Vom Studenten zum InselmaklerFarhad Vladi verkauft Privatinseln

Uske Berndt

 · 11.02.2025

Cousine Island ist ein Paradies für Urlauber. Die Privatinsel auf den Seychellen war Vladis erster Deal.
Foto: Vladi Private Islands
Urlaub auf Privatinseln? Farhad Vladi macht es möglich! Der 79-Jährige vermittelt eine Privatinsel für jeden Geschmack. Mit Schloss, Villa, Wald oder Traumstrand. Überall da, wo es am schönsten ist. BOOTE EXCLUSIV hat ihn in seinem Büro an der Hamburger Binnenalster besucht.

Bei Farhad Vladi gibt es ein Fleckchen Erde für (fast) jeden Geldbeutel. In Europa, Kanada, den USA, der Karibik, auf den Seychellen oder vor Neuseeland. Dafür stehen in seinen rund 400 Quadratmeter großen Büroräumen scheinbar endlose Aktenschränke bereit, in Hängeordnern lagern die Daten, Fakten und Bilder von 12.000 Privatinseln. Rund 3.000 hat Vladi Private Islands schon verkauft. An wen zum Beispiel? Auch das verrät uns der Chef von insgesamt 60 Angestellten

Herr Vladi, auf Ihrem Firmenschild steht 1971. Da fing alles an?

1971 ging meine erste Insel, Cousine Island, offiziell an die Käufer über, am 12. März. Ich hatte schon 1969 die Idee, mir eine Insel zu suchen. Dann las ich in der Zeitung, dass jemand für 5.000 D-Mark eine gekauft hat. Doch das war eine Zeitungsente oder eine Anmietung, denn für das Geld gab es nirgends eine Insel zu kaufen. Inseln sind ja Immobilien und der Minimalpreis lag damals schon bei 50.000 D-Mark. Ich schaute mir Bücher und Karten an und sah, dass die schönsten Inseln auf den Seychellen liegen. Also fuhr ich nach London und ging zum High Commissioner der Seychellen ins Büro. Ich fragte, ob man bei ihm Inseln kaufen könnte, er lachte und sagte Nein. Aber ich nahm eine Lokalzeitung von den Seychellen mit und schickte 50 D-Mark dorthin – für ein Inserat: Vladi sucht eine Insel.

Hat es geklappt?

Ja. Ich dachte, ich bekomme wie beim Hamburger Abendblatt für 50 D-Mark ein kleines Inserat. Als ich das Belegexemplar sah, war ich erschrocken: eine ganze Seite! Zwei, drei Herrschaften meldeten sich, unter anderem ein Jurist, ein Seycheller, dessen Freund seine Privatinsel verkaufen wollte. Traumhaft, heute noch eine der schönsten der Welt: Cousine Island kostete 1,2 Millionen D-Mark, und das war dann das Ende meines Traumes, denn ich war ja noch Student…

War es dann aber doch nicht…

Nein. Ich schickte die Bilder und Landkarten an vermögende Hamburger. Daraufhin meldete sich der Bauunternehmer Vogel und sagte: Ich kaufe die Insel, mit zwei Freunden zusammen. Wie viel Provision möchten Sie? Fünf Prozent? Vier, drei? Ja, ja, sagte ich und bekam 30.000 D-Mark, für mich damals sehr viel Geld. Die anderen zwei Herren waren der Bankier von Marcard und der Kaffee-König Albert Darboven. Heute gehört sie dem Besitzer einer Helikoptergesellschaft. Nach diesem ersten Deal wollte ich zuerst mein Studium beenden, aber dann zeigten die Käufer auf Sylt die Postkarten mit ihrer Insel herum. Und es meldete sich ein zweiter Herr bei mir.

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Das hört sich nach einer guten Werbung an.

Ja, die Käufer wurden gefragt, wo sie die Insel herhätten. Von einem Studenten, sagten sie, der heißt Vladi. Und so bat mich ein Herr, auch für ihn eine Insel zu finden, woraufhin ich ihm 1972 North Island auf den Seychellen verkaufte. Diese Privatinsel ist deshalb so berühmt, weil wir sie an Prinz William und Kate für deren Hochzeitsreise vermieteten.

Okay, ab dem Zeitpunkt waren Sie professioneller Inselmakler?

Genau. Der nächste Kunde war wieder ein Bekannter der ersten Käufer, ein Hamburger Bankier. Er wollte etwas in der Nähe haben und so suchte ich in der Bretagne, in Irland und Schottland. Er kaufte dann die bretonische Insel Lavrec. Und so machte ich in Frankreich weiter, mietete ein kleines Flugzeug für 90 D-Mark die Stunde und schaute mir von oben die Inseln vor der Küste an. Wenn ein Haus drauf war, dann war es sicher eine Privatinsel, also wollte ich die Eigentümer herausfinden. Dafür schrieb ich dem Bürgermeister der Stadt, das war alles sehr aufwendig und dauerte Wochen. Später nahm ich das Auto, um die Fischer zu befragen. Denn ein Fischer, der gegenüber einer Insel lebt, weiß, wem sie gehört. Oft fährt er den Eigentümer hin und her. So fand ich heraus, welche Inseln zum Verkauf standen und vermittelte sie.

Warum kaufen die Leute eine Privatinsel? Ist das eine Wertanlage?

Ja, damals konnte man sehr günstig kaufen. Eine Insel für 1,1 Millionen würde heute ein Mehrfaches kosten, die Inselpreise entwickeln sich mit etwa zehn Prozent Steigerung pro Jahr. Und der zweite Grund ist das Gefühl der Kontrolle über die Insel. Sie haben auch keine Nachbarn, auf die sie Rücksicht nehmen müssen. Es gibt nur einen Souverän – die Natur, und ihr ordnen sich die Leute gerne unter. Wenn sie mit ihrer Familie oder Freunden auf der Insel sind, dann ist das ein ganz enges Verhältnis. Der Sohn nimmt kein Smartphone mehr in die Hand, sondern geht mit dem Vater spazieren, erlebt dabei täglich etwas Neues. Inselurlaub ist eine besondere Form von Urlaub, daher möchten die Besitzer ihre Insel eigentlich nie wieder verkaufen. Das ist mein Problem hier als Makler. Da muss man schon entweder mit richtig Geld kommen oder es ist etwas passiert.

Was zum Beispiel?

Wir sprechen in der Branche im Englischen von den drei D: Death, Debt und Divorce. Wenn jemand stirbt und Erben hat, ist es besser, er verkauft die Insel und verteilt das Geld. Dann das Thema Konkurs. Wenn jemand bankrott ist, muss er verkaufen. Und der dritte Fall wäre die Scheidung. Wenn die Ehe auseinandergeht, möchte vielleicht eine neue Frau nicht in das Liebesnest der ersten einsteigen.

Welche Voraussetzungen muss so eine Privatinsel haben?

Eine Insel ist im Grundbuch verbrieft, sonst können wir sie nicht verkaufen. Sie muss Eigentum darstellen, keine Pacht Es könnte sein, dass die Insel dem Staat gehört, und der verpachtet sie dann auf 99 Jahre – und so hätte der Kunde nur den Nießbrauch. Bevor die Insel auf unseren neuen Kunden übertragen wird, muss ein Anwalt prüfen, ob das Grundbuch unbelastet ist, ob es Zwangshypotheken gibt oder ein Wegerecht eingetragen ist.

Und sie muss bebaubar sein…

Genau, das gehört mit zur Prüfungsphase. Also: Wir machen einen Kaufvertrag, der Kunde zahlt etwas Geld auf ein Treuhandkonto, damit man weiß, dass er seriös ist und es ernst meint. Und dann kommt die Prüfungsphase von vielleicht 60 Tagen. Geht diese negativ aus, bekommt er seine Anzahlung zurück. Ist sie positiv, kann übertragen werden. Bei der Prüfung geht es auch darum, was der Kunde mit der Privatinsel vorhat. Ob er sich ein Haus bauen möchte, 300 Quadratmeter groß, zweistöckig. Dann bekommt er einen Brief vom Anwalt und vom Architekten, dass das möglich ist und er die Sicherheit hat, dass er bauen darf. Und dass es sich nicht um ein Vogelschutzparadies handelt, wo man gar nichts anfassen darf.

Rund um den Inselkauf lernen Sie sicher die Käufer gut kennen?

Ja, wir sind mit dem Kunden viel unterwegs, man frühstückt sogar zusammen. Das ist nicht der Fall, wenn ich hier in Hamburg Wohnungen verkaufe. Dann ziehe ich meinen Anzug an, treffe den Kunden und zeige ihm die Wohnung. Und dann geht er wieder und wir sind noch beim Sie. Wenn ich mit Inselkunden unterwegs bin, sind wir schnell beim Du und wir unterhalten uns über vieles, was nichts mit dem Inselthema zu tun hat. Über Privates, was er beruflich macht und so weiter. Mit Dieter Hallervorden fuhr ich damals in die Bretagne, wir übernachteten auf der Insel. Morgens um fünf Uhr stand ich auf, weil ich draußen Bilder machen wollte vom Sonnenaufgang. Plötzlich klopfte er mir auf die Schulter und sagte: „Farhad, steck die Kamera weg, die Insel ist gekauft, du brauchst nicht mehr zu fotografieren.“ Und er kaufte sie tatsächlich, die Schloss-Insel Costaérès. Manche Kunden laden mich nach dem Kauf auch zu sich ein, um mir ihr frisch renoviertes Haus zu zeigen – erst vor einigen Wochen Jeremy Irons, der eine Insel vor Irland besitzt.

Wie finden Sie vor Ort heraus, was der Kunde möchte?

Die Kunden sind sehr offen und sagen ehrlich: „Die Insel ist ja sehr schön, aber doch nicht so, wie ich dachte. Ich möchte lieber eine, die weniger Bäume hat, mehr Anhöhen oder einen größeren Strand.“ Dann fahren wir zu einer anderen Privatinsel, deren Merkmale eher passen. Aber das ist selten, denn es ist mit Zeit und Reisekosten verbunden. Die Kunden sehen sich hier schon die Bilder an und sagen mir, was sie möchten und was nicht, bevor sie besichtigen. Ich empfehle auch immer, mit der Familie mal eine Insel in der Gegend zu mieten. Wenn jemand eine Insel kauft, kauft er sich in ein natürliches Umfeld ein, aber auch in ein soziales. Wer vorab mietet, sieht dann schon die Menschen drumherum, die Inseln liegen ja alle nicht weit weg vom Festland. Schließlich müssen die Kunden einkaufen, zur Apotheke, sie benötigen Benzin für ihr Motorboot, oder sie wollen in ein lokales Restaurant gehen. Sie müssen klarkommen mit der Umgebung, wie sie auch immer ist. Auch mit den Vögeln oder Insekten

Wenn die Privatinsel verkauft ist, wer kümmert sich darum?

Oft suchen wir gegenüber auf dem Festland ein kleines Grundstück mit Parkplätzen für Auto und Boot. Der Besitzer kommt dann vom Flughafen, parkt sein Auto, nimmt das Boot aus dem Bootshaus und fährt rüber. Über unsere Verwaltung finden wir meist schnell eine Person, die nach dem Rechten guckt. Es ist nicht schwierig, eine Insel zu betreuen, das machen die Leute gerne. Meist sind es Fischer, die sich freuen, dafür etwas Geld zu bekommen. Wir kündigen ihnen dann den Kunden an und bitten sie, das Haus zu lüften oder zu prüfen, ob die Autobatterie noch voll ist.

Was ist Ihre Lieblingsinsel?

Also, meine Lieblingsinsel ist die nächste, die ich verkaufe. Für mich ist Neuseeland immer so ein Traumland gewesen, die Seychellen auch. Aber als ich dann so weit war, selbst eine Insel zu kaufen, da waren die Seychellen schon so teuer, dass ich es mir nicht leisten konnte. Dort gibt es nicht viele Privatinseln, und die sind sehr gesucht. Oft werden sie zu Resorts umgestaltet. Ich kaufte mir schließlich vor 30 Jahren Forsyth Island vor der Nordküste von Neuseelands Südinsel.

Wie groß sind die kleinsten Inseln, die Sie anbieten?

Für mich sind 10.000 Quadratmeter das Minimum, so sieht es eigentlich auch sonst in der Welt aus. Kleinere Inseln sind meist nicht mehr privat.

Sie sprachen von Unternehmern, Bankiers und Schauspielern. Wer kauft sonst noch Inseln?

Als ich die 100. Privatinsel verkauft hatte, schaute ich mir mal alle Kunden an, aber ich fand keine Gemeinsamkeit. Der eine ist Zahnarzt, der andere Banker oder Tischler. Sie haben alle einen Wunsch, und zwar mit der Natur verbunden zu sein – und das hat nichts mit dem Beruf zu tun, gar nichts.

Was ist mit Yachteignern? Interessieren die sich besonders für Privatinseln?

Na ja, ohne Yacht oder Boot kommt man nicht auf eine Insel. Johnny Depp, Schauspieler und Yachteigner, kaufte mal eine Insel, so vor 20 Jahren. Und er verkörpert das Musterbeispiel. Er fährt mit der Yacht zur Insel, wo er nichts weiter als einen Bootsanlegesteg hat. Er legt an, schläft auf der Yacht, isst dort und genießt den Tag. Er hat kein Haus auf der Insel, keine Verwaltung, keinen Strom, gar nichts. Die Insel bleibt unangetastet, diese Kombination ist ideal.

Und das hat sicher viele Vorteile?

Mit einer Yacht ist man unabhängig. So kam ich auch auf die Idee, zusammen mit der Meyer Werft einen Showroom in San Francisco zu betreiben. Es ging darum, eine Privatinsel und gleich dazu eine schwimmende Villa zu verkaufen. Das hat auch den Vorteil, dass die Kunden die Insel später unbebaut wieder veräußern können.

Ein ziemlich bekannter Yachteigner, Otto Happel, kaufte Frégate Island. Lief das auch über Sie?

Ja, ich glaube, er war damals so 27, als er die Insel kaufte. Das war auch so ein Fall, wo der Verkäufer aus finanziellen Gründen verkaufte, weil er andere Investitionen im Auge hatte. Herr Happel besitzt die Insel auf den Seychellen heute noch und würde sie nie verkaufen. Er baut sich dort gerade ein großes Refugium. Wir haben diese Insel auch schon oft vermietet.

Wer mietet so eine Privatinsel, verraten Sie uns das?

Die witzigste Vermietung für mich war, als ein amerikanischer Rechtsanwalt mich kontaktierte. Er hatte sich in einem Katalog Frégate ausgesucht. Ich sagte, ja, wunderbar, kostet soundso viel, und er schickte das Geld. Dann sollte der Kunde ankommen. Ich mache es immer so, dass ich den Verwalter einen Tag später anrufe und frage, ob der Kunde zufrieden ist oder sich beschwert. Das möchte ich vorher hören und nicht, wenn er wieder weg ist. Ich rief also an: Gibt es Probleme? Überhaupt nicht, antwortete der Verwalter, aber das ist kein Rechtsanwalt, das ist Bill Gates. Ich erzählte es damals niemandem.

Der Bereich Vermietung, ist das zunehmend interessant?

Ja, sehr. Ich sehe es selbst an meiner Insel. Die vermiete ich auch, deshalb habe ich ein Haus für meine Familie und eines für die Vermietung. Wenn man in Neuseeland baut, müssen die Häuser nicht teuer sein, man muss sie nicht isolieren, es gibt keinen Frost. Die Häuser sind 200 bis 300 Quadratmeter groß, mehr nicht. Die Kunden möchten die Natur erleben.


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