TörnMallorca - Rund um die Insel

Unbekannt

 · 07.05.2017

Törn: Mallorca - Rund um die InselFoto: Dieter Wanke
Auf eigenem Kiel um die Lieblingsinsel der Deutschen: Bootstörn rund um Mallorca

Mallorca ist die Lieblingsinsel der Deutschen. Bei einer Umrundung mit dem Motorboot entdeckten wir idyllische Fischer­häfen, traum­­hafte Buchten und kuli­narische Vielfalt

Auf eigenem Kiel um die Lieblingsinsel der Deutschen: Bootstörn rund um Mallorca
Foto: Dieter Wanke

Manchmal kommt alles ganz anders. Das ist insbesondere bei einer einwöchigen Boots­tour in einem Küstenrevier des westlichen Mittelmeers einzukalkulieren, denn das Wetter kann schnell einen Strich durch die Rechnung machen. Eigentlich wollten wir von Mallorca starten, um dann die Küsten der Nachbarinsel Menorca anzulaufen und zu erkunden. Das sollte die Fortsetzung unseres Balearen-Törns aus der BOOTE-Ausgabe 8/2015 werden.

Doch der Mistral pfeift gewaltig aus Nordwest, als wir erneut auf der "España Emotion", einer Bavaria Sport 39 HT von Premium Charter SL, eintreffen.

Zum Glück haben wir etwas Spielraum einkal­ku­liert, denn bei dem Starkwind ist ans Auslaufen nicht zu denken. Es bleibt nichts anderes übrig, als erst mal im Club de Mar in Palma de Mallorca auf besseres Wetter zu warten. Also nutzen wir die Zeit, um uns im 900 Meter entfernten Porto Pi Centro Comercial mit Lebensmitteln zu versorgen.

Am Abend folgt eine kulinarische Entdeckungsreise. Ein Tipp führt uns zum ungewöhnlichen Fischrestaurant "La Parada del Mar", und er ist so gut, dass er erwähnt werden muss. Die Gaststätte liegt keine zwei Kilometer entfernt in der Cala Fornaris. Am Eingang steht eine große Theke mit Frischfisch. Man wählt aus, bekommt eine Nummer und holt das Meeresgetier dann zu­bereitet ab. Einfach, preiswert und vorzüglich in der Qualität.

Die Wetter-App verspricht eine ruhige Phase

Am nächsten Morgen haben sich Wind und Welle gelegt. Die Wetterapp "El Tiempo.es+", mit der wir die Prognosen einsehen, verspricht eine ruhigere Phase. Also nehmen wir Kurs auf Portocolom an der gegen nordwestliche Winde gut geschützten Ostseite von Mallorca. Die Strecke wäre mit der sportlichen Motoryacht in zwei Stunden erledigt, doch es liegen attraktive Ziele auf dem Weg, von denen wir einige nicht auslassen wollen.

Die schöne Cala Pi und den herrlichen Sandstrand von Es Trenc lassen wir an Backbord liegen. Stattdessen möchten wir die malerische Cala Figuera näher betrachten. Die kleine Bucht hat einen tief einlaufenden schmalen Finger, wo traditio­nelle Fischerboote und alte Bootsgaragen noch die ursprüngliche Kulisse bieten. An der Außenseite der Mole bei der Einfahrt gibt es nur fünf Plätze. Wer eine Lücke findet, kann mit dem Heck zur Mole und Grundleine für einen Landgang festmachen.

Ein Spaziergang durch den idyllischen Fischereihafen ist ebenso empfehlenswert wie der Stopp in einem der zahlreichen Restaurants für ein Mittagessen. Die Verlockung ist groß, hier über Nacht zu bleiben.

Aber wir wollen weiter und nehmen Kurs zur Cala Mondragó, die nur zwei Seemeilen nordöstlich wartet. Die kaum bebaute Naturbucht gehört zu den schönsten in Mallorca – im Sommer auch zu den vollsten. Wenn das Wetter passt und kein Schwell von Südosten kommt, kann hier für einen Badestopp auf weißem Sand geankert werden. Übernachten geht nur bei perfekter Wetterlage, denn die Bucht ist recht offen. Da Wind und Welle wieder zugelegt haben, beschließen wir nach einer Runde die Weiterfahrt.

Kurzerhand ändern wir den Plan und laufen ein

Als wir die Einfahrt zur drei Seemeilen nordöstlich gelegenen Cala d’Or passieren, hat sich eine beachtliche Welle aufgebaut, und der Wind pfeift ordentlich. Kurzerhand ändern wir den Plan und laufen hier zur Übernachtung ein. Portocolom ist relativ offen und bietet mit seiner großen Wasserfläche mehr Risiken für eine unruhige Nacht. Da legen wir lieber am neuen Steg ganz am Ende der sehr langen und hervorragend geschützten Cala d’Or an.

Uns folgen noch einige Yachten, die ihre Tagesetappe wohl auch vorzeitig abgebrochen haben. Die 57 Euro Liegegebühr pro Nacht erscheinen uns für Mitte Mai recht happig.

Die Bucht ist vom gehobenen Yachttourismus geprägt, der aber in der Vorsaison kaum stattfindet. Also brechen wir zu einem Spaziergang in das nahe gelegene Stadtzentrum auf. Nach einer Viertelstunde ist die Ortschaft erreicht. Die Gemeinde lebt spürbar vom Massentourismus, und so reihen sich in der Fußgängerzone unzählige Restaurants mit ausufernden Speisekarten aneinander.

Trotz gigantischer Auswahl erscheint das, was auf den Tellern erkennbar ist, wenig attraktiv – bei ebensolchen Preisen.

Also begeben wir uns zum Abendessen wieder in die Bucht. Die wenigen offenen Restaurants – mit feinem Ambiente und durchweg gehobenem Preisniveau – sind überwiegend von noblem Publikum besetzt. Die Qualität der Speisen, die wir dann serviert bekommen, hält dem äußeren Eindruck jedoch leider in keiner Weise stand und erinnert geschmacklich eher an Kantinenniveau. Um einige Erfahrungen reicher, geht es am nächsten Tag weiter in Richtung Nordosten …

Natürlich lassen wir uns den schönen Hafen von Portocolom dabei nicht ent­ gehen. Nach vier Seemeilen ist die kurze Etappe in die große Naturbucht vorbei. Wer will, kann hier ankern oder an einem der drei neuen Schwimmstege festmachen.

Zur Versorgung gibt es zahlreiche Restau­rants an der Uferpromenade, die zumin­dest teilweise mit den klassischen Fischer­ booten, die südlich der Schwimmstege liegen, für ein schönes Bild sorgen.

Beim Rundgang treffen wir den freund­lichen Hafenmeister zu einem informa­tiven Gespräch. Schnell wird klar, dass er auf die Nachbarbucht gar nicht gut zu sprechen ist. Auch er bemängelt das Preis­niveau in der privaten Marina der Cala d’Or.

Bei ihm hätten wir für die Übernach­tung rund die Hälfte bezahlt. Schöner liegt man hier sowieso, wenn auch nicht ruhi­ger bei schlechtem Wetter.

Da wir noch einiges vorhaben, brechen wir nach einem Rundgang und einem Snack wieder auf. Auf dem Weg werfen wir noch einen Blick in die Häfen von Porto Cristo und Cala Ratjada. Auch hier kann eine Übernachtung eingeplant werden.

Als wir das Cap des Freu zwischen Mallorca und Menorca passieren, ist es in Ufernähe noch relativ ruhig. Weiter draußen sind aber durchaus höhere Wellen erkennbar. Da es am nächsten Tag besser werden soll, bleiben wir bei unserer Planung, die Nacht in Pollença zu verbringen, um auch die weitere Wetterentwicklung besser ein­ schätzen zu können.

Foto: Dieter Wanke

Da wir in den großen Buchten der Nordostküste in ruhigerem Fahrwasser unterwegs sind, bleiben wir in Küstennähe und fahren noch kurz den Yachthafen Alcúdiamar an, bevor wir dann am Nachmittag durch die landschaft­lich sehr schöne Bucht im Port de Pollença einlaufen.

Der gehört zum preiswerteren Verbund der Ports IB, was wir auch gleich beim Hafenmeister zu spüren bekommen:

Nicht mal 24 Euro werden uns hier für den Liegeplatz abge­knöpft, was die Aussage seines Kollegen in Portocolom bestätigt. Günstige Tarife haben auch die kommunalen Ports de Balears, falls es freie Plätze gibt.

Sicherheitshalber füllen wir die Diesel­ vorräte auf. Das ist zwar nicht zwingend nötig, denn die „España Emotion" besitzt einen 950­Liter­ Langstreckentank, aber man weiß ja nie. Bei 409 Litern stoppt die Zapfpistole. Bei rund neun Betriebsstun­den und sehr gemischtem Fahrbetrieb lie­fen also stündlich gerade 45 Liter durch die Leitungen. Bei effizienter Marschfahrt ist mit dem Doppelten zu rechnen.

Port de Pollença ist zwar ebenfalls auf Touristen ausgerichtet, doch auf eine angenehme Art. Dass der Hafen auf eine lange Geschichte zurückblickt und sich aus einem Fischerdorf entwickelt hat, ist in Grundzügen erkennbar.

Aber die Ent­stehungsgeschichte der Besiedlung ist viel älter. Die Römer legten nach der Erobe­rung Mallorcas um 70 vor Christus in die­ sem Gebiet ihre „ciudad romana de Pol­lentia" und damit ihren Haupthafen an. Palma, das schon etwa 40 Jahre zuvor ge­gründet worden war, spielte damals eine untergeordnete Rolle.

Nach der Römerzeit und der Gründung von Alcúdia durch die Mauren verlor die Siedlung ihre Bedeu­tung und verschwand. Erst im 16. Jahrhun­dert wurden die Ruinen wiederentdeckt.

Das heutige Pollença befindet sich eini­ge Kilometer von der Küste entfernt im Landesinneren. Für die Erkundung der ganzen Region haben wir leider keine Zeit, also beschränken wir uns auf die Gegend um den Hafen. Bei den Restaurants gibt es eine große Vielfalt und verschiedenste Niveaus.

Die Promenade, an der wir vor dem Abendessen entlangschlendern, hat ein hübsches Ambiente. Im Hafenbereich wird sie auch hier von top gepflegten Llaüts mit ihrer klassisch mallorquini­schen Bootsform gesäumt, die überwiegend in Privatbesitz sind, mancherorts aber auch verchartert werden.

Am nächsten Morgen verspricht die Sonne am herrlich blauen Himmel zwar einen perfekten Tag, doch die Prognose sorgt für Zweifel: Eine erneute Stark­ windperiode steht bevor. Konkret bedeu­tet das, dass die Überfahrt nach Ciutadella de Menorca heute zwar problemlos mög­lich und die Bucht auch bei auffrischen­dem Wind ein sicherer Hafen wäre.

Das Problem ist, dass die kommende Stark­windphase mit Wellen von mehreren Meter Höhe im Kanal verbunden ist und einige Tage anhalten soll.

Mit anderen Worten: Wir kämen zwar nach Menorca, aber nicht mehr zurück.

Die längst dis­kutierte Alternative ist jedoch fahrbar. Wir bleiben auf Mallorca und peilen als nächs­tes Ziel Port de Sóller an der Nordwest­ küste an. Dann verstecken wir uns vor dem kommenden starken Nordwestwind am nächsten Abend in Port d’Andratx, um im Schutz der Südwestküste unseren Rückweg anzutreten.

Die 35 Seemeilen nach Port de Sóller, dem einzigen Hafen an der mit steilen Gebirgszügen und hohen Bergen recht fel­sigen Serra de Tramuntana, sind schnell erledigt. Gastliegeplätze gibt es im eben­ falls zu den Ports IB gehörenden kommu­nalen Hafenteil der herrlichen Natur­bucht.

Alternativ stehen Plätze in der Ma­rina Tramontana zur Verfügung. Dass der Fischfang hier noch Bedeutung hat, ist kaum zu übersehen. Einige Fischer lö­schen an der Moll Pescador gerade ihren Fang. Das Spektakel lassen wir uns nicht entgehen. Auch die zahlreichen kleineren Boote der Familien, die nur noch gelegent­lich die Netze auswerfen, tragen zum Bild des Hafens bei.

Wer Zeit hat, kann einen Ausflug mit der historischen Straßenbahn in den sehr ursprünglichen Ort Sóller machen, der sich drei Kilometer landeinwärts befindet. Auch längere Wanderungen durch die herrliche Gebirgslandschaft können eingeplant werden.

Da die Strecke am nächsten Tag bis nach Port d’Andratx mit 25 Seemeilen recht kurz ist, bleibt genügend Zeit für einen Mittagsstopp in Sant Elm. Die bildschöne Bucht liegt an der Südwestspitze der Insel und bietet eine Vielzahl von Bojen.

Im Hochsommer herrscht hier dichtes Gedränge. Für den Landgang machen wir das Dingi klar. Das Gastronomieangebot an der Promenade ist enorm, der Blick auf die Bucht und die Insel Sa Dragonera inklusive. Das unbewohnte Eiland war früher ein Versteck von Seeräubern und ist heute ein Naturschutzgebiet.

Von Sant Elm fahren Ausflugsboote, die geführte Touren auf Dragonera anbieten. Am frühen Nachmittag brechen wir in Richtung Port d’Andratx auf. Im gut geschützten Hafen der großen Naturbucht ist von den nordwestlichen Starkwinden nicht viel zu befürchten, und der Rückweg nach Palma entlang der Küste sollte kein Problem sein.

Der Stadthafen von Port d’Andratx liegt unmittelbar hinter der großen Mole an der Backbordseite. In der Nebensaison sind hier ausreichend Liegeplätze vorhanden. Die Marina gehört ebenfalls zu den Ports IB. Gastlieger dürfen maximal für drei Tage festmachen.

Wie überall auf den Balearen muss für die Hauptsaison rechtzeitig reserviert werden. Zur Promenade mit den Restaurants führt ein Fußmarsch durch die Bucht, denn das Zentrum befindet sich an der Ostseite. Die eigentliche Ortschaft Andratx liegt auch hier wieder im Landesinneren.

Der Grund ist einfach: Es war früher sicherer, denn direkt an der Küste gelegene Siedlungen waren von Seeräubern leichter zu überfallen.

Die Gegend ist bekannt für ihre Wanderwege. Wer Zeit hat, kann die erste Etappe des Fernwanderwegs GR 221 laufen, der in Port d’Andratx beginnt und nach guten drei Stunden Fußmarsch über Sant Elm zu den Ruinen des ehemaligen Trappistenklosters La Trapa führt.

Für die letzte Nacht gönnen wir uns den Luxus des angesagtesten Hafens der Insel, Port Adriano. Die Anlage ist nach dem Umbau mit einer Verdoppelung der Fläche kaum wiederzuerkennen. Die alte Mole wurde durch den neuen Geschäfts- und Gastronomiekomplex ersetzt, der das alte und neue Becken trennt.

Auch ande- ren Hobbys können Besucher hier nachgehen. Sporttaucher locken die Naturschutzgebiete um die Malgrats-Inseln und das kleine Eiland El Toro mit hervorragenden Tauchgründen. Golfer finden in Santa Ponça gleich drei Plätze.

Am letzten Tag bleibt die Rückfahrt: Der Hafen von Palma ist nach 14 Seemeilen in Sicht. Ein Zwischenstopp vor Anker lohnt in der auch als Dreifingerbucht bekannten Portals Vells. Palma de Mallorca verlassen wir aber nicht ohne einen Besuch im „Basic Bar Restaurante".

In dem Haus unter österreichischer Leitung kommen sehr preiswerte Mehrgängemenüs der Spitzenklasse auf den Tisch. Einen besseren Ausklang für den Törn rund Mallorca kann es kaum geben. Und an Menorca bleiben wir dran...