Unbekannt
· 03.04.2020
Atemberaubende Landschaften, einsame Strände, alte Städte: Beim Törn rund um die Adriainsel Krk fühlt man sich wie ein Entdecker
Rund Krk? Um Gottes willen! Habt ihr keine Angst vor der Bora?" Unser Stegnachbar in der Marina Punat kann unseren Törnplan nicht nachvollziehen. "Ich liege hier seit zwei Jahrzehnten und fahre immer nach Süden. Die Umrundung der Insel ist bestimmt schön. Aber im Vinodolski Kanal wohnt der Wind!" Und mit dem ist nicht zu spaßen. Während vor Kap Hoorn Windspitzen von "nur" 160 km/h nachgewiesen sind, bringt es die Bora in dieser Rinne zwischen der Insel Krk und dem Festland auf Spitzenwerte von 250 km/h. Das sind zweimal 12 Beaufort!
Eines der Epizentren der Bora ist die Senjska Vrata, die Meerenge im Süden von Krk. Wer die Insel runden möchte, muss da hindurch.
Aber keine Sorge: Solche Extreme schafft auch die Bora nur im Winter. Während der Bootssaison von Mai bis September kann sie zwar in Böen auch mal 7 bis 8 Beaufort erreichen, jedoch selten mehr. Für eine erfahrene Crew auf einem sicheren Boot dürfte das eine überschaubare Herausforderung sein.
Zusätzliche Sicherheit schaffen vor allem die präzise gewordenen Bora-Vorhersagen im Internet. Inzwischen lässt sich ihr Auftreten auf die Stunde genau prognostizieren. Wer ein schnelles Motorboot besitzt, hat also genug Zeit, Unterschlupf zu suchen. Etwa in einer der beiden neuen Marinas, die erst im vergangenen Jahr eröffnet wurden. Die Marina Novi und die Mitan Marina, beide gelegen in Novi Vinodolski, sind extra so angelegt, dass sie dem Wind trotzen.
In der Mitan Marina beispielsweise werden Boote nicht mit dem bordeigenen Tauwerk, sondern mit vorhandenen Spezialleinen festgemacht.
Inzwischen werden die extremsten Böen zudem etwa 40 Seemeilen weiter südöstlich am Velebit Kanal gemessen. Trotzdem sollte man die Bora im Vinodolski Kanal oder in der Senjska Vrata nicht unterschätzen: Man braucht sich nur die Landschaft anzusehen: nackter Fels, vom gnadenlosen Gebläse des Windes in eine Mondlandschaft verwandelt. Hier wachsen weder Baum noch Strauch. Ein Törn rund um Krk verspricht also außergewöhnliche Erlebnisse: einsame Ankerbuchten, pittoreske Häfen und eine atemberaubende Landschaft. Die größte Insel der Adria hat so vielfältige Gesichter wie kaum eine andere Region am Mittelmeer.
Daneben gibt es aber noch weitere gute Gründe für den Rundtörn: Die größte Insel Kroatiens ist, im Vergleich zu anderen Regionen der Adria, leicht erreichbar. Von Süddeutschland oder Österreich kommt man in einer Tagesreise mit dem Auto bis Krk. Wer in der Mitte oder im Norden Deutschlands wohnt, erreicht die Insel für kleines Geld mit dem Flugzeug. Rijeka wird von mehreren Airlines angeflogen. Vom Flughafen bis zur Marina Punat fährt man nur eine halbe Stunde. Der mehrfach ausgezeichnete Yachthafen zählt zu den besten des Landes und ist längst auch Zentrum für den nautischen Tourismus auf Krk. Sämtliche Charterfirmen der Insel nutzen ihn für ihre Flotten. Vom Supermarkt über den Nautik-Shop bis hin zu gehobener Gastronomie wird im Servicebereich alles geboten.
Wer sich entscheidet, rund Krk zu fahren, sollte dies im Uhrzeigersinn tun. Der Grund: Sollte die Bora einmal überraschend loslegen, dann bekommt man sie nicht schräg von vorn, sondern von achtern; das hilft dabei, das Boot schneller aus dem Gefahrenbereich hinauszubringen. Den etwa 60 Seemeilen langen Törn rund um die Insel schafft man sehr bequem in einer Woche. Theoretisch ginge es auch an einem Tag. Doch es gibt einfach zu viele interessante Orte, an denen es sich lohnt, einen Stopp einzulegen. Einige davon stellen wir hier vor:
Die gleichnamige Inselhauptstadt mit ihrem Stadtkern aus römischer und venezianischer Zeit sollte man gesehen haben. Krk zählt zu den ältesten Kurorten an der Adria, schon zu K.-u.-K.-Zeiten genoss man hier die Sommerfrische. Sehenswert sind der Marktplatz und der Hafen, der in der Saison voller Touristen ist.
Seit 2018 hat Krk ein kleines, feines Schifffahrtsmuseum mit dem Namen "Interpretacijski Centar Pomorske Baštine Otoka Krka" (Interpretationszentrum des maritimen Erbes der Insel Krk). Es liegt mitten in der Altstadt in der "Frankopanska 1" und hat täglich von 9-12 und 19-22 Uhr geöffnet.
Das Angebot an Gastliegeplätzen ist leider begrenzt. Auf der Stadtseite gibt es an der Ostseite der Westmole sechs Gastplätze mit Murings, Strom und Wasser. Der neue Schwimmponton unmittelbar vor der Altstadt ist nur für Boote bis zehn Meter Länge ausgelegt. Bora und Jugo tragen starken Schwell in den Hafen. Bei Bora ist es zudem schwierig, an der Westmole anzulegen, da Wind und Seegang genau auf den Anleger drücken.
Liegt man bei Bora sicher vertäut in der Marina Punat, macht es Sinn, die fünf Kilometer zur Inselhauptstadt ohne Stress mit dem Shuttle oder Linienbus zu fahren. Kehrt man abends in die Marina zurück, findet man dort das beste Restaurant der Region: Das "Marina" versteht sich auf Inselspezialitäten wie Fische, Krebse und Muscheln, die hier traditionell mit lokalem Wein angerichtet werden. Während der Saison unbedingt reservieren: Tel. +385-51-65 43 80. www.marina-punat.hr
Nur zwei Meilen westlich der Stadt Krk liegt an der Südküste die beliebte Ankerbucht Sveti Juraj. Sie bietet guten Schutz bei nördlichen Winden, allerdings nicht bei Jugo. Bei Bora kann Schwell in die Bucht rollen. An Land gibt es ein altes Farmhaus, jedoch keine Konoba.
Bootshafen mit Strand und Aqua-Park des Hotels Malin in Malinska. Porto Mulino ist zwar vorrangig für Hotelgäste gedacht, man bekommt aber meistens einen Gastplatz. Vorab bei der Rezeption anmelden: Tel. +385-51-85 02 34 (malin-krk.com). In Porto Mulino gibt es Muringplätze mit Strom und Wasser. Der Hafen ist bei allen Winden gut geschützt und eine Alternative zum Stadthafen von Malinska, der während der Saison zeitweise voll sein kann. Von Mulino läuft man auf einem schönen Uferweg knapp einen Kilometer bis zum Hafen Malinska. Gleich neben dem Liegeplatz liegt das Restaurant "Mulino".
In dem beliebten Badeort pulsiert im Sommer das Leben. Im Stadthafen gibt es Gästeplätze mit Murings, Strom und Wasser entweder gleich an der Einfahrt an Steuerbord oder an dem Schwimmsteg links von der Mittelmole. Die Mittelmole selbst muss für Ausflugsschiffe frei bleiben. Am Hafen liegen etliche Restaurants, Bars und Cafés. Zurzeit entsteht im nördlichen Bereich des Hafens ein viel zu groß geratener Hotelkomplex. Der ursprüngliche Charme des Ortes, der überwiegend aus Villen besteht, geht dadurch leider verloren. Für die Gastlieger in dem relativ großen Hafen gibt es bis heute weder WC noch Duschen. Die öffentlichen Sanitäranlagen liegen 300 Meter entfernt auf einem Parkplatz außerhalb des Hafens und werden von Bootscrews kaum genutzt.
Beliebte Ankerbucht etwa zwei Seemeilen nördlich von Malinska. Obwohl die Bucht relativ offen ist, findet man hier Schutz bei Bora oder Jugo. Man ankert in Ufernähe auf fünf bis sieben Metern. Das Wasser ist sehr sauber und lädt zum Baden ein. Es gibt weder Ort noch Konoba in der Nähe.
Sehr schöner Stadthafen an der Westküste von Krk, der in den letzten Jahren vergrößert wurde und jetzt ausreichend Gastliegeplätze mit Murings, Strom und Wasser bietet. Gäste legen entweder an der Innenseite des Wellenbrechers oder gegenüber an der Stadtseite im neuen Gästehafen an. Ringsum gibt es zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten und Lokale. Im Sommer ist Njivice ein viel besuchter Badeort. Das unmittelbar am alten Hafen liegende "Rivica" zählt zu den besten Fischrestaurants der Adria. In der eigenen Vinothek findet man eine sensationelle Vielfalt nationaler Qualitätsprodukte aus Istrien, Slawonien, Dalmatien und dem Kvarner. Während der Saison unbedingt einen Tisch reservieren: Tel. +385-51-84 61 01, www.rivica.hr
Nördlichster Hafen von Krk, der im Scheitel der tief eingeschnittenen Omišaljski zaljev liegt. Es handelt sich um einen Clubhafen, der von mehreren Vereinen betrieben wird. Offiziell gibt es keine Gästeplätze. Üblicherweise legt man sich als Gast an einen freien Platz im äußeren Bereich des nördlichen Stegs und meldet sich beim Hafenmeister, der das normalerweise genehmigt. Am Steg gibt es Murings, Strom und Wasser. Die Toiletten sind jedoch in einem Zustand, dass man sie besser nicht aufsucht. Der Ort Omišalj liegt etwa 100 Meter oberhalb des Hafens und ist zu Fuß in zehn Minuten erreichbar. Er zählt zu den sehenswerten antiken Städten der Insel. Von oben hat man einen weiten Blick über den nördlichen Teil von Krk bis hinüber nach Rijeka.
Der vor Bora geschützte Hafen ist der ideale Ausgangspunkt, um von Norden in den Vinodolski Kanal einzulaufen. Spätestens hier sollte man sich auf den gängigen Wetterseiten (siehe Seite 120) informieren, ob Gefahr besteht und wie stark es wehen wird. Checken Sie auch Ihr Boot, die Sicherheitsausrüstung und den Aktionsradius, den Sie zur Verfügung haben. Auch wenn die Prognosen inzwischen sehr präzise geworden sind, kann man noch immer Überraschungen erleben. Revierunkundige und Einsteiger sollten im Zweifelsfall jedoch lieber auf die Passage verzichten, die nächsten drei Häfen aus- lassen und entspannt an der Westküste zurück nach Süden fahren. Der schöne Abschluss des Törns wäre dann die pittoreske Ankerbucht Lišičak (Nr. 11).
Spektakulär wie eine Festung thront der Winzerort Vrbnik an der Ostküste von Krk über dem Vinodolski Kanal. Die auf einem knapp 50 Meter hohen Felsen liegende Gemeinde zählt zu den ältesten und schönsten in Kroatien. In unmittelbarer Umgebung wird die edle Rebsorte Žlahtina angebaut, welche die Grundlage für den nur in dieser Region produzierten Weißwein bildet.
Im Hafen von Vrbnik gibt es am neuen hölzernen Steg acht Muringplätze ohne Service. Beim Anlegen mit dem Heck ist auf Steine zu achten (Wassertiefe etwa 1,60 m). Zwischen 17 und 10 Uhr können Gäste auch an der Mole längsseits gehen. Achtung: die vier Meter hohe Mauer bietet keinen Schutz vor Bora! Im Zweifelsfall sollten Sie Vrbnik schnellstens verlassen. Bei schwerer Bora gehen die Seen über den Wellenbrecher. Wohin ausweichen?
Schräg gegenüber am Festland gibt es in Novi Vinodolski zwei neue Marinas: Die Marina Novi und die Mitan Marina sind so gebaut, dass man dort auch bei Bora sicher liegt. Die Entfernung beträgt nur 6,5 Seemeilen, der Kurs ist allerdings so, dass man den Wind genau von vorn bekommt. Hat die Bora bereits Seegang aufgebaut, ist es besser, man läuft vor dem Wind nach Südosten ab und bringt sich in der Vela Luka (11 Seemeilen) oder im Hafen von Baška (14 Seemeilen) in Sicherheit.
Vrbnik ist unbedingt sehenswert: Der alte Ortskern mit seinen Gassen, durch die kein Auto passt, wirkt auf den Besucher wie ein Freilichtmuseum. Nahezu jede Familie im Ort besitzt eine Weinanbaufläche und keltert selbst den Žlahtina. An jeder Ecke kann man den leichten und säurebetonten Weißwein verkosten. Ein hervorragendes Lokal ist das "Nada" oben auf dem Felsen über dem Hafen mit einem spektakulären Blick über den Vinodolski Kanal.
Das atemberaubende Panorama und ihre Lage am Vinodolski Kanal macht die Mala Luka zu einer besonderen Bucht im Südosten von Krk. Sie wird von den Ruinen frühchristlicher Besiedlung gesäumt. Die buchstäbliche Einsamkeit heute hat Gründe: Es gibt keine Straßenanbindung, nur einen mühsamen Eselspfad. In der Mala Luka kann man eine leichte Sommer-Bora abwettern. Man kann im Innern der Bucht auf drei bis fünf Metern ankern und hat viel Raum zum Schwojen. Wird eine starke Bora erwartet, sollte man den Ort besser vorher verlassen, weil die Böen ungebremst über die Bucht wehen.
Im Nordosten der Bucht existiert eine kleine urige Konoba, die allerdings nur offen hat, wenn keine Bora weht, weil die Besitzerin auch mit dem Boot kommen muss. Am Steg der Konoba gibt es sechs Muringleinen, man kann aber nur mit Kleinbooten oder mit dem Dingi anlegen (flach und Steine).
Die im Südosten gelegene Gemeinde Baška zählt aufgrund der zahlreichen Kiesstrände zu den beliebtesten Badeorten im Kvarner. Im Sommer ist die Altstadt rund um den Hafen in der Hand von Touristen. Es gibt Restaurants, Cafés und Weinstuben. Jedes Jahr zu Pfingsten wird in Baška das Fest "Crna Ovca" (Schwarzes Schaf) gefeiert. Dazu gibt es ein reichhaltiges Programm mit Musik und Theater auf mehreren Bühnen an der Uferpromenade. In allen Lokalen sowie an etlichen Grillständen wird Lammfleisch angeboten.
Der Hafen ist mit einheimischen Booten weitgehend belegt. Sieben Gastplätze mit Murings gibt es am äußeren Ende des Wellenbrechers, etwa in Höhe des grünen Molenfeuers. Wenn Yachten bei Bora Schutz suchen, dürfen sie im Hafenbecken ankern, wobei der direkte Weg von der Hafeneinfahrt zum Fähranleger freigehalten werden muss.
Etwa auf halbem Wege zwischen Stara Baška und Punat liegen mehrere spektakuläre Ankerbuchten mit bis zu 40 Meter hohen, senkrechten Felswänden. Zu den schönsten zählt die Bucht Lišičak, in der es zwischen Meer und Felswand einen schmalen Strand gibt. Die Bucht ist ein beliebter Badestopp, bei stabiler Wetterlage kann man auch über Nacht bleiben.