MarinefliegerSAR-Hubschrauber Sea King – der König nimmt Abschied

Die Minentaucher werden aus dem Wasser hoch gewinscht
Foto: Bundeswehr/ Ann-Kathrin Fischer
Mehr als ein halbes Jahrhundert flog der Hubschrauber für die Deutsche Marine - und fast von Beginn an auch im Such- und Rettungseinsatz. Am 31. August ist jedoch endgültig Schluss: Dann verabschiedet sich der Westland Mk. 41 Sea King aus dem Truppendienst - mit der offiziellen Außerdienststellung des Musters am Standort des Marinefliegergeschwaders 5 in Nordholz bei Cuxhaven. Der Nachfolger des “Kings” wird bereits seit einigen Jahren in den Aufgabenreich der Seenotrettung eingeführt, nun übernimmt der MH 90 Sea Lion vollständig.

Fünfzig Dienstjahre sind für jede Art von Technik eine lange Zeit, ganz besonders jedoch für Fluggeräte. Die Einsatzbereitschaft der zuletzt 21 der ursprünglich angeschafften 22 Sea Kings wurde daher immer aufwendiger und teurer. Da die Einsatzbereitschaft des Nachfolgemodells sich aber über Jahrzehnte verzögerte, musste der deutlich Veteran länger durchhalten als ursprünglich geplant. Das tat er jedoch bis zuletzt ohne Einschränkungen bei Übungen und Einsätzen in den Seegebieten entlang der deutschen Küsten.

Mehr als 14000 SAR-Einsätze mit dem Sea King

Nach Angaben der Bundeswehr stehen bis heute mehr als 14000 Einsatzflüge zu Buche. Während der Großteil davon im klassischen SAR-Rahmen über Nord- und Ostsee durchgeführt wurde, kamen immer wieder auch besondere Aufgaben auf die Sea Kings und ihre drei - bis vierköpfigen Besatzungen zu, so etwa schon kurz nach der Indienststellung während der großen Schneekatastrophe 1978/1979, bei der Oderflut 1997 und sogar nach der verheerenden Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean im Dezember 2004.

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Im heimatlichen Gewässern war die Einsatzgeschichte seit Beginn durch eine enge Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und benachbarter Rettungsdienste gekennzeichnet. Immer wieder trainierten die Besatzungen der Marineflieger und der Seenotretter zusammen, wobei die Hubschrauber neben der koordinierten Suche auch auf das Bergen von Schiffbrüchigen aus dem Meer und dem Abbergen direkt von Bord aus zum schnellen Transport zu Rettungseinrichtungen an Land spezialisiert waren. Dazu kam die über der Rumpftür an der Steuerbordseite des Sea King montierte Winsch zum Einsatz.

Der Sea King stammt ursprünglich aus den USA

Die Geschichte des Hubschraubers geht sogar noch länger zurück: Bereits im März 1959 fand in den USA der Erstflug des Sikorsky H-3 statt. In erster Linie als Bordhubschrauber für die Jagd von sowjetischen U-Booten entwickelt, zeigte sich der 22 Meter lange und dank seiner beiden 1500-PS-Triebwerke bis zu 120 Knoten schnelle Spezialist bald auch für die Suche und Rettung bei Seenotfällen als besonders geeignet. Insgesamt nutzten 35 Staaten das Muster. Die britische Firma Westland begann 1969 mit der Lizenzproduktion. Die Bezeichnung dieser Maschinen lautete Sea King Mk. 41.

Auch die 22 Exemplare des Bundeswehr stammen aus dieser Produktion. Allerdings wurde Flugtechnik, Elektronik und Antrieb über die lange Dienstzeit immer wieder auf den neuesten Stand gebracht und in der Leistung gesteigert - auch weil die Helikopter für den regulären militärischen Einsatz (etwa an Bord der großen Einsatzgruppenversorger der Marine) immer wieder neue Aufgabenprofile zugewiesen bekamen.

Doch auch, wenn die lange Einsatzzeit in deutschen Diensten zu Ende geht, werden einige der Hubschrauber noch weiter fliegen: sechs Exemplare wurden nach dem russischen Invasion an die ukrainischen Streitkräfte geliefert, neun weitere kamen von der Royal Navy.

Sea Lion: Der leistungsstarke Nachfolger

Der NH-90 NTH Sea Lion von Airbus Helicopters ist der neueste Mehrzweckhubschrauber der Marine. Die Abkürzung NTH steht für Naval Transport Helicopter, um ihn von anderen Versionen zu unterscheiden. Im Vergleich zum Modell des Heeres ist er mit einer Vielzahl von Sensoren sowie Navigations- und Kommunikationsgeräten ausgestattet. Darunter ein 360-Grad-Seeraum-Überwachungsradar und eine Infrarotkamera. Zusätzlich verfügt er über eine Harpune zur Sicherung auf Flugdecks von Schiffen und einen automatisch faltbaren Rotor für den Bordhangar.

Der Hubschrauber wird hauptsächlich für Such- und Rettungsmissionen sowie für den Transport von Personal und Material eingesetzt. Er bietet Platz für bis zu 20 Personen an Land und bis zu 16 Personen über See - eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Sea King. Für SAR-Aufgaben ist er mit einer Rettungswinde sowie spezieller medizinischer Ausrüstung ausgestattet. Obwohl er 2,5 Meter kürzer ist als sein Vorgänger, liegt das maximale Startgewicht mit 11 Tonnen knapp zwei Tonnen über dem des “Sea King”. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 175 Knoten, die Reichweite über 400 Seemeilen.

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