SchwedenKoster – Naturparadies im Skagerrak

Christian Tiedt

 · 28.06.2024

Päckchen sind selbstverständlich am Gästesteg von Nordkoster. Einige Crews kommen sogar in kleinen Gruppen mit mehreren Yachten
Foto: Christian Tiedt
Die Kosterinseln liegen nur wenige Seemeilen vor der schwedischen Küste im Skagerrak. Üppige Natur macht Koster zu einem kleinem Paradies - kein Wunder, dass der kleine Archipel nicht nur Schutzgebiet sondern zusätzlich sogar von einem Nationalpark umgeben ist. Der perfekte Ort zum Entdecken und Ausspannen für alle, die auf eigenem Kiel kommen.

Strömstad bleibt achteraus zurück, der Södra Hamnen mit seinem schimmernden Mastenwald und den vier weißen Türmen des Kulturhauses Skagerrak. Endlich im Sonnenschein. Die erste Woche unseres Törns mit dem Cruising Club der Schweiz entlang der schwedischen Westküste herauf von Göteborg scheint schlagartig nur noch blasse Erinnerung zu sein, der Sturm, der nahezu dauerhaft graue Himmel und die endlosen Regenschauer. Sommerfrische der anderen Art war das, freundlich formuliert.

Kurs auf die Kosterinseln

Doch alles ist vergessen: Ein Wochenende mit Traumwetter liegt vor uns – und gleichzeitig ein Höhepunkt unserer Reise. Über die vorgelagerten Archipele geht es zurück nach Süden, zunächst nach Nordkoster, dann zu den Väderöarna. Wie bei einer Regatta, zu der nur der Startschuss fehlt, machen sich unzählige Yachten auf den Weg an diesem strahlenden Morgen.

Koster ist Naturreservat, das umliegende Meeresgebiet sogar als Nationalpark ausgewiesen. Und auch wenn die direkte Strecke von der Ansteuerung Strömstads bis zur Einfahrt in den Sund zwischen den beiden großen Hauptinseln Nord- und Sydkoster nur drei Seemeilen beträgt, liegt die Inselgruppe doch außerhalb des küstennahen Schärengürtels.

Unser Ziel ist Nordkosters Västra Bryggan, eine kleine Siedlung an der engsten Stelle des rund eine Seemeile langen Sundes. Hier pendelt eine kleine gelbe Personenfähre und hier liegen auch die langen Gaststege. Selbst jetzt, am späten Vormittag, bilden sich schon wieder die ersten Päckchen. Mehr als drei Boote nebeneinander sind allerdings nicht erlaubt – damit der Schiffsverkehr den Sund noch problemlos passieren kann.

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Nordkoster: Urlaub im Naturparadies

Sobald die letzte Klampe belegt ist, beginnt für Gästecrews der Urlaub. Die Stimmung lässt auch gar nichts anderes zu. Entweder man macht es sich an Bord bequem mit dem Gesicht zur Sonne, plaudert mit dem Stegnachbarn oder versucht einen Tisch auf der Terrasse vom Strandkanten zu ergattern, umgeben von bunten Vögeln, spitzen Schnäbeln, Bienen und Fröschen, aus Blech geschmiedet und geschweißt. Kunst, die man kaufen kann.

Ein Mädchen knattert mit fliegendem blondem Haar auf einem Quad vorbei, „Work less!“ lautet die Aufforderung auf ihrem T-Shirt.”

An einer Tafel wird zu Veranstaltungen eingeladen, Waldbaden, Naturyoga, Tango, und ein Junge verkauft vom Klapptisch fantastische Erdbeeren.

Am Nachmittag endlich schultere ich den Fotorucksack und mache mich auf in die Natur: Mehrere Wanderwege und Naturlehrpfade erschließen Koster, einer sogar unter Wasser für Schnorchler. Für mich reicht die Zeit heute zumindest für eine kleine Runde durch die Feriensiedlung zur Basteviken, einer flachen Bucht im Westen, und dann durch wilde Wiese und dichten Wald zum Högen, der höchsten Erhebung von Koster, immer wieder begleitet von Schmetterlingen.

Gleich zwei Leuchttürme erheben sich auf dem Höhenkamm, rund sechzig Meter über dem Meer – sicher ist sicher. 1848 wurden sie gebaut, wie eine Tafel verrät. Die Rundumsicht hat den Aufstieg jedenfalls gelohnt. Der ganze Sund ist zu überblicken. Zurück zum Hafen. Im Sund wird noch um Mitternacht gebadet.

Ursholmen: Insel der Leuchtturmwärter

Am nächsten Morgen verlassen wir zwar Nordkoster, aber noch nicht den Archipel. Bevor es weitergeht, steuern wir Ursholmen an, eine der Schären südlich der Hauptinseln, die einen geschützten Naturhafen bietet. Auf dem kurzen Weg dorthin ziehen wieder helle Felsen vor blauem Himmel an uns vorbei, in jeder Ecke scheint schon ein Boot zu stecken, allein oder zu zweit, auch im Päckchen. Eine Gruppe Seekajaks kreuzt unseren Kurs.

Man sieht noch blasse Oberkörper, aber auch bereits gebräunte – die Grillsaison ist eine knappe Woche nach midsommar bereits in vollem Gang ...”

Ursholmen, das drei Seemeilen südlich am Rand des Archipels liegt, haben wir bald erreicht. Auch hier handelt es eigentlich um zwei Inseln. Sie umschließen den Hafen, der von tiefer gehenden Yachten nur im Norden zwischen flachen Felsen hindurch angelaufen werden kann. Auch hier hat man vor langer Zeit zwei Leuchttürme errichtet, in Betrieb ist allerdings nur noch der südliche des Paares. Ändern ließe sich daran ohnehin nichts mehr, denn dem nördlichen ist irgendwann das Laternenhaus abhandengekommen.

Die Geschichte dieses Ortes erzählt das Fyrmuseum, ein immer zugänglicher Schuppen zwischen den Türmen, mit Karten voller Stockflecken und verblichenen Fotografien stolzer Beamter einer fast vergessenen Zeit. Von hier oben kann ich auch gut unsere „Rolling Swiss 2“ erkennen, die längsseits am steilen Uferfelsen von Inre Ursholmen, der östlichen Insel, einen Platz gefunden hat.

Aber kein Problem: Selbst mit einem geruderten Dingi sind es nur wenige Minuten zum Steg von Ytre Ursholmen, der äußeren Insel, die neben den Leuchttürmen auch die alten Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Wärterfamilien trägt. In einem der Häuser macht eine Jugendgruppe Urlaub. Zuhause auf der Leuchtturminsel – allerdings nur für zehn Tage, nicht für zehn Jahre.


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