Die Bilder zeigen für viele Eigner eine Schreckensbilanz. Gesunkene Boote, schwer beschädigte Yachten, losgerissene Stege. In den frühen Morgenstunden meldete der Versicherungsmakler Pantaenius 50 Totalverluste, man gehe aber von über 200 Totalschäden aus. Die Pegelstände stiegen in Flensburg auf Maximalmaße von 2,27 Meter über dem mittleren Wasserstand, in Eckernförde auf 2,10 Meter. „Schilksee gleicht einem Schlachtfeld“, lautete der Kommentar eines Beobachters.
Viele Eigner kämpften die ganze Nacht um ihr Eigentum. Doch selbst wenn es gelang, das eigene Boot zu sichern, entstanden Schäden durch andere, losgerissene Yachten.
Warum so viele Yachten trotz der Vorhersage offenbar unvorbereitet im Wasser blieben, ist unklar. Einige Eigner hatten wohl jetzt in der Ferienzeit wegen zu langer Anreisewege keine Gelegenheit, sich um das eigene Boot zu kümmern. Allerdings: Der Sturm und das Hochwasser waren lange vorher angekündigt worden.
Schnell wurden Vorwürfe an die Hafenmeister laut, sie hätten sich zu wenig gekümmert. Wofür aber ein Hafenmeister zuständig ist, lesen Sie in diesem Artikel:
Was sich zwischen ca. 18 und 22 Uhr abgespielt hat, war eine Apokalypse und mit das Schlimmste, was ich bisher im Zusammenhang mit Segeln erlebt habe.“
Auch in den sozialen Netzwerken häuften sich in der Nacht und heute die Berichte über das Jahrhunderthochwasser. Stellvertretend der bekannte Buchautor Jan von der Bank auf Facebook: „Ich bin gerade im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich fertig und abgekämpft aus Kiel (Schilksee) zurück gekommench haben das, was sich in Schilksee abgespielt hat, mit nur leichten Blessuren überstanden. Schilksee Süd gleicht einem Schiffsfriedhof, auch im Nordhafen sind Yachten auf Tiefe gegangen. Was sich zwischen ca. 18 und 22 Uhr abgespielt hat, war eine Apokalypse und mit das Schlimmste, was ich bisher im Zusammenhang mit Segeln erlebt habe.“. Nur ganz kurz noch, weil mich doch viele besorgte Anfragen erreicht haben: Rémy und i
Von der Bank hatte noch gestern gewarnt: „Die meisten Leute verwenden feste Augen (Palsteke) für die Dalbenfestmacher. Die können bei den erwarteten Wasserständen tatsächlich oben über die Dalben rutschen. Wer kann, sollte also unbedingt zu seinem Boot gehen und die Achterleinen schnell noch mit Stoppersteken festmachen, die sich am Dalben bekneifen. Ich habe eine Menge Schiffe gesehen, die absolut null komma gar nicht auf Sturm vorbereitet sind: quer zum Wind, einfache Leinenverbindung, in Luv ganz knapp an der Betonkante vom Steg, Großsegel und Rollgenuas noch angeschlagen (letztere teilweise ohne Persenning und nicht mal mit Zeising gegen Aufdrehen gesichert !!!) ... Das wird für manchen ein böses Erwachen geben.“
Im dänischen Sonderborg ist es derweil zumindest vergleichsweise etwas glimpflicher verlaufen. Grund dafür dürfte die geschütztere Lage sein, zudem war der Hafen nur zu 30 Prozent ausgelastet. Dennoch wird die Zahl der gesunkenen Yachten derzeit auf sechs geschätzt, vier weitere liegen auf den ebenfalls stark beschädigten Stegen, andere haben sich auch hier losgerissen. Ein großes Motorboot sei aus dem Hafen getrieben und an der gegenüberliegenden Küste auf den Strand gespült worden.
Während sie beim überraschenden Orkan im August 1989 am härtesten getroffen wurde, als es zum bisher größten Yachtschaden der deutschen Geschichte kam, blieb im Gegensatz zu Kiel Schilksee auch die Marina Wendtorf aus Lage-Gründen weitgehend verschont. Einen hohen Ansturm an Aufträgen erwartet Ole Winterberg von der ansässigen Werft Bottsand Bootsbau dennoch. „Wir werden in den kommenden Monaten versuchen, so viele Eigner und Eignerinnen wie möglich unterstützend zur Seite zu stehen“, erklärt er. Ob es zu Überlastungen und langen Wartezeiten kommen wird, sei jedoch noch nicht abzusehen. „Im Augenblick gilt es im engen Kontakt mit den Sachverständigen der Yachtversicherungen und den Eignern und Eignerinnen zu sein, um eine schnelle Regulierung der entstandenen Schäden zu koordinieren.“