Wenn Sportbootfahrer zusammenkommen, wird gerne über ferne, exotische Orte gesprochen, die sie angesteuert haben und wo kaum jemand anders war. Doch auch in europäischen Revieren gibt es Ziele, die abseits der üblichen Routen liegen und daher von vielen Skippern vergessen werden. Es handelt sich dabei oft um obskure kleine Inseln, die keinen Charterstützpunkt in der Nähe haben oder nur bei gutem Wetter zugänglich sind. Sie machen es einem nicht leicht. Dennoch lohnt es sich sehr, sie in den Törnplan aufzunehmen. Ein Beispiel dafür sind die Îles Chausey nördlich von Saint-Malo. Wer die Mühe auf sich nimmt, das ideale Wetterfenster und die richtige Tide abzuwarten, wird sie für immer lieben.
Das Redaktionsteam und befreundete Skipper haben zusammengetragen, welche unbekannten Orte seither auf ihrem Kurs lagen. Kastellorizo, Rathlin oder Ventotene etwa. Nie gehört? Dann ist es höchste Zeit, den Horizont zu erweitern. Beim nächsten Mal in der Hafenkneipe wird man Ihren Erlebnissen gebannt lauschen. Versprochen!
Diesen winzigen Flecken im Mittelmeer, der zu den Pontinischen Inseln gehört, lassen viele Crews links liegen. Denn meist starten sie ab Neapel und segeln dann den Bogen um Ischia, Capri und weiter zur Amalfi-Küste. Dabei ist die alte Vulkaninsel Ventotene ein kleines Juwel. Sie hat diesen speziellen Reiz der Abgeschiedenheit. Hier gibt es keinen Massenansturm à la Capri. Ganz im Gegenteil geht es wohltuend ruhig und gelassen zu.
Beim Ansteuern des Inselhafens im Nordosten leuchten die pastellfarbenen Häuser der alten römischen Anlage in der Sonne. Sie sind eingebettet in weichen Tuffstein, in den die Einheimischen Höhlen und sogar kleine Häuser geschlagen haben. Selbst die Festmacher-Poller wurden aus Tuff geformt. Der historische Hafen ist ein enger Schlauch, der sich in die Felsen schmiegt und einfach traumhaft schön ist. Anlegen sollten dort aber nur routinierte Crews mit kleineren Booten. Alle anderen fahren in den modernen Nordhafen. Der hat Schwimmstege und eine Pier, an der auch die Inselfähre anlegt.
Ventotene ist mit rund 700 Einwohnern noch eine lebendige, funktionierende Insel, die Fischgründe um das strenge Meeresschutzgebiet herum sind ergiebig. Es gibt unter Wasser noch wertvolle Posidonia-Wiesen wie überhaupt eine reiche Flora und Fauna.
Die Insel hat diesen gewissen „Lost Island Touch“. Man kann Tage damit verbringen, die gemütlichen Restaurants und Bars durchzuprobieren, an den Stränden zu entspannen, zu baden oder auch einmal rund um die plateauartige, recht grüne Insel zu wandern. Bei den oft flauen und heißen Sommerwetterlagen in der Region ein magischer Platz.
40° 47‘ 58‘‘ N, 013° 25‘52‘‘ E
ca. 1,5 x 0,5 Seemeilen
ca. 700
Im neuen Hafen Schwimmstege samt Wasser und Strom mit Muringleinen und Plätzen eingangs an der Mole. Der alte Römer-Hafen hat Plätze gleich steuerbords nach dem Einlaufen, man liegt an Muringleinen. Eher etwas für Yachten unter 40 Fuß, es ist sehr eng. Vorsicht vor Steinen am Pier, besser mit Bug voraus anlegen. Gute, zahlreiche Ankerplätze finden sich mit schönem Blick auf die Häuser entlang des alten Hafens bis kurz vor die Einfahrt zum Porto Nuovo. Bei leichtem Wind aus West bis Nordwest geschützt. www.commune.ventotene.it
Um die Insel das Schutzgebiet mit einigen Ankerverbotszonen beachten. www.riservaventotene.it
Die Ex-Gefängnisinsel Santo Stefano kann besichtigt werden. Das Naturschutzgebiet hat ein Besucherzentrum. Um den alten Hafen viele urige, gute Restaurants und Bars.