Bodo Mueller
· 18.01.2022
Was kostet eine Woche Kroatien? Egal ob auf eigenem Kiel oder mit dem Charterboot – auf die Urlaubskasse kommen weitere Ausgaben zu. Unser Beispiel zeigt, womit Sie rechnen müssen
Kroatien rangiert nach wie vor ganz oben auf der Liste der beliebtesten Urlaubsziele für deutsche Motorbootfahrer. Das gilt gleichermaßen für Eigner wie Charterer. Während im heimatlichen Deutschland jeder Skipper gut abschätzen kann, was bei einem Wochentörn an zusätzlichen Ausgaben aus der Bordkasse gezahlt werden muss, ist das beim Adria-Törn nicht so leicht zu überblicken. Denn neben kalkulierbaren Größen wie Spritkosten kommen noch Ausgaben hinzu wie etwa Kurtaxe, Gebühren für Marinas, Stadthäfen oder Bojenliegeplätze.
Im Folgenden versuchen wir die zusätzlichen Kosten während eines einwöchigen Kroatien-Törns so transparent wie möglich zu machen. Diese variieren natürlich in Abhängigkeit von den individuellen Vorlieben der mitreisenden Personen. Manche mögen es einfach und einsam, ankern vorzugsweise in freier Natur und kochen dazu selbst an Bord. Andere Urlaubscrews wiederum wollen lieber jeden Abend in einem Hafen oder zumindest vor einer Konoba anlegen und sich mit den kulinarischen Raffinessen der Landesküche verwöhnen lassen.
Unsere Rechnung soll einen Mittelweg darstellen. Nicht in unsere Kalkulation eingeflossen ist der Proviant, den man üblicherweise vor Törnbeginn im Supermarkt einkauft. Einerseits, weil Sie auch zu Hause den Kühlschrank füllen müssen, andererseits, weil hier natürlich die Ansprüche (und damit die Kosten) sehr weit auseinanderdriften können. Das ist besonders dann der Fall, wenn größere Mengen an guten Weinen oder hochprozentigen Getränken an Bord (und ins Spiel) kommen.
Um den Törn nachvollziehbar zu machen, haben wir uns für eine Reise ab der ACI-Marina Trogir rund um die Insel Šolta und wieder zurück zum Ausgangshafen entschieden. Nach dem Törn wird man etwa 60 Seemeilen auf der Logge haben. Auch hierbei wollen wir einen Durchschnittswert zugrunde legen, diesmal zwischen Verdrängerfahrt und Gleitfahrt.
Kurtaxe: 2 Personen à 10 Kuna für 8 Tage 160 Kuna
Summe für einen einwöchigen Törn: 7512 Kuna
Wechselkurs: 7,51 Kuna = 1 Euro ca. 1000 Euro
Damit sind wir bei Größe und Motorisierung des Bootes. Als Referenz haben wir uns für eine Jeanneau Leader 36 (Länge 11,47 m, Breite 3,62) entschieden. Sie verfügt über zwei Doppelkabinen und repräsentiert damit das untere Mittelfeld der in Kroatien angebotenen Charterschiffe. Bei einer Motorisierung von zweimal 260 PS ergibt sich in Gleitfahrt bei einer Reisegeschwindigkeit von etwa 21 kn ein Dieselverbrauch von etwa
58 l/h. In Verdrängerfahrt von 8 kn liegt der Verbrauch bei etwa 10 l/h. Der durchschnittliche Verbrauch während des gesamten Törns könnte demnach um die 34 l/h liegen.
Aufgrund von vorherigen Törns rund Šolta wissen wir, dass man für die gesamte Reise etwa neun Betriebsstunden benötigt – inklusive der täglichen Hafenmanöver sowie der An- und Abreise von und nach Trogir. Daraus ergibt sich ein Kraftstoffverbrauch von etwa 306 Litern für die gesamte zurückgelegte Distanz.
Die Wahl der Liegeplätze während des einwöchigen Törns soll eine ausgewogene Mischung aus Marina, Stadthafen, konzessioniertem Bojenfeld, privater Konoba-Boje und kostenlosem Ankern abbilden. Da es auf Šolta selbst (noch) kein solches konzessioniertes Feld gibt, verbringen wir die erste Nacht an einer Muringboje gleich nebenan in Bobovišće auf der Insel Brač.
In Kroatien weitverbreitet sind die Bojen vor den Konobas. An vielen Orten, so auch an der Südküste von Šolta, ist es nur schwer möglich zu ankern, weil es entweder zu tief ist oder zu wenig Raum zum Schwojen gibt. Die Muringbojen für die Gäste der Konobas sind vielerorts nicht staatlich konzessioniert, also mehr oder weniger illegal, werden aber in vielen Buchten von den lokalen Behörden dennoch toleriert, weil es sonst schlicht unmöglich wäre anzulegen. Ganz klar, dass der Besitzer der Konoba erwartet, dass man bei ihm Essen geht, wenn man sich an seine Boje legt. Das Liegen an der Muringboje ist dafür dann gratis oder, genauer gesagt, Bestandteil der Restaurantrechnung.
In etlichen größeren Buchten gibt es staatlich konzessionierte Bojenfelder, wobei oft einer der dort ansässigen Konoba-Besitzer zugleich der Konzessionär ist. In dem Fall müssen Sie für eine Nacht an der Boje immer eine Gebühr entrichten, die aktuell bei einem 12-Meter-Boot zwischen 150 und 300 Kuna liegt, Müllentsorgung inklusive. Dabei steht es Ihnen frei, die Konoba zu besuchen oder nicht.
In den Küstenhandbüchern sind alle konzessionierten Bojenfelder in Magenta dargestellt. Daneben sind die jeweils gültigen Preise abgedruckt. Die tolerierten Muringbojen vor den Konobas sind dagegen schwarz gedruckt – hier muss man also in der Konoba einkehren, wenn man bleiben möchte.
Im oben dargestellten Rechenbeispiel haben wir auch das Liegen an schwarzen Bojen mit einkalkuliert. Es ist natürlich schwierig, das Liegegeld an der Boje mit dem Abendessen rechnerisch in einen Topf zu werfen. Denn am Ende erhält man eine Restaurantrechnung, auf der der Liegeplatz nicht separat ausgewiesen ist. Und es macht natürlich einen gewaltigen Unterschied, ob man für 90 Kuna (also etwa 12 Euro) Ćevapčići oder zum zehnfachen Preis, für 900 Kuna, einen Hummer verzehrt.
Wir haben darum ein durchschnittliches Essen für zwei Personen, zum Beispiel eine gemischte Fischplatte, inklusive Nachspeisen und Getränke, zum Ansatz gebracht, wofür man aktuell – je nach Qualität der Konoba – zwischen 800 und 1000 Kuna einplanen sollte.
Die tabellarische Aufstellung mit der „Gesamtsumme“ oben gibt also nur eine grobe Orientierung dafür, was man als untere Schmerzgrenze einplanen sollte, wenn man zu zweit einen schönen Urlaubstörn an der dalmatinischen Küste erleben möchte.
Die Kostenübersicht für Kroatien finden Sie in BOOTE-Ausgabe 02/2022 – seit dem 12.01.2022 am Kiosk oder online im Delius Klasing-Shop.