Unbekannt
· 01.10.2016
Alte Hafenstädte, riesige Marinas und Köstlichkeiten der französischen Küche locken an den Küsten der westlichen Camargue
Der Golfe du Lion erstreckt sich vom Kap Creus nach Toulon und hat insbesondere zwischen dem Cap d’Agde im Westen und Le Grau-du-Roi im Osten enorm viel zu bieten.
Es handelt sich um eine der seltenen Regionen, in der sich Liebhaber von Küstenrevieren ebenso tummeln wie Binnenkapitäne.
Mit 5000 Liegeplätzen ist der Port Camargue in Le Grau-du-Roi der größte Freizeithafen am Mittelmeer. Entlang der Küste zum Hafen von Cap d’Agde mit 3100 Plätzen liegen zahlreiche Marinas, die nach kurzer Fahrt in Tagestouren erreichbar sind. Darunter idyllische Häfen mit historischem Ambiente wie Seté, das seit der Bronzezeit besiedelt ist und Agde, das schon vor 2600 Jahren griechischen Seefahrern als Handelszentrum diente. Außerdem das Salzzentrum Aigues Mortes, das seit der Römerzeit als Siedlung bekannt ist und hinter seinen Stadtmauern mit mittelalterlichem Flair lockt.
Wie immer in Frankreich, ist das kulinarische Angebot enorm. Dank der Austernzucht im Étang de Thau fehlen die Meerestiere ebenso wenig auf den Speisekarten wie der Fang aus den Fischerbooten oder das Fleisch der hier gezüchteten Kampfstiere. Menüs mit drei Gängen werden oft unter 20 Euro angeboten. Wer Binnengewässer bevorzugt, kann die Reise über Kanäle und Lagunen im Binnenland antreten. Le Boat bietet die Fahrt mit führerscheinfreien Hausbooten an. Wer die Küste bevorzugt, kann auf eigenem Kiel reisen oder mit dem Charterangebot der Marinas planen.
Eine gute Ausgangsbasis für die Erkundung der umliegenden Gewässer ist der Port Camargue.
Mit der Entwicklung der Marinas Port Camargue und La Grande-Motte wurde der Architekt Jean Balladur in den späten 1960er-Jahren beauftragt. Ihre Architektur bildet einen Kontrast zu den historisch gewachsenen Hafenstädten der Region. Wer mit dem eigenen Boot anreist, kann in der Marina kranen oder slippen sowie den Trailer parken. Das Angebot an Unterkünften ist riesig. Der örtliche Tourismusverband hilft bei der Suche. Es gibt Domizile direkt in der Marina, auch mit Anleger vor der Unterkunft, sowie unzählige Ferienwohnungen und Hotels in der Umgebung.
Wir steigen im familiengeführten Hotel Le Relais de l’Oustau Camarguen, in unmittelbarer Nähe der Marina, ab. Wer mit dem Wohnmobil oder Zelt anreist, fährt Camping L'Espiguette an. Der neben der Marina befindliche Platz hat einen eigenen Hafen, der zum Port Camargue gehört. Wer Chartern will, kann von führerscheinfreien Booten für kleine Touren bis zur großen Yacht alles anvisieren, was das Herz begehrt.
Für Unternehmungen an Land findet man in der Umgebung ein großes Angebot. Neben dem Besuch des See-Aquariums ist eine Visite bei den Kampfstieren empfehlenswert. In der Region gibt es einige "Manadiers", wie sich die Züchter der beeindruckenden Tiere nennen. Nur sieben Kilometer vom Port Camargue entfernt besuchen wir die Manade Jullian, wo während der Sommermonate regelmäßig Vorführungen der Stiere und der Camargue-Pferde stattfinden.
Im Gegensatz zu den spanischen Artgenossen werden die Rinder in den Arenen nie getötet, sondern von ihren stolzen Züchtern dem Publikum präsentiert.
Wer die Landschaft der Camargue, in der auch Flamingos und viele andere Wildtiere beobachtet werden können, genauer unter die Lupe nehmen möchte, kann eine Safari bei Camargue Aventure – Pierrot le Camarguais buchen. Ein Verwöhnprogramm mit Wellness bei einer Thalassotherapie gibt es im "Hôtel les bains de Camargue" in der Marina.
Vom Port Camargue aus sind viele attraktive Ziele mit dem Boot in wenigen Minuten erreicht. Der lange Badestrand von L'Espiguette liegt nur zwei Seemeilen entfernt. Wer nach dem Bad vor Anker Durst oder Appetit bekommt, kann hier das Strandrestaurant "Les Pieds nus" aufsuchen. Nur eine Seemeile muss bis zum Leuchtturm an der Einfahrt in den Kanal nach Aigues Mortes zurückgelegt werden. Bei der Kanalmündung bietet die Altstadt des Fischerdorfes Le Grau-du-Roi eine herrliche maritime Kulisse. Viele Restaurants ergänzen das Idyll. Gastliegeplätze gibt es hier nicht, mit etwas Glück wird man aber für die Dauer eines Essens geduldet.
Bei der Weiterfahrt ist außer der Drehbrücke, die nur viermal am Tag öffnet – Öffnungszeiten kennt der Hafenmeister im Port Camargue – noch eine weitere Brücke zu passieren. Die Durchfahrtshöhe von zwei Metern erlaubt die Fahrt nach Aigues Mortes also nur kleineren Booten.
Die mittelalterliche Altstadt, die ursprünglich direkt am Meer lag, ist nach weniger als drei Seemeilen Kanalfahrt erreicht.
Binnenschiffer gelangen über den Canal du Rhône à Sète in den Ort und liegen hier ebenfalls direkt vor der imposanten Stadtmauer. Die Befestigungsanlage wurde im 13. Jahrhundert als Mittelmeerhafen errichtet. Durch die spätere Verlandung der Küste befindet sie sich heute im Landesinneren. Eine geführte Tour ist ebenso interessant wie das Erkunden auf eigene Faust. Zwei Wehrtürme rahmen das Haupttor ein.
Der Touristenrummel in den engen Gassen ist, insbesondere im Hochsommer, enorm. Andenkenläden wechseln sich mit Bars, Kneipen und Restaurants ab.
Freunde von Schokolade und Süßigkeiten finden in der "Biscuiterie Provençale" ein Schlaraffenland. Auch die unmittelbar vor der Stadt befindliche Saline ist einen Besuch wert, bevor der Rückweg nach Le Grau-du-Roi angetreten wird. Wer die letzte Öffnung der Drehbrücke am späten Nachmittag nutzt, kann in einem der Fischrestaurants hier noch ein Abendessen einplanen. Wir probieren "Poulpes Marinés" im Restaurant "Le Dauphin" unmittelbar an der Drehbrücke, ein typischer Eintopf der örtlichen Fischer aus Tintenfisch und Kartoffeln, der mit einer Aioli gebunden wird.
Auch in der nur drei Seemeilen entfernten Supermarina La Grande-Motte dominiert der Architekturstil der 1960er und 1970er-Jahre. Ein vergleichbares Ambiente bieten die umliegenden Häfen Port de Carnon oder Palavas-les-Flots . Binnenkapitäne legen hier am Kanal an. Der weiter westlich liegende Port de Frontignan überzeugt mit einem anderen Flair, insbesondere für Binnenschiffer, denn die legen am Kanal im Landesinneren an den Weinbergen an. Der bekannte Muscat de Frontignan kann beim Besuch der Kellereien natürlich verkostet werden. Ein Stopp ist hier die Regel, denn die Hebebrücke öffnet zur zweimal täglich um 08:30 Uhr und um 16:00 Uhr. Wer an der Küste bleibt, kann zum Badestopp an den weißen Sandstränden ankern.
Die nächste Attraktion liegt drei Seemeilen weiter westlich. Hier zieht Sète Besucher an. Die auch als "Klein Venedig" bekannte Stadt ist nach Marseille der zweitgrößte Fischereihafen Frankreichs im Mittelmeer. Die Dichte der Restaurants am Canal Royal, der hier das Meer mit der Lagune Étang de Thau verbindet, ist kaum zu toppen. Auch dieses Ziel kann von der Binnen- oder der Seeseite angefahren werden.
Küstenkapitäne kommen über den Kanal in die Lagune und können die hier befindlichen Austernbänke und Hafenstädte besuchen.
Die Hochburg der Austernzüchter Bouzigues , Mèze , wo schon phönizische Seefahrer auf dem Weg nach Spanien anlegten und Marseillan , wo unmittelbar im Hafen die Kellerei des Wermut-Herstellers Noilly Prat besichtigt werden kann, sind einen Besuch wert.
Nächstes Ziel ist Agde . Der Ort besteht aus dem alten Stadtkern, dem Stadtteil Grau d'Agde an der Mündung des Flusses Hèrault und dem modernen Hafenviertel Cap d’Agde . Anlegemöglichkeiten gibt es in allen Stadtteilen. Für Küstenfahrer bietet sich die Marina in Cap d’Agde als Basis zur Erkundung der Region an. Vor der Hafeneinfahrt kann in der Bucht Grande Conque, die auch bei Tauchern und Schnorchlern beliebt ist, zum Badestopp geankert werden. Binnenschiffer kommen über die Rundschleuse von Agde in den Canal du Midi, zum Fluss Hérault in die Altstadt und zum Mittelmeer oder zum Étang de Thau.
Agde wurde durch griechische Seefahrer vor 2500 Jahren als Handelsstation etabliert. In Cap d’Agde begann der Ausbau 1963, nachdem zwei Jahre zuvor hier ein Campingplatz eröffnet wurde. Im Ort gibt es eine der größten FKK-Anlagen Europas. Empfehlenswert ist ein Besuch der Altstadt von Agde mit ihren engen Gassen und der Kathedrale.
Am Fluss und in der unmittelbaren Umgebung gibt es zahlreiche Restaurants. Ebenfalls interessant ist ein Besuch im Museum für Meeresarchäologie "Musée de l’Ephèbe" mit einer beeindruckenden Sammlung an maritimen Fundstücken. Für das Abendessen gibt es vorzügliche Fischrestaurants, wie das "Les Halles aux Poissons".
Egal, welcher Ort im schönen Löwengolf als Basis dient, und ob die Region mit dem Hausboot oder von der Seeseite aus erkundet wird, für Wassersportler gibt es zwischen Le Grau-du-Roi und Cap d’Agde mit jährlich rund 300 Sonnentagen viel zu entdecken.
Anreise
Außer der Anreise mit dem Auto gibt es ab Düsseldorf, Frankfurt und München Direktflüge nach Montpellier. Von Düsseldorf aus wird auch Béziers – Cap d’Agde angeflogen. Bahnverbindungen sind mit Umstieg in Paris und Nimes verfügbar. Wer viel Zeit hat, kann die Region auch auf eigenem Kiel über Binnenwasserstraßen erreichen.
Wetter und Winde
Wetterinformationen gibt es bei www.meteoconsult.fr in der Rubrik "Marine". Eine kostenlose App mit der Bezeichnung "Meteo Consult Marine" wird auch angeboten. Ein wichtiger Wind ist der Mistral. Der nordwestliche Starkwind entwickelt sich bei einem Hochdruckgebiet westlich der Biskaya sowie einem aus Frankreich kommenden und östlich über Norditalien ziehenden Tief. Der Mistral weht mit sehr hohen Geschwindigkeiten. Dabei entstehen oft hohe Wellen.
Bootswissen
Deutsche Bootsführerscheine und Funkscheine werden anerkannt. Wer französische Wasserstraßen mit dem eigenen Boot befahren möchte, benötigt eine Vignette, die unter www.vnf.fr/vignettesVNF/ bestellt werden kann. Ausgenommen sind Boote bis 5 Meter Länge und weniger als 7,29 kW (9,9 PS). Vignetten gibt es für einen, drei und 30 Tage oder ein Jahr. Informationen unter: www.marinafuehrer.adac.de
Charter