SkandinavienSchwedens traumhafte Wasserstraßen - der Osten

Christian Tiedt

 · 28.04.2024

Sturefors Slott am Kinda-Kanal
Foto: Christian Tiedt
Er ist die bekannteste der Binnenwasserstraßen in Schweden - aber längst nicht die einzige: der Göta-Kanal, der den Vänern mit der Ostküste des Landes verbindet. Im diesem Teil unserer Übersicht stellen wir die Kanäle in der östlichen Landeshälfte Schwedens vor.

Der Göta-Kanal

Rechnet man den Trollhättekanal und den Vänern mit ein, erstreckt sich die Göta-Kanal-Route über eine Länge von rund 400 km quer durch den Süden Schwedens. Der eigentliche Göta-Kanal beginnt dagegen am Ostufer des Vänern, durchquert den Vättern und mündet schließlich nach 190 km östlich von Söderköping in die Ostsee. 1832 eröffnet, verfügt er noch immer über 58 historische Schleusen und gehört insgesamt zu den großen Touristenattraktionen Schwedens (zu Lande und zu Wasser).

Der westliche Teil des Kanals, der sogenannte Västgötadelen, beginnt am unteren Stemmtor von „Sjötorp 1“. Das Panorama, durch dessen Felder, Wiesen und Wälder sich der Wasserweg ist Teil der Provinz Västra Götalands län, die sich bis zum Vättern erstreckt. Der See bildet die Grenze zu Östergötland. Mit einer Ausdehnung von 120 Kilometern in Nord--Süd-Richtung und 1900 Quadratkilometer Fläche steht der Vättern nach dem Vänern in Schweden zwar nur an zweiter Stelle – aber er ist immer noch viermal so groß wie der Bodensee. Die Kanalroute führt quer hinüber: 33 Kilometer trennen Karlsborg von Motala am Ostufer.

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Rund 90 Kilometer fehlen nun noch auf dem Weg zur Ostsee. Es ist die Strecke des östlichen Kanalteils, des Östgötadelen: Bauernhöfe, Getreidesilos und die geraden, Baumreihen von Alleen prägen das Bild. Auf dem Treidelpfad am Ufer sind Wanderer und Fahrradfahrer unterwegs, und die fernbedienten Rollbrücken öffnen sich wie von selbst für die Konvois aus Sportbooten. An der Schleuse von Mem kommt der Göta-Kanal dann zu seinem Abschluss. Die schwedische Ostküste ist erreicht. Voraus liegen nun der langgezogene Slätbaken-Fjord, der wunderschöne Schärengarten von Sankt Anna und dahinter schließlich die offene Ostsee.

Nur wenige Binnenwasserstraßen Europas bieten eine ähnliche Länge, die Natur und große Abwechslung machen den Göta-Kanal jedoch zu einem ganz besonderen Erlebnis. Entsprechend beliebt ist er während der vergleichsweise kurzen Saison bei Sportskippern auf dem Törn „Schweden rund“. Hauptsaison 2024: 13. Juni bis 15. August. Preis für die Einwegfahrt (Beispiel: Bootslänge 10 m): 8400 SEK.

Übersicht der Wasserstraßen SchwedensFoto: Christian TiedtÜbersicht der Wasserstraßen Schwedens

Der Hjälmare-Kanal

Der nur 13 km lange Hjälmarekanal ist die älteste künstliche Wasserstraße Schwedens. Bereits 1639 wurde er unter der Herrschaft Gustavs II. Adolf eröffnet und verbindet seither den See Hjälmaren (beziehungsweise den in den See mündenden Fluss Arbogaån) mit dem größeren Mälaren (und damit ebenfalls mit der Ostsee). Ursprünglich war der Kanal Teil eines ehrgeizigen Plans, einen Binnenwasserweg für den Handel quer durch Schweden zu bauen – um die dänischen Zölle am Öresund zu umgehen. Das Projekt war jedoch zu ambitioniert für seine Zeit.

Auch ein letzter Ausbauplan vor rund einhundert Jahren geriet schnell wieder in Vergessenheit, so dass auch dieser historische Kanal heute nur noch von der Freizeit- und Ausflugsschifffahrt genutzt wird. Ansiedlungen gibt es entlang der Strecke, die zum größten Teil durch bewaldetes Gebiet führt und nur einen kleinen See, den Kvarnsjön, durchquert, nicht. Beliebtes Ausflugsziel ist aber das Hjälmare Kanalcafé oberhalb der Schleusentreppe von Hällby. Insgesamt befinden sich neun Schleusen im Kanalverlauf, ihre Betriebszeiten sind festgelegt. Die Kosten für die einfache Passage auf eigenem Kiel betragen 800 SEK. Saison 2024: 8. Juni bis 18. August.

Der Strömsholm-Kanal

Kein Kanal Schwedens führt weiter nördlich als der 110 Kilometer lange Strömsholmskanal. Während früher Erz aus den Gruben im Norden transportiert wurde, ist der Kanal mit seinen 26 Schleusen heute fest in der Hand von Sportskippern. Wichtiger Bestandteil dieses Kapitels der schwedischen Industriegeschichte ist er jedoch nach wie vor – und damit Mittelpunkt des Ekomuseum Bergslagen, einer Museumsregion, die das ehemalige Hüttengebiet gleichen Namens an mehr als 60 Punkten erlebbar macht.

Dazu gehört etwa das Mühlenmuseum an der Schleuse von Surahammar, das die gesamte Produktionskette vom Roherz bis zum fertigen Eisenbahnrad zeigt. Von Industriebrache kann jedoch keine Rede sein; die Natur entlang des Kanals – einschließlich der Seen, die er durchquert – ist so üppig wie sonst auch in Schweden. Auf dem Weg hinunter zum Ort Strömsholm am Mälaren beträgt der Höhenunterschied rund 100 Meter. Die Saison 2024 reicht vom 24. Juni bis 11. August. Preis: 2050 SEK (Einwegfahrt), 3400 SEK (Saisonkarte).

Der Kinda-Kanal

Ein straffer Zeitplan sorgt dafür, dass die allermeisten Crews bei der Passage des Göta-Kanals den See Roxen ohne Zwischenstopp überqueren. Dabei bietet der See die Möglichkeit zu einem reizvollen Abstecher: Am Südufer des Sees bei Linköping zweigt der Kinda-Kanal ab, neben dem Dalsland-Kanal am Vänern die zweite touristisch bedeutsame, mit dem Hauptsystem verbundene historische Wasserstraße. Erst vor wenigen Jahren feiert das immerhin 80 Kilometer lange Nebensystem seinen 150. Geburtstag – doch im Gegensatz zum lebendigen Göta-Kanal scheint die Zeit hier tatsächlich stehen geblieben zu sein.

Ein Revier nah der Natur – auch deshalb, weil es zum überwiegenden Teil aus unterschiedlich großen, aber verbundenen Seen besteht, nicht zuletzt aus dem rund 20 Kilometer langen Åsunden, der auch zum südlichsten Punkt des Kinda-Kanals führt, dem kleinen Ort Horn. Highlights sind neben der schönen Strecke vor allem die Stadt Linköping mit ihrer Domkirche, die historischen, handbetriebenen Schleusentreppen und die zahlreichen Schlösser entlang der Strecke, etwa in Sturefors und Brokind. Kleines Handycap des Kinda-Kanals ist seine Durchfahrtshöhe von nur 3,05 Metern. Hauptsaison ist in diesem Jahr: 24. Juni bis 11. August. Preis: 1150 SEK (Einwegfahrt), 1900 SEK (Saisonkarte).

Der Södertälje-Kanal

Mit nur etwa fünf Kilometern Länge ist der Södertälje-Kanal zwar der kürzeste künstliche Wasserweg mit Anschluss an Schwedens Binnengewässer. Dennoch ist er – ähnlich wie der Trollhätte-Kanal – für die gesamte Schifffahrt von großer Bedeutung, da er die wichtigste Verbindung zwischen Ostsee und Mälaren darstellt. Dafür spricht auch die einzelne Schleuse im Verlauf: Sie ist mit einer nutzbaren Länge von 135 Metern und bei knapp 20 Metern Breite die größte in Skandinavien. Die Durchfahrtshöhe der Brücken beträgt selbst im geschlossenen Zustand 26 Meter. Die Verkehrszentrale ist über UKW-Kanal 68 oder Tel. +46 (0)70-0899336 zu erreichen.


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