Eine etwa 9 Meter lange Segelyacht mit sechs Personen an Bord – zwei Erwachsene und vier Kinder – geriet am späten Nachmittag des 14. April bei ablaufendem Wasser auf einer großen Sandbank zwischen den Fahrrinnen Schluchter und Dovetief, etwa eine Seemeile nördlich von Norderney, fest. Gegen 17.30 Uhr ging bei der DGzRS-Rettungsleitstelle See in Bremen der Notruf des Skippers ein. Das Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) leitete umgehend Rettungsmaßnahmen ein. Der Seenotrettungskreuzer “Eugen” von der Station Norderney sowie kurz darauf das Seenotrettungsboot “Otto Diersch” von der Station Norddeich wurden alarmiert und machten sich auf den Weg zum Havaristen.
Die Situation war prekär: Bei östlichen Winden mit einer Stärke von 3 Beaufort und ablaufendem Wasser drohte die Yacht in der Brandung auf der Sandbank leckzuschlagen. Den Einheiten der Seenotretter gelang es trotz der schwierigen Bedingungen, eine Leinenverbindung zur havarierten Yacht herzustellen. In einer koordinierten Aktion konnten die Retter das Boot von der Sandbank freischleppen. Die “Otto Diersch” übernahm anschließend den Havaristen und brachte ihn sicher in den Hafen von Norddeich. Die sechsköpfige Familie kam mit dem Schrecken davon.
Das Seegatt zwischen Juist und Norderney gilt selbst unter erfahrenen Skippern als anspruchsvolles Revier. Vor Norderney geraten immer wieder Boote in bedrohliche bis lebensgefährliche Situationen: So kamen im letzten Jahr im April vier Briten vor der Insel fest, im Juni ein norwegischer Einhandsegler. Dass eine Havarie so glimpflich abgeht wie die gestrige, ist dabei eher selten der Fall. Häufig erleiden Yachten in der Brandung einen Wassereinbruch, die Situation kann schnell lebensgefährlich werden.
Die Fahrwasser in diesem Gebiet können sich durch natürliche Prozesse ständig verlagern. Ihre Nähe zu gefährlichen Sandbänken erfordert höchste Aufmerksamkeit und präzise Navigation entlang des Tonnenstrichs. Besonders zu Saisonbeginn ist es zudem ratsam, sich vor dem Befahren eines Seegatts aktuelle Informationen zur Lage einzuholen und die Navigation entsprechend anzupassen. Generell wird empfohlen, die Seegatten nie bei ablaufendem Wasser zu passieren.