Die verheerende Ostseesturmflut in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 2023 hat nicht nur Yachten, Hafenanlagen und weitere Infrastruktur an der Küste beschädigt oder gar zerstört. Auch der Kieler Leuchtturm wurde von der Wucht des Sturms ungebremst getroffen.
Das gesamte Ausmaß und vor allem die Folgen der Schäden stehen noch nicht abschließend fest. Allerdings ist seit der Sturmnacht die Lotsenstation, als die der Leuchtturm ebenfalls dient, gesperrt. Nun wird spekuliert, wann – und ob überhaupt – diese wieder nutzbar sein wird.
„Während des Sturms ist so viel Wasser eingedrungen, dass die gesamte Lotsenstation beschädigt wurde, von ganz oben bis in den Keller zum Maschinenraum“, berichtet Gerd Pitschmann, erster Ältermann der Lotsenbrüderschaft NOK II.
„Da das Seekabel von Land noch unter Strom stand, hatten wir ein Betretungsverbot – das besteht bis heute“, so der Lotse.
Grund sind die andauernden Untersuchungen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Ostsee in Stralsund (WSA), das für den Betrieb des Turms zuständig ist.
„Risse im Gebäude, Risse im Fundament, das ist alles vorhanden. Aber was für eine Auswirkung das hat, dazu kann ich noch nichts sagen“, berichtet eine Sprecherin des WSA auf Anfrage unseres Schwester-Magazins YACHT.
Weiter heißt es seitens der Behörde zur Einsatzbereitschaft des Leuchtturms seit der Sturmnacht: „Seitdem ist der Zugang zum Leuchtturm, außer für fachkundiges Personal des WSA, gesperrt. Aufgrund der ungünstigen Wetterlagen haben sich auch die Untersuchungen der Schäden verzögert. Derzeit laufen die Auswertungen der Schadensaufnahmen, um die weiteren erforderlichen Maßnahmen zu planen.“
Noch nicht abgeschlossen sind allerdings Taucharbeiten, die Aufschluss darüber geben sollen, wie schwer der Sockel beschädigt wurde. Mit ersten Ergebnissen werde Ende März, Anfang April gerechnet.
Da die Technik im Leuchtturm während des Sturms Schaden nahm, wurde das Leuchtfeuer unmittelbar danach zunächst über einen Notbetrieb gewährleistet, berichtet Lotse Gerd Pitschmann. Der Fortbestand des Leuchtfeuers an dieser Position sei aber nicht gefährdet heißt es seitens des WSA. Auch wenn man notfalls „etwas anderes“ aufstellen müsse. Die Sicherheit der Schifffahrt werde gewährleistet.
Die Doppelfunktion des Turms hat lange Tradition: Seit er 1967 in Betrieb ging, dient er sowohl als Leuchtfeuer als auch als Versetzstation für die Lotsen im Einsatzbereich zwischen Kiel, Flensburg, Lübeck und Dänemark. Der Turm steht gut vier Seemeilen vor der Küste am Eingang zur Kieler Förde und dient als Leitfeuer in der Kieler Bucht. Segler kennen ihn als Ansteuerung der Förde und wasserseitiges Wahrzeichen der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt. Auch eine Wetterstation des Deutschen Wetterdienst befindet sich auf dem Turm.