehavn in einer Ferienanlage ein paar Hundert Meter südlich (www.ebeltoftskudehavn.dk). Größte Attraktion ist die restaurierte Schraubenfregatte "Jylland", die 1864 vor Helgoland gegen ein österreichisches-preußisches Geschwader kämpfte. Der hölzerne Veteran hat heute sein eigenes Museum.

---

REVIER

Das beschriebene Revier umfasst Aarhus Bugt mit den Nebenbuchten Kalø Vig und Begtrup Vig sowie Ebeltoft Vig im Osten. Es wird gegliedert durch die drei kleinen Halbinseln, die den Süden von Djursland bilden und die Gewässer vom Kattegat im Osten abtrennen. Wichtige Geländemarken sind die Spitzen der drei Halbinseln (von Westen nach Osten): Skødshoved, Sletterhage (mit Leuchtturm) und Hassenør. Die Küste ist hügelig und läuft flach zum Wasser hin aus, schmale Strandstreifen (Sand oder Stein) sind häufig, Abbruchkanten selten. Die wassertouristische Infrastruktur im Revier ist – gemessen an der geringen Fläche – sehr gut, die Hafendichte (besonders rund um Aarhus) groß. Die Uferbebauung ist dagegen gering, was zum sehr natürlichen Erscheinungsbild der Bucht beiträgt.

NAVIGATION

Besonders im Uferbereich gibt es ausgedehnte Flachstellen, etwa das Skødshoved Flak am Südrand der Kalø Vig, oder die vom Ufer bis in die Mitte der Ebeltoft Vig hineinlaufende Sandbank Sandhagen (sodass der Hafen von Ebeltoft von WNW angelaufen werden muss). Gründliche Kartenarbeit und aufmerksame Navigation sind besonders wichtig. Die Betonnung ist gut, Ansteuerungen und Hafeneinfahrten sind fast immer befeuert. Wer das Revier nicht gut kennt, sollte sich bei Nacht und unsichtigem Wetter jedoch auf die großen Sportboothäfen beschränken. Zwischen Egå und Skødshoved ist zudem ein Sperrgebiet ausgewiesen, das nur in der betonnten Rinne passiert werden darf. Achtung außerdem im Bereich der Ansteuerung von Aarhus: Der Hafen wird von der Großschifffahrt und regel­mäßig von Hochgeschwindigkeitsfähren angelaufen.

SEENOTRETTUNG

Die Koordinierung aller SAR-Aufgaben ist in Dänemark Sache der Streitkräfte. Zuständig dafür ist das Joint Rescue Coordination Center (JRCC) in Aarhus. Die Alarmierung erfolgt über UKW-Kanal 16 und DSC 70 (Lyngby Radio) oder telefonisch: +45/89/43 30 99. www2.forsvaret.dk/eng/Organisation/Search-and-Rescue

TIPPS

ARoS Kunstmuseum in Aarhus: Spannende Kunst, visionäre Architektur – und umgekehrt. Eine Topattraktion in Europas Kulturhauptstadt 2017. Auf keinen Fall den Ausblick vom dem "Regenbogenpanorama" auf dem Dach verpassen. de.aros.dk

Schraubenfregatte "Jylland" von 1860 in Ebeltoft: Ein prächtiges Stück Seefahrtsgeschichte mit großem Unterhaltungswert für Groß und Klein – perfekt restauriert. Ohren zu, wenn der alte 30-Pfünder abgefeuert wird! www.fregatten-jylland.dk