Klimaforschung“Polarstern II” - Hightech-Eisbrecher für die Wissenschaft

Christian Tiedt

 · 23.02.2025

Rendering der "Polarstern II" in ihrem zukünftigen Einsatzgebiet.
Foto: Alfred-Wegener-Institut / thyssenkrupp Marine Systems
Die “Polarstern II” wird das neue Flaggschiff der deutschen Forschungsflotte: Der Bauauftrag für den 160-Meter-Giganten wurde erteilt. Er wird mit Hightech für die Über- und Unterwasserforschung ausgestattet sein - und dabei ganz dickes Eis brechen.

Seit ihrer Indienststellung vor mehr als vier Jahrzehnten war sie eines der bekanntesten Schiffe Deutschlands - und doch fast nie in heimischen Gewässern anzutreffen. Seit 1982 ist der Forschungseisbrecher “Polarstern” des Alfred Wegener Instituts (AWI) in den hohen Breiten von Nord- und Südhalbkugel unterwegs, um Wissenschaftlern die Arbeit in diesen entlegenen Regionen zu ermöglichen.

Im Dauereinsatz für die Wissenschaft

Außerdem wird das knapp 118 Meter lange 12.000-Tonnen-Schiff zur Versorgung der permanenten deutschen Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis eingesetzt. Rund 300 Tage pro Jahr ist die “Polarstern” auf See, gearbeitet und geforscht wird von den etwa 100 Personen an Bord rund um die Uhr. Derzeit läuft die 146. Forschungsreise im Südpolarmeer.

Bei einer solchen Dauerbeanspruchung kommt jedes Schiff in die Jahre. Deshalb begannen bereits 2010 erste Planungen für eine noch leistungsfähigere Nachfolgerin. Nachdem es immer wieder Verzögerungen und Änderungen bei Ausstattung, Anforderungen und Ausschreibung gegeben hatte, konnte kurz vor Weihnachten der Bauauftrag für die neue “Polarstern II” vergeben werden.

“Polarstern II”: Spezialschiff voller High Tech

Den Zuschlag zum Bau des Flaggschiff für die deutsche Klimaforschung erhielt thyssenkrupp Marine Systems (TKMS), entstehen wird die “Polarstern II” in Wismar und nach fünfjähriger Bauzeit im Jahr 2030 an das Alfred Wegener Institut übergeben werden. Die Kosten werden mit knapp 1,2 Milliarden Euro veranschlagt,

Für diesen Preis erhält die Forschung ein Spezialfahrzeug, das mit modernster Technologie und Sensorik ausgestattet sein wird: Zu den neuen Fähigkeiten zählen etwa ein Moonpool für die Unterwasserrobotik, der Einsatz unbemannter Tauchfahrzeuge bis 6000 Meter Tiefe, ebenfalls unbemannte Flugkörper, und neue Bohrtechnik, um auf dringende wissenschaftliche Fragen, besonders in der Klimaforschung, Antworten finden zu können.

Mit drei Knoten durch meterdickes Meereseis

Auf der 160 Meter langen und 27 Meter breiten “Polarstern II” wird Platz für 50 Besatzungsmitglieder und 60 bis 90 Wissenschaftler sein. Für die Arbeit stehen 13 Labore verschiedener Ausstattung zur Verfügung. Die Rumpfkonstruktion wird der sogenannten Polarklasse 2 entsprechen: Das Schiff wird in der Lage sein, bis zu 1,8 Meter dickes Packeis bei drei Knoten Fahrt zu brechen.

Bis die “Polarstern II” in Dienst gestellt werden kann, wird die Klassifikation ihrer Vorgängerin noch einmal verlängert, um eine Fähigkeitslücke in der Forschung zu vermeiden. Zu den bislang zurückgelegten 1,9 Millionen Seemeilen im Einsatz der Wissenschaft werden also noch ein paar hinzukommen.

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