KlimawandelNord- und Ostsee leiden unter “marinen Hitzewellen”

Boote Redaktion

 · 10.06.2025

Klimawandel: Nord- und Ostsee leiden unter “marinen Hitzewellen”Foto: BOOTE/KI-generiert
Die Wassertemperaturen vor unseren Küsten steigen immer stärker an. Das wird unweigerlich Folgen fürs Klima haben
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) stellte in den Monaten März, April und Mai 2025 besonders hohe Wassertemperaturen in der Nordsee und Ostsee fest – ein weiteres Indiz für den fortschreitenden Klimawandel. Die Nordsee erlebte das wärmste Frühjahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1997. Auch in der deutschen Ostsee wurden Temperaturrekorde gemessen.

„Im Frühjahr stieg die Temperatur der Nordsee auf durchschnittlich 8,7 Grad – die höchste seit Beginn unserer aktuellen Daten in 1997. Das liegt im Durchschnitt 0,9 Grad über dem langjährigen Mittel von 1997 bis 2021. Fast die gesamte Nordsee war an der Oberfläche mindestens 0,5 Grad wärmer als üblich, mit deutlichen Ausreißern nach oben“, erklärt Dr. Tim Kruschke, Leiter des Referats Marine Klimafragen beim BSH.

Die stärksten Abweichungen wurden in der östlichen Nordsee vor der Küste Norwegens und Dänemarks beobachtet, wo die Temperaturen um bis zu 2 Grad über dem langjährigen Durchschnitt lagen. Es sind die höchsten Frühlingstemperaturen, die das BSH seit 1997 für große Teile der nördlichen und zentralen Nordsee gemessen hat.

Meere im roten Bereich: Abweichung des Frühjahrsmittels der Oberflächentemperaturen in 2025 zum langjährigen Frühjahrsmittel von 1997 bis 2021 für die Nordsee (links) und die Ostsee (rechts)Foto: BSHMeere im roten Bereich: Abweichung des Frühjahrsmittels der Oberflächentemperaturen in 2025 zum langjährigen Frühjahrsmittel von 1997 bis 2021 für die Nordsee (links) und die Ostsee (rechts)

In der deutschen Nordsee lagen die Oberflächentemperaturen auch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt, nämlich zwischen 0,8 und 1,5 Grad. Je nach Standort war es das viert- bis sechstwärmste Frühjahr seit 1997.

Ostsee: Deutsche Gewässer mehr als 2 Grad wärmer

Im Frühjahr erreichte die Ostsee eine Durchschnittstemperatur von 5 Grad, was das sechstwärmste Frühjahr seit 1997 darstellt und 1 Grad über dem langjährigen Mittel liegt. Es gab deutliche regionale Unterschiede: Der äußerste Norden war etwas kälter als der Durchschnitt, während der Süden deutlich wärmer war.

Im südwestlichen Teil der Ostsee, der die deutschen Gewässer und die dänischen Inseln umfasst, lagen die Temperaturen mehr als 2 Grad über dem Langzeitmittel. Dort war es das wärmste Frühjahr seit Beginn der aktuellen Aufzeichnungen im Jahr 1997.

Kiel: Marine Hitzewelle hielt über 55 Tage lang an!

Am Leuchtturm Kiel registrierte die BSH-Messstation vom 28. März bis 21. Mai 2025 in einer Wassertiefe von einem halben Meter eine marine Hitzewelle.

Was sind marine Hitzewellen?

  • Marine Hitzewellen sind Extremereignisse, bei denen die Temperaturen mindestens fünf Tage lang zu den höchsten zehn Prozent der über 30 Jahre gemessenen Werte am betreffenden Ort für die jeweilige Jahreszeit gehören.

„Diese marine Hitzewelle hielt 55 Tage an – die längste, die wir je an unserer Station in Kiel gemessen haben, wo wir seit 1989 kontinuierlich Daten erfassen. Die Temperaturen lagen während der marinen Hitzewelle durchschnittlich 2,6 Grad über dem Mittelwert von 1991 bis 2020, mit einem Höchstwert von 4,3 Grad über dem Durchschnitt“, berichtet Dr. Claudia Hinrichs, Klimawissenschaftlerin beim BSH.

Schwellenwert überschritten: marine Hitzewelle vom 28. März bis 21. Mai 2025 an der BSH-Station Leuchtturm KielFoto: BSHSchwellenwert überschritten: marine Hitzewelle vom 28. März bis 21. Mai 2025 an der BSH-Station Leuchtturm Kiel

Klimawandel: Nordsee und Ostsee immer wärmer

Das BSH untersucht wöchentlich die Oberflächentemperaturen der Nord- und Ostsee, indem es Daten von Satelliten mit Messungen von Stationen und Schiffen kombiniert. Der Frühjahrsdurchschnitt für 2025 wurde basierend auf den wöchentlichen Durchschnittstemperaturen im März, April und Mai berechnet und mit den Werten von 1997 bis 2021 verglichen.

Solche Analysen erstellt das BSH im Rahmen des DAS-Basisdienstes „Klima und Wasser“. Dieser Dienst, der in Zusammenarbeit mit anderen Bundesbehörden im Zuge der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) betrieben wird, dient der Beratung von Akteuren in Politik und Gesellschaft.

Dr. Kerstin Jochumsen, Leiterin der Abteilung Meereskunde beim BSH:

Unsere Daten zeigen, dass sich Nordsee und Ostsee kontinuierlich erwärmen. Das ist eine direkte Folge des Klimawandels und verändert die Meeresumwelt zunehmend.

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